Ent-stillt

Voller Freude schrieb ich letztes Jahr im Sommerurlaub, dass ich drei Kindern die Flasche gegeben und drei gestillt hätte oder stillen würde, mitten aus der Arztbesuchszeit- immer war irgendwas und ich zweifelte schon langsam an mir. Ich erinnere mich auch an einen laut gedachten Gedanken, wie lange ich wohl dieses Kind stillen würde. Bei Ben waren es ungefähr 14 Monate, wenn ich mich richtig erinnere, bei Emil knapp 18 Monate- beide Male hatte ich nur abgestillt, weil ich wieder schwanger war, auch wenn die Schwangerschaft nach Bens Abstillen leider nicht mit einem Baby im Arm endete, sondern im Herzen. Insgeheim hoffte ich, Anton und ich hätten noch einmal mehr Zeit zum Stillen, als ich sie schon mit beiden Geschwistern gehabt hatte, es wurden aber nicht einmal neun Monate.
Am Ende des letzten Jahres dann hatte ich nur den einen Wunsch: Nicht wieder so oft beim Zahnarzt meine Zeit verbringen zu müssen wie in 2014! Und tatsächlich, beim Zahnarzt war ich nun Ende April diesen Jahres noch gar nicht…
Stattdessen ärgerte ich mich über meinen schmerzenden Arm, mein Ohr und meinen Senk- Spreiz- Plattfuß, der einfach nicht besser wurde trotz der vorbildlich getragenen Einlagen, deswegen vereinbarte ich einen weiteren Termin beim Orthopäden Ende Januar. Genau an diesem Morgen erwachte ich mit einem sehr schmerzenden Knie. „Schicksal“, dachte ich noch und erhoffte mir nicht viel von diesem Termin, vielleicht war ich deswegen wie vor den Kopf gestoßen, als da plötzlich Verdachte wie Gicht oder rheumatische Arthritis im Raum standen, aber all das war ergebnisoffen, wie der Arzt bekannt gab. Der Orthopäde war wirklich sehr barsch, unfreundlich und sichtlich irritiert warum ich nicht freiwillig sofort abstillen würde wollen, obwohl ich offensichtlich Schmerzen hatte. Genau genommen sagte er mir, sechs Wochen stillen würden eigentlich wirklich immer reichen, dann hätte das Kind alles, was es braucht schon bekommen. Auch die Arzthelferin meinte noch wohlwollend lieber jetzt mit fünf, sechs Monaten abstillen, als zu spät, dann hätten die Kinder sich schon so daran gewöhnt- so jedenfalls könne der Orthopäde gar nichts gegen meine Schmerzen tun. Er punktierte mein Knie, schickte Blut und Wasser zur Diagnostik ein und mich nach Hause, wo ich völlig durch den Wind ankam. Ich war emotional so durch geschüttelt, fühlte mich wie einmal durch den Mixer gedreht. Sofort abstillen wollte ich ohne gefestigte Diagnose nicht. Wie sollte das auch gehen? Was würde das für mich bedeuten? Was war mit meinen Plänen? Meinen Wünschen? Kann ich bald wieder normal laufen? Werde ich je wieder Kinder bekommen können? Was würde nun mit mir passieren? Was bedeutet das alles für mich?

