Zirkusfamilienzeitakrobat

Pläne sind gut, um über den Haufen geworfen zu werden. Heute morgen wusste ich, dass ich früh
aufstehen sollte, damit Tom rechtzeitig samt seines (von mir gestern Abend noch rasch
zusammen gebastelten) Familienhauses im Montessori-Kinderhaus eintrifft. Allein das gestaltete
sich schwierig, nachdem die Nacht ein kleines Abenteuer war. Am Morgen also erstmal nüchtern
festgestellt, dass das Tochterkind zwar immer noch kein hohes Fieber hat, aber doch lieber
erstmal einen weiteren Tag zu Hause bleiben sollte. Dies war zum Teil eine sehr weise
Entscheidung wie sich später heraus stellen sollte. Zurück zum Morgen. Nachdem Noah realisiert
hatte, er müsse erneut allein in den Kindergarten, gab er seinen Ärger erst einmal lautstark kund.
Fantastisch, wenn die Kinder ihre Gefühle mit uns teilen. Als er doch fröhlich fort fuhr, machte
ich mich noch rasch zurecht bis mir einfiel, dass wir nicht den sondern den anderen Bus
brauchen, der 5 Minuten eher fährt. Ich rannte also mit wehenden Kinder hinter mir zur
Haltestelle. Frühsport, aber ich traf unseren einen Nachbarn, war wach, sehr sogar und erwischte
noch den Bus. Wir waren sogar die ersten im Kinderhaus. Soweit so gut. Als Kamikaze-Tom
verräumt war, zog ich das Tochterkind hinter mir und den Kinderwagen schiebenderweise vor
mir her zum Discounter und kaufte Reste ein. Das Tochterkind begann zu jammern. Ein ungutes
Zeichen. Beim Eintreffen zu Hause, fühlte ich mich losgelöst, trotz der zwei anderen Kinder.
Es war hellichter Tag und Tom war nicht da. Niemand schnatterte. Und ich überhörte das
Tochterkind gekonnt einfach. Kurz vorm Gehen, wollte ich dem mittlerweile verdächtig
zitternden Tochterkind noch einmal Fiebermessen. So vorsichtshalber. Und es stieg und stieg.
Hatte ich erwähnt das ich gerade gehen wollte? So konnte sie nicht mit. Allein zu Hause
lassen? Und nachher? Und überhaupt? Zeit für den Zeitzirkusfamilienakrobaten. Kann man
Tom von jemand anderen abholen lassen- nein. Dann muss das Tochterkind hier bleiben,
war die logische Schlussfolgerung. Ich gab ihr Zaubersaft, damit das Zittern aufhörte, denn
so ein Fieberkrampf wäre ohne mich zu Hause etwas unschön. Zeit für Telefonie. Ich
kaufte einen Abholfreundin für Noah- zwar schon für 12Uhr, aber besser als nix allemal.
Dann Kindergarten über neuen Tagesablauf informiert. Hoch gerannt, Tochterkind begutachtet.
Dem Tochterkind das Telefon erklärt und die Telefonnummer notiert, auf den schlechten
Empfang in zweiten Obergeschoss hingewiesen und auf Nachbarn verwiesen. Dann losgerannt
mit Zwillingskinderwagen und den Gatten informiert. Nebenbei einen Anruf bemerkt von
zu Hause. Das Schwitzen begonnen. Zurück gehen oder auf den Verstand hören? Weiter
gehen, Tochterkind auf den Anrufbeantworter gesprochen, sie möge bitte die grüne Taste
drücken und das tat sie auch, und sie sagte, sie hätte Ohrenschmerzen. Immerhin sie lebte.
Ohrenschmerzen waren wohl auch nicht so schlimm. Ich war also fast da, pennte Ben im
Wagen. Hab ich mal erzählt, dass dieses Kinderhaus auf einem sehr hohen steilen Berg steht?
