Abschlussuntersuchung

Besonders aufgeregt sein konnte ich heute nicht, weil die Zahngeschichten mich weiterhin gut auf Trab halten, aber dennoch spürte ich die Anspannung.
Ich hatte versucht meinem Körper zu vertrauen. In den ersten Wochen am Meer beobachtete ich noch kritisch das Treiben meines Körpers, aber mit der Zeit ließ das nach. Die Zeit spielte mir zu und nun hoffte ich doch sehr, dass ich mich nicht umsonst entspannt hatte.
Als ich in der Praxis ankam, schlief Anton noch im Kinderwagen, ein seltenes Vergnügen, aber so war immerhin die Fahrt im Nieselregen geschafft, denn dort angekommen dauerte es nicht wirklich lange und er war wach und unleidig. Das war der Moment, in dem mir die freundliche Arzthelferin einen Becher für die Urinprobe in die Hand gab. Sehr witzig, dachte ich mir. Natürlich wollte ich schnell aus der Praxis wieder raus, aber was blieb mir groß übrig? Er ließ sich nicht noch einmal im Wagen ablegen, so dass sich die Möglichkeit ergeben hätte irgendwo schnell mal hinhuschen zu können, also zog ich mich ohne vorher zu fragen frech zum Stillen in einen der CTG Räume zurück. Ich wickelte ihn noch, versuchte einen neuen Versuch das zufriedene Kind abzulegen und schaffte es eigentlich nur knapp ohne Tränen, aber unter beginnendem Geknöter mit ein bißchen Becherinhalt wieder aus der Tür der gefliesten Räumlichkeiten.
Kaum war der Becher im Labor abgestellt, ich versuchte gerade unter mehreren neugierigen Blicken das unglückliche Kind in den Sling zu setzen, um das Kind glücklich zu machen, wurde auch schon mein Name im Labor ein zweites Mal gerufen. Einmal Blutdruckmessen und dann wollte ich doch fast schon wieder aufstehen, denn Wiegen hatte sich ja erledigt, (obwohl ich neugierig gewesen wäre, denn wir haben gar keine Waage zu Hause) aber es fehlte noch ein kleines Blutbild, also saß ich schuckelnd auf dem wackeligen Arztstuhl mit halbgewickelten Baby an mir im Sling, während mein Arm desinfiziert wurde und das Band eng um den Arm geschnürt wurde, im letzten Moment, als sie die Nadel ansetzte kam ich auf die Idee mal kurz still zu sitzen, welch Geistesblitz. Anton schaute fasziniert schielend zu, was die Frau da trieb, noch ein bißchen Smalltalk, acht Wochen sei er schon, dann nahm ich vor den Behandlungszimmern Platz, nachdem ich das Kind verslingt hatte und mehrere Minuten hüftschwingend auf und ab gelaufen war und wartete gar nicht lang.
Meine Ärztin strahlte mich an, wir hatten uns lange nicht gesehen, sie fragte wo mein zauberhafter Begleiter heute wäre und meinte damit nicht etwa meinen Mann, den sie in der Schwangerschaft nur einmal gesehen hatte, sondern Emil und setzte sich ganz gemütlich in ihren Stuhl und wir quatschen erst einmal. Ich fand das richtig schön und wertvoll. Ich erzählte ihr wie meine Schwiegermama mich vor der Ausschabung bewahrt hatte und dann ging es recht bald mit Anton vor der Brust, der unser Gespräch sehr ermüdend gefunden haben muss, denn er schlief auf einmal tief und fest, auf den fahrbaren Stuhl für mich und siehe da, alles ist, wie es sein sein. Und nichts ist da, wo es nicht hin gehört. Ich war total erleichtert. Glücklich. Dankbar. Alles auf einmal. Das war so eine Riesenbaustelle und ich merkte ja erst jetzt nach der sechsten Geburt, wie wenig selbstverständlich es ist, dass die Gebärmutter sich zurück bildet, obwohl sie das immer vorbildlich getan hatte, aber dass auch der Wochenfluss, das macht was er soll, nämlich zur Heilung beitragen.
Ich zog mich wieder an, meine Ärztin lobte meinen Beckenboden auch wenn er nicht mehr der tollste und frischeste ist und wir setzten uns ein zweites Mal, dieses Mal fragte sie nach der Verhütung. Ein Rezept nahm ich nun mit und weiß noch nicht, ob ich es einlösen werde. Da muss ich in mich gehen und mit dem Mann sprechen, eigentlich hatten wir über das Für und Wider schon ausführlich gesprochen, wir werden sehen.

Diese Untersuchung ist seit jeher für mich das eigentliche Ende der Schwangerschaft, so wie die Plazenta erst das Ende der Geburt einläutet. Dieser Termin war ersehnt, hatte ich doch die Schwangerschaft über immer diese Anspannung gespürt und da war nun ein Stück weit Erleichterung, dass nun wirklich alles geschafft ist, natürlich noch einmal mehr, weil es keinen Grund mehr gibt, sich zu sorgen.
Es war schön meiner Ärztin das Ergebnis all unserer Termine zu zeigen, hatte sie mir doch in den ersten Wochen stets liebevoll beigestanden und sich Woche für Woche um mich gekümmert.
Trotzdem bleibt dieses Frohsein, erst in einem Jahr wieder dort sein zu müssen… Keine Wehmut. Auch wenn der Anblick anderer Frauen, die hochschwanger und wunderschön aussehen mich immer wuschig macht, auch wenn ich mich eigentlich zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft ganz und gar nicht wunderschön gefühlt habe und auch nicht mehr so gern wie früher einmal schwanger gewesen bin. Das Ziel blieb das Ziel.
Und dieses Schwangersein, das spürte ich heute schon auf dem kurzen Weg von der Haltestelle zur Praxis, ist doch schon jetzt verdammt weit weg für mich…

AntonimBauch

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