Erst war mein Knie nach der Punktion beweglicher, dank der entnommenen Flüssigkeit. Nur wenige Stunden später war mein Knie so dick, dass ich so gut wie gar nicht mehr laufen konnte. Es waren unglaubliche, noch nie zuvor erlebte Schmerzen, aber noch immer gab es nichts anderes als Abstillen als Option, laut des Orthopäden. Der Mann hatte für mich am Telefon wirklich eindringlich nachgefragt. Ich wollte für meine Kinder da sein, aber nicht alles übers Knie brechen- tolles Wortspiel. Im Bus auf der Heimfahrt war mir mein Beipackzettel einfallen, den ich wegen meiner Schuppenflechte gelesen hatte. Da stand etwas von entzündeten Gelenken in Zusammenhang mit Schuppenflechte, also rief der Mann in der Praxis an und hörte eine Verdachtsdiagnose. Nun wussten wir also um was es sich sehr wahrscheinlich handelt: Psoriasis Athritis, den meine Werte waren auch schon da. Ich begann mich einzulesen. Was sollte ich auch sonst tun? Ich lag reglos auf dem Sofa und hoffte, dass keines unserer Kinder aus Versehen an mein Knie kommen würde.
Einen weiteren Tag später, schwoll das zweite Knie an und ich weinte erstmal nur noch. Wir telefonierten alle Rheumatologen nah und fern durch, überall alles voll. Termine gab es in drei Monaten, frühestens, in einer Praxis hieß es, in drei Monaten solle man noch einmal anrufen. Ich rief in meiner Not den Kinderarzt an und fragte nach der Verträglichkeit von Diclofenac während des Stillens, das mir mein Orthopäde sonst ins Gelenk gespritzt hätte, aber auf Grund des Stillens ablehnte. Dort stieß ich auf mehr Verständnis und den Hinweis, ein paar Tage zur Überbrückung würde es schon gehen, damit ich wieder laufen könnte, denn das ging nur unter enormen Schmerzen zur Toilette. Mehr nicht. Morgens ins Wohnzimmer, abends wieder rauf- irgendwie. Man legte mir ans Herz es mit Brei zu probieren, aber meine Kinder, wir Eltern und Brei, das klappte irgendwie noch nie und diesmal auch nicht, obwohl ich es tapfer probierte und immerhin hier und da in den kommenden Wochen einige wenige Löffel in das Kind bekam, aber so sättigend eine ganze Mahlzeit damit zu ersetzen?- Nein. Jede Mama, die nach Bedarf stillt, weiß dass es nicht nur darum geht eine Mahlzeit alle vier Stunden zu ersetzen. Man nimmt dem Kind in dem Moment sehr viel mehr und auch sich selbst. Zudem hat Anton ja nicht einmal einen Schnuller. Der Mann war zu Hause und versorgte die Kinder, in dieser Woche, die mir endlos erschien, weil wir auch nicht wussten, was uns erwartete. Ich wusste nicht wie mir geschieht, ob ich wieder laufen, tragen, stillen darf. Ich fühlte mich allein gelassen und verloren. Wie sollte ich ein Kind abstillen, dass ich nicht trösten könnte, weil Laufen unmöglich war? Einfach mal eben so? Ich versuchte abzupumpen und das klappte nur kläglich, noch weniger klappte es, Anton die Milch dann aus der Flasche zu geben. Ich las mich durch Tests über Säuglingsmilch und so kauften wir eine erste Packung, die aber erstmal unberührt blieb, so wie die Flasche mit Muttermilch von Anton. Nachts weinte ich, wenn ich stillte, weil ich dachte, dass wir nicht mehr viel dieser Zeit haben würden.

