Vorbei

Es war gestern halb zwölf, als das erste Tageskind abgeholt wurde. Sobald das Mädchen abfuhr, musste ich schlucken. Ich sah ihr hinterher und mir wurde schwer ums Herz.
Ich atmete durch, drehte mich in den Wind und sah in den Himmel, der aussah wie ich mich fühlte. Weisse Wölkchen, blauer Himmel und dunkle, graue Wolken. Konnte das Zufall sein?

Himmel

Die halbe Stunde, die ich hatte bis auch das zweite Kind an diesem letzten Tag abgeholt werden würde, war wie ein Schwebezustand. Ich war nicht wirklich da, als wir die Sachen raustrugen und auch dieses Kind weg fuhr. Nicht für immer aus meinem Leben, doch irgendwie aus unserem.

Der Küchenfußboden bot sich an, ich liess mich auf die Fliesen gleiten und fing an zu weinen. Ich wollte gern allein sein. Versuchte zu fassen, was da alles hoch geschwemmt wurde.
Da war Trauer und (Abschieds) Schmerz. Viele schöne Erinnerungen an ein ganzes halbes Jahr. Aber auch Erleichterung. Wut, die ihren Platz genau dazwischen hatte. Und Freude, die ich empfand für das war und das was kommt.
Da kommen wir- in Reinform. Der Mann schrieb mir an diesem Tag kurz bevor es ernst wurde. Und genau diese Zeilen las ich auf dem Boden sitzend: „Gleich bist du nicht mehr TagesMutter, sondern nur noch Mutter.“
Bescheidene Worte, die nur mein Verbündeter schreiben konnte.
Ich wartete darauf, dass dieses Wort „nur“ mir Angst einjagen würde, so wie sonst, als würde es nicht reichen dieses Wir. Als müsste da noch mehr warten, um vollwertig zu sein. Aber dieses „nur wir“ hört sich gut an. Nach wie vor.

4 Kommentare

  • frl_mieke

    Wie schön.WIR.Genug.
    Du weisst gar nciht, was Deine Wort in mir anrühren.
    Ich freue mich so für Dich.Für Euch.

    Ich hadere mein halbes Leben schon mit diesem NICHT GENUG sein.
    Und bei Dir hab ich es dann gefunden und für mich annehmen können.
    (Und arbeite immer wieder dran, es nicht wieder zu verlieren)

    Du bist genug, wie Du bist.Ihr seid genug. Genau so wie es ist. Da muss gar nicht mehr sein. Da darf irgendwann mehr sein, wenn die Zeit reif ist.
    Aber niemals muss da mehr sein, weil es so wie es ist, gut und genug ist.Und sogar mehr als das. Dein Leben ist reich. Und so wunderbar.

    Ich freu mich von Herzen für Dich und diese Erkenntnis und das Gefühl dazu.

    YOU ARE ENOUGH.
    (Mein Mantra und mein roter Faden. Würde ich mir am liebsten auf den Arm tätowieren, damit ich es nie mehr vergesse)

  • kassiopeia

    Ich hatte Tränen in den Augen beim Lesen. Denn ich war grad allein am Strand. Es war sehr Symbolträchtig. Ich glaube, du hast keine Ahnung wie gut mir immer deine Worte tun! <3 Danke!

  • isabella

    eine siebenköpfige familie ist mehr als genug. jedenfalls an arbeit. famlilie ist ein glück und ein segen, aber enorm viel zeitaufwand. das ist mehr als eine auslastende berufstätigkeit von 38 1/2 stunden. jedenfalls wenn man es so macht wie du. und selbst wenn nicht, wem wollen wir was beweisen? anderen? uns selbst?

    und selbst wenn man etwas beweisen sollen würde.

    ihr und eure kinder und das ganze drumherum, das bewies schon lang viel mut, fleiß, hart im nehmen sein, geschick, hingabe und liebe. soll mal einer so schnell nachmachen.

    die trauer um den abschied kann ich verstehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es ohne der tätigkeit als tagesmutter wieder eine andere/bessere/entspanntere dynamik gibt. nur eine vermutung. man kann dinge die man selbst nicht erlebt, immer nur erahnen.

    alles liebe weiterhin <3