Ja also auf die gute Bremse des Zwillingswagens vertraut und rein. Brav gewartet, den
Sohn angezogen und runter gehechtet, wieder halb auf dem richtigen Weg heim, noch mal
zurück, brauche ja meine Kuchenform vom Bazar unbedingt für morgen. Jetzt aber doch
nach Hause endlich. Zu Hause wurden wir vom gut gelaunten Tochterkind empfangen.
Ben schlief noch. Babykind braucht seinen Schlaf. Und nun? Ins Haus. Jaha, aber das Haus
ist sehr hellhörig, es gibt kein richtiges Treppenhaus nur ein Dielchen. Also Ben samt
Zwillingswagen in die Winzlingsdiele geschubst und den Kindern eine DVD angemacht. Psst,
leise sein! Aber alle 10min eine neue Folge anmachen, hieß hoch und runter, hoch und
runter. Erdgeschoss, zweites Geschoss. Dann 30min gelauert, dass meine Abholfreundin den
Noah liefert. Als ich das Auto kommen sah, schob ich schnell den Zwillingswagen in das Haus
rein ins Wohnzimmer und schloss die Tür zur Winzlingsdiele. Als Noah fertig war, hielt ich
ihm quasi den Mund zu, brachte auch ihn hoch ins Schlafzimmer. Zwillingswagen wieder
zurück in die Diele gekarrt. Und er schlief wirklich seinen Mittagsschlaf völlig ungestört.
Wir aßen Mittag, der UPS Bote holte mein Paket wieder ab und bekam einen Cookie. Man
hat der sich vielleicht gefreut. Alles war prima. Doch den Kindern war langweilig. Kennen
sie gelangweilte Kinder? Ich hatte heute nicht so wirklich Zeit, ich buk einen Gugelhupf,
Zimtcookies und einen Chocolate Fudge Cake. Es war keine Zeit für Entertainment. Außerdem
hatte ich mit Ben alle Hände voll zu tun, denn irgendwann fiel Ben auf er hätte Zahnweh.
Also schleppte ich ihn herum. Setzte ihn mal auf die Arbeitsplatte, mal auf die Hüfte.
Und als die Kinder gerade meinten, es wäre auch für sie ne prima Idee hoch zu gehen zum
Duschen, fand Ben es eine prima Idee, mal kurz in die Schublade zu greifen und sich die
Mazola-Keimöl Flasche zu schnappen- was wirklich anspruchsvoll ist, weil sie in weiser
Voraussicht schon sehr weit hinten steht stand, ging extra zwei Schritte in Richtung
Kühlschrank und ließ sie gepflegt fallen. Das war der Moment in dem ich den Gatten anrief,
denn nach dem Urschrei, fiel mein Blick in die Küche und die paar restlichen Küchentücher.
Haha. „Dies ist keine Übung. Komm sofort nach Hause.“ Waren ja nur 45min eher. *hust*
Soll ich Ihnen mal was sagen? Es war trotzdem ein schöner Tag. Glaub ich. Also für mich.

5 Kommentare

  • frau siebensachen

    danke für das großartige wort: ZIRKUSFAMILIENZEITAKROBAT.

    (öm, hätten sie da nicht noch ein paar BEDÜRFNISSE drin unterbringen können?)

    daß es trotzdem ein schöner tag war, glaub ich glatt. ich finde es auch immer ungeheuer befriedigend, wenn so ein megastresstag trotz allem gelingt ohne geschrei und ausraster (allerseits). jonglage pur.

    nichtsdestotrotz haben sie sich jetzt eine feine massage und eine ruhige nacht verdient!
    gute erholung für einen neuen tag!

  • jo

    Ich hasse solche Tage! Blöderweise findet der Mann dann meist alles gar nicht so schlimm…
    Aber Hut ab f.die Tochter! Das hätte ich mich nicht getraut, sie allein zu lassen. Wielange bist Du denn zum Kindergarten unterwegs?