Dann hatte ich das unsagbare Glück einen Termin bei einer Münchner Rheumatologin zu bekommen und so fuhr mich meine Schwiegermama schon nach nicht einmal einer Woche nach München mit den beiden Kleinen. Dort bekam ich Hilfe, mir wurde wieder das Knie punktiert, sie holte 40ml aus dem dicksten und ein Kortison eingespritzt. Wir wollten abwarten und schauen wie sich alles entwickelt. Vielleicht hätte ich Glück und damit wäre das Schlimmste erst einmal überstanden. Man nahm mir auch noch einmal Blut ab und überprüfte ein Gen. Zwar hatte ich das Glück, dass ich meine Knie rasch wieder bewegen konnte, doch nach wie vor eingeschränkt, so wurde das zweite Knie wenige Tage später punktiert und gespritzt und ich bekam die Gewissheit zu meiner Diagnose. Es blieb dabei. Motiviert weil das mit dem Laufen besser war, auch wenn die Angst bei ansteigenden Schmerzen sofort da war, es könnte wieder ganz schlimm werden, schob ich das Abstillen so weit weg wie es nur ging. Ich verdrängte das Thema hoffnungsvoll und wollte mich nicht damit auseinander setzen. Insgeheim hoffte ich doch, dass wir das mit dem lokalen Kortison spritzen irgendwie schaffen bis Anton über ein Jahr alt wäre, dann hätte sich diese Essenslage zumindest weitestgehend entspannt. Als beim dritten Termin aber mein zweites Zehgelenk gespritzt werden musste, nur vier Wochen nach den ersten Gaben, bekam ich ans Herz gelegt wirklich abzustillen, da das Kortison offensichtlich nur kurzfristig helfen würde. Ich glaube, das war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich wirklich keine Wahl hatte. Mein Herz war bleischwer, ich weinte wieder viel. Ich wollte wirklich nicht abstillen und das Schlimmste war, Anton noch weniger. Ich begann kleine Mengen Milch zuzubereiten. Als Anton davon die ersten Milliliter trank, weinte ich dicke Kullertränen des Abschieds, obwohl ich mich auch ganz wenig freute, weil das ja der Schritt in die richtige Richtung war und versuchte mich zurück zuhalten und bei mir dachte, dass das nun gar nicht das war, was Anton brauchte, das Gefühl, dass es nicht in Ordnung wäre daraus zu trinken. Das zweite Minifläschen bekam er bei der Oma, auch hier stillte ich davor oder danach, er sollte sich erstmal daran gewöhnen. Beim dritten Mal daheim dann, wieder Tränen meinerseits und dann beim nächsten Mal passierte das wirklich Schlimmste, Anton begann zu weinen und zu schreien, wann immer er die Flasche nur sah, vielleicht stellvertretend für mich. Er schrie für mich, dachte ich. Weil ich nicht konnte, ich versuchte nun stark zu sein, aber ich war so nieder geschlagen, denn ich wollte das ja irgendwie alles immer noch nicht. Jetzt wünschte ich mir die Zeit zurück, in der er daraus getrunken hatte. Ich war verzweifelt. Ich tat jedesmal die Flasche sofort weg, wenn er weinte, es war nicht daran zu denken, sie in seinen Mund zu führen. Es hatte ja keinen Sinn, ich wollte das Kind nicht traumatisieren. Nach kurzer Zeit begann ich die Flasche jedes Mal beim Stillen zu zeigen- ganz unverbindlich, so nachdem Motto: „Schau, das Ding hier, könnte auch etwas mit Essen zu tun haben!“, damit er sich wieder an den Anblick gewöhnen konnte. Das klappte gut, nach weiteren Tagen begann er damit zu spielen, drückte auf dem Sauger herum, was mich wiederum nach Tagen in Verzweiflung stürzte, weil er sie nicht trank, diese Milch, jeder Versuch sie ihm in den Mund zu führen, führte zu weinen oder rausschieben mit der Zunge. Würde das denn nie klappen, fragte ich mich. Es war eine ganz fürchterliche Zeit, die mich total einnahm, deswegen zog ich mich auch viel online zurück. Einen Vormittag brach ich dann in Tränen aus, ich schluchzte. All meine Sorgen, meine Gefühlen schwammen aus mir heraus, interessiert beobachtet von Emil und Anton. Was sollte ich noch tun? Ich wusste es nicht. Der nächste Termin bei der Rheumatologin rückte näher und näher, ich wollte nicht angeschimpft werden (Ich weiß natürlich, dass man nur mein Bestes will!). Ich war verzweifelt und ratlos und weinte bitterlich. Ich wusste aber, dass ich keine Wahl mehr hatte, gar keine und je mehr Zeit verstrich, je mehr Schmerzmittel ich nahm, umso sicherer wusste zumindest mein Verstand, dass das einfach so nicht mehr ging mit uns beiden und dem Stillen. Das war der Tag an dem ich hohes Fieber bekam und Schüttelfrost. Vielleicht brauchte ich doch professionelle Hilfe beim Abstillen, dachte ich noch. Als ich gesund wurde und Freundinnen treffen konnte am Abend, schüttete ich mein Herz aus. Eine Freundin erwähnte am Rande, ich solle doch mal die Milch andicken, vielleicht wäre sie zu flüssig. Ich war verwirrt, dass war meine Muttermilch doch auch, aber ich versuchte es und genau an diesem Morgen, ob Zufall oder nicht, trank Anton seine Flasche aus und es war sogar zu wenig Milch, ich musst danach stillen. Es blieb nicht bei dem einen Mal und ich war endlich etwas zuversichtlich, konnte meiner Ärztin von Fortschritten berichten, wir wären auf einem guten Weg. Mir wurden das vierte und das dritte Zehgelenk gespritzt und ich holte mir einen Termin erst in sechs Wochen. Im Stillen (Was ein toller weiterer Wortwitz!) war das mein Ziel, bis dahin wollte ich es schaffen, denn bis die Medikamente wirken, würde es 12- 16 Wochen dauern.
Ich stillte nach diesem Termin wirklich in dem Moment, als Anton jetzt die Flasche akzeptierte schnell von heute auf morgen tagsüber komplett ab und gab nur noch die Flasche. Genau vor der Abreise in den Urlaub, was natürlich ein Riesenumstand war- wir brauchten eine große Thermoskanne, drei Portionen Pulver zum Sofortgebrauch, vier Fläschchen mit abgekühltem Wasser für die lange Reise. Ich kaufte neue Flaschen, Sauger und Milchpulver, meine Schwiegermama schickte sogar welches an die See, denn dort gab es nicht diese eine Sorte und nun lag der Berg der Endgültigkeit vor mir, den ich besteigen musste…

