Verzweiflung

Ja, es mag abgedroschen klingen und ich neige tatsächlich zu bodenloser Übertreibung, aber was ist nur los? Ich fühle mich so ausgelaugt. Und ja ich nage am Verlust meiner Fantasien und Hoffnungen, die ich von dieser und der kommenden Zeit gehabt hatte.
Nachdem ich bereits letzte Woche beim Zahnarzt war und das ein quasi altbekanntes Problem war, bekam ich gestern so ein Ziehen, andere Seite und oben- ein bißchen Abwechslung :/ Ich wollte abends Zahnseide nehmen, hätte ja sein können, dass sich etwas zwischen die Zähne verirrt hat. Dann schlief ich eigentlich ganz gut (nach einem wirklich schönen Tag!), wunderte mich über meine Müdigkeit die letzten Tage und wachte mit Zahnschmerzen auf. Ich überlegte noch gleich zum Zahnarzt zu gehen, aber es blieb ja die Hoffnung, dass das Zahnfleisch einfach entzündet ist. Aber es ließ mir keine Ruhe, die Schmerzen wurden trotz Kamille nicht besser, ich wurde unruhig, rasselte mit Ben aneinander und motzte dann den Mann am Telefon an, er möge jetzt heim kommen- es würde nun reichen, mein Limit wäre leider erreicht (mal wieder nicht ohne Schuldgefühle) einen Tag vorm Geburtstermin, unter der Auflage ich bekäme gleich einen Termin beim Arzt. Und den Termin bekam ich und lief mit zwei Kindern eben dorthin, Tom wurde also von seinem Papa abgeholt. Ich nahm auch eine Tablette, was schon etwas heißen mag. Und natürlich ist da auch große Enttäuschung. So bekommt man eben kein Kind. Morgen ist schon wieder Freitag und dann Wochenende, so Schmerzen lassen sich nicht aufschieben.
Also dachte ich noch, man würde mich vielleicht wieder wegschicken. Aber nein, es ist die Wurzel eines Zahns, bei dem schon einmal die Füllung raus musste. Und auch DER Zahn. DER Zahn ist der Zahn mit dem ich zu kämpfen hatte, als ich damals unser Bauchbaby beerdigen musste. Ich war noch im Krankenhaus als die Schmerzen wieder(!) groß wurden, nahm Tabletten und hatte damals (m)eine (erste) Wurzelspitzenresektion einen Tag vor der Beisetzung. Diese Schmerzen und alles rund um das Ereignis werde ich nie vergessen. Es war einfach furchtbar. Dieser Zahn also. Er eitert, ist nun offen. Und so fühle ich mich auch. Verletzlich. Wund. Und ich bin an so einem Punkt. Ich soll nun abwarten und kann nur hoffen, dass das Offensein allein hilft, damit der Druckschmerz weg ist. Ich unser Kind bekommen kann und dann gibt es nichts mehr zu verschieben, wenn Anton da ist, muss ein Röntgenbild her. Und wenn ich Pech habe, großes Pech muss er raus dieser Zahn und mittlerweile wäre mir das egal, nur bräuchte ich dann mit meinen 30 Jahren die dritte Brücke. Ich heule. Ich mag unseren Sohn bekommen, ohne Zahnschmerzen. Ich mag ankommen, kurz heilen dürfen, bitte das.
Und auf der anderen Seite komme ich mir albern vor, weil wir es hier so gut haben. Niemand hungert, keiner um sein Leben fürchten muss. Aber erklär das jemand meiner Seele, meinem Herzen…

Und nun den nächsten Arzttermin organisieren, denn seit gestern habe ich am Bauch eine wunde, gerötete Stelle. Bisher half keine Selbstbehandlung. Und ich las von Studien, die einen Zusammenhang mit Totgeburten feststellen und welche ohne. Es wird nicht besser. Ich hab Angst um Anton.

Es mag kindisch klingen, aber SO hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Ich kann nur noch daran denken, Anton im Arm zu halten, munter.

Lassen Sie mich durch! Ich bin höchstschwanger und voller Hormone!

Kommentare deaktiviert für Verzweiflung