Eigentlich war der Plan es am Meer zu versuchen, das endgültige Abstillen, aber ich merkte wie mein Mamaherz gerade heilte und ich akzeptieren konnte, dass wir tagsüber gar nicht mehr stillen. So blieb es wie es war. Ich merkte, dass es eben auch etwas mir mir macht, dass ich meinem Kind keine Milch selber brauen kann, ich muss sie kaufen und vertrauen haben, dass sie für mein Kind schon die Richtige ist, das ist mit der Muttermilch doch deutlich leichter gewesen. Das Meer half mir zur Ruhe zu kommen. Ein wenig hatte ich Angst, dass die Schwermut zu Hause wieder präsenter wäre und so ließ ich in der ersten Woche daheim alles beim Alten, genoss nachts im Halbschlaf noch das Stillen und nun blieben nur zwei Wochen bis zum nächsten Termin, mein Ziel abzustillen rückte näher. Am letzten Montag nun fasste ich mir ein Herz, die letzte Nacht stillend sollte es sein, nachts dachte ich noch: „Nun ist es gut. Jetzt kann ich loslassen“ und seitdem stehen jede Nacht zwei Flaschen, Pulver und heißes Wasser oben im Schlafzimmer: Ich stille nicht mehr.

Gestillt

Manchmal bin ich froh, dass das nun alles geschafft ist. Manchmal denke ich, dass ich genug Zeit hatte, das Stillen zu verabschieden und das Ende abzutrauern. Manchmal denke ich, dass es ein Gutes hat: Anton hat Zeit das Essen in Ruhe zu entdecken und muss nicht zwangsgefüttert werden, damit er so nicht mehr stillt, was mir eh nicht liegt, ich mag breifrei. Er hat etwas gewonnen. Aber wenn ich dann Fotos sehe von dem Stillen mit ihm oder Emil oder Stillmotive, wird mein Herz schwer und die Tränen kommen wieder. Nach wie vor brauche ich Zeit, das zu akzeptieren, merke ich dann, aber ich bin froh, dass mein Kind nicht mehr belastet ist mit meiner Milch und den Medikamenten, die ich über Monate, schon im letzten Jahr wegen meiner Zahnprobleme nehmen musste, das sagt mir mein Verstand. Auch dass es höchste Zeit für den Beginn der Basistherapie ist, damit ich später nicht bereue zu lange gewartet habe und weitere irreparable Schäden bleiben.
Und ich bin und bleibe dankbar für die wenigen Wochen oder am Ende Monate um Anton sanft zu entwöhnen, dafür dass wir die Zeit hatten, ihm nichts aufzwingen mussten, dass er (mit)bestimmen konnte und es kein Zwangsabstillen wurde. Und das wir am Ende doch noch beinahe drei Monate Stillen heraus geschunden haben, auch wenn die beiden letzten Monate eher bedrückend waren. Beides bedeutet mir dennoch so viel und ich weiß zu schätzen, was viele Frauen nicht haben durften. Aber es bleibt ein Schmerz zurück und ein Vermissen dieser innigen Beziehung- ich musste gezwungender Maßen abstillen, nicht freiwillig und ich könnte gut auf die Nächte mit Fläschchenmischen in Düsternis verzichten, aber nun ist es wirklich endlich geschafft und diese dunkle Wolke, das erreichen zu müssen ist wirklich aufgelöst. Auf mich wartet die Basistherapie, für dich ich mich entschieden habe, die erst in drei bis vier Monaten anschlagen wird und von der ich aktuell weder weiß, ob ich sie gut vertrage, noch ob sie mir helfen wird. Aber irgendwie erscheint mir diese Ungewissheit im Moment wie ein Segen, denn es bleibt mir erstmal nur die Hoffnung, dass…

8 Kommentare

  • blumenpost

    Puuuh.
    Ich würde dich so gern drücken jetzt. Ich bin mir sicher, dass es mir genauso gehen würde, wenn ich von jetzt auf gleich abstillen müsste. Rational gesehen verrückt, denn natürlich steht deine Gesundheit im Mittelpunkt, aber es ist eben doch etwas sehr emotionales dieses Stillen.

    Nun wünsche ich dir vor allem erstmal Gesundheit und dass du keine Schmerzen mehr haben musst. ♥

  • FrauRhodan

    Es ist wie es ist und es scheint für alle nun gut zu sein.
    Dennoch muss ich für alle Frauen die hier lesen., einen mir wichtigen Kommentar da lassen. Ärzte sagen sehr oft, dass für Medikamente Abstillen erforderlich ist. Und sehr oft stimmt das sachlich nicht. Warum? Die Ärzte haben das mal so gelernt aber die Forschung schreitet voran… Kaum ein Arzt bringt sich bzgl. Stillen auf den neuesten Stand. Zum Beispiel bei Antibiotika und Cortison… Erkundigt euch bei Embryotox, Reprotox, oder einer Stillberaterin, wenn ihr betroffen seid. Hinterfragt was die Ärzte euch sagen.

  • kassiopeia

    LIebe Frau Rhodan, „es ist wie es ist“? Und dann brichst du eine Lanze für alle anderen Stillenden? Ich kann gar nicht an beiden Händen abzählen, wie oft ich gefragt wurde, ob ich schon einmal bei Embryotox geschaut hätte…
    Ich kann gar nicht sagen wie sehr mich das am Ende nur noch verletzt hat, wie grenzüberschreitend das eigentlich gemeint ist! Ich bin eine informierte, intelligente und emanzipierte junge Frau und habe mich informiert. Am Ende habe ich jeden Arzt, den ich traf um seine Meinung gebeten, eine befreundete Chemikerin gefragt und überall las ich das gleiche wie bei Embryotox.
    Grenzüberschreitend weil es bei mir als letztendlich Betroffene ankommt, als hätte ich mich nur mal richtig informieren müssen, mich mehr anstrengen müssen, dass ich weiter hätte stillen können, wenn ich es nur wirklich gewollt hätte! Dem ist leider nicht so! Niemand hätte ich mich zu keiner Zeit behandelt, nicht mit diesen Medikamenten, die ich nehmen muss, noch nicht genommen habe!
    Grenzüberschreitend weil nur ein anderer Patient mit meiner Diagnose mir Hinweise geben sollte, um die ich nicht gebeten habe.
    Und wenn man das hier aufmerksam gelesen hat, dass weiß man, dass meine Rheumatologin mich weiter stillen ließ auch mit dem Kortison, über Monate, dass einfach irre hoch dosiert ist! Und das ich in den Monaten davor auch Antibiotika einnahm, das weiß jeder Leser. Warum also, zu welchem Zweck dieser „Hinweis“?! ich habe sogar erzählt wie ich mich über den Orthopäden hinweg setzte und meinen eigenen Weg ging. Was denn noch?
    Am Ende muss jeder natürlich selbst entscheiden, ob er seinen Arzt anlügt und eigenverantwortlich seinem Kind die Milch mit Medikamenten geben möchte, ich wollte das absolut nicht. Im Gegenteil, ich habe mir immer Sorgen gemacht und das war der Grund warum ich überhaupt vom Stillen loslassen konnte, für mein Kind, nicht für mich und eine Behandlung und als er endlich die Plastikmilch trank, pieslete er jede Windel durch und ich hatte so unglaublich große Angst, dass all die Monate Medikamente den Nieren meines Kindes schon geschadet haben könnten, so wie sie meinem Körper auch einiges abverlangt haben.

    JA! Diese Antwort ist emotional! Aber was anderes werden meine Leser hier nicht von mir bekommen! Vielleicht hätte ich einen Absatz über genau das hier verfassen sollen! Das hier sollte doch ein Parade- Beispiel dafür sein, wie ich Ärzte hinterfragt habe, nicht im Kommentar als Hinweis deklariert sein!

  • Meiki

    Ich drücke auch mal unbekannterweise.
    Ich denke, jede Mutter weint erstmal ein kleines Tränchen beim Abstillen, denn es ist und bleibt eine sehr persönliche und innige Sache, wie eine unsichtbare Nabelschnur. Das Abstillen hat etwas von entgültigem Loslassen.
    Ich bin damals zweigleisig gefahren, weil ich wusste, dass ich nicht immer da sein kann. Ich habe gestillt und Fläschchen gegeben, so musste sich meine Tochter nicht groß umgewöhnen. Das war auch gut so, als ich mit ihr wegen der Epilepsie im Krankenhaus landete und wir von heute auf morgen abstillen mussten. Sieben Monate haben wir geschafft.
    Ich wünsche dir alles Gute für deine Therapie. Das klappt bestimmt.

    Liebe Grüße

  • kassiopeia

    @meiki: Dankeschön! <3 Ich denke auch, dass ich mich weitaus leichter getan hätte, wenn er schon etwas Erfahrung mit dem Fläschchen gehabt hätte! Ich kann mir wirklich nicht vorstellen wie schwer es sein muss, das Stillen ganz abrupt zu beenden! 7 Monate sind auch eine gute Zeit, aber am Ende, wenn es ungewollt ist nicht genug oder?

    @blumenpost: DANKE, du Liebe! Das verrückte ist, meine Gesundheit stand für mich nie im Mittelpunkt, eher für alle anderen, deswegen hatte ich ja Angst, es später vielleicht mal zu bereuen so lange gewartet zu haben, aber es ging immer in erster Linie um diese Stillbeziehung. Und ich hab immer gedacht, mit mir stimmt was nicht, dass ich da so dran hing, schließlich wäre es ja nur das Stillen und ginge nicht um Leben und Tod...

  • Meiki

    Nein, ich hätte gerne mindestens noch bis zum ersten Lebensjahr gestillt.
    Erstaunlicherweise ging das spontane Abstillen ziemlich gut, gerade auch bei mir. Es ist ja nicht nur schwierig für das Kind, ich hatte Angst, wieder eine Brustentzündung zu bekommen. Ein wenig war es aber, als hätten sowohl das Kind als auch ich die schwierige Lage innerlich erkannt und akzeptiert. Das war für uns ein wichtiger Schritt.
    Und zum Thema Gesundheit kann ich nur sagen, dass ich selber durch das Stillen auch ziemliche Gelenkschmerzen bekam (Schmerzen nach dem Aufstehen, bzw. Ruhen). Ich habe es aber auch in Kauf genommen. Wer weiß, wie sich das noch entwickelt hätte?

  • Elisabeth

    Da hab ich jetzt auch ein Tränchen mitweinen müssen….. das tut so weh, sich schon so früh von dieser engen Bindung verabschieden zu müssen…. da kann es notwendig sein, wie es will und da kann es noch so viele Menschen geben, die es besser wissen und v.a. nicht verstehen.
    Das Mutterherz bricht ein kleines Bisschen.
    Ich wünsche Dir Zeit zum heilen, für das Mutterherz und auch für Dein Rheuma. Dass die Basistherapie schnell anschlägt und Du sie gut verträgst!
    Alles, alles Gute und fühl Dich gedrückt von jemandem der weiß, wie weh so ein ungewolltes Abstillen tut.
    lg. Elisabeth

  • kassiopeia

    @Meiki: Wir hatten auch das Glück, dass diese Entgültigkeit vom Körper gut ausgehalten wurde, neige ich sonst extrem zu Milchstau und Brustentzündung im Stress, blieb ich davon verschont… Und auch Anton freut sich nun schon immer, wenn er seine Flasche sieht, manchmal geht alles ganz schnell und man passt sich an… Wie immer.

    @Elisabeth: Danke, du Liebe! Ich hab so oft an dich gedacht, mich auch über deine Mail gefreut, aber ich kapsel mich ab in Krisenzeiten, anders schaffe ich das nicht. Danke für deine warmen Worte und Wünsche, so sehr! <3