Mein 2015

Das Jahr begann leider entgegen aller Hoffnung doch so, wie ich es mir nicht gewünscht hatte. Alle Hoffnungen das Gesundheitstief möge im letzten Jahr bleiben und nicht einfach mitkommen, zerschlugen sich sehr schnell und somit ging es mir eigentlich nur immer mieser. Zu dem Gefühl, das etwas nicht stimmen, mein Körper auseinanderfallen könnte, gesellte sich ein emotionaler Balast, der sich in überirdischer Wut äusserte. Denn je länger und mysteriöser alles wurde, desto lauter wurden die Stimmen, die mir anders Last machten: „Bestimmt ist es psychisch!“ Somit verfiel ich noch mehr in einen Druck auf mich zu achten, zu gucken, dass ich Nischen für mich fand und wurde nur noch frustrierter, als das alles nichts half. Ich schlug verbal oft um mich und verlor mich mehr und mehr und jeden guten Bezug zu meinem Körper bis zu dem Tag an dem alles sich so zuspitzte, der Morgen an dem ich schon einen Termin beim Orthopäden hatte und mein Knie zuschwoll. Es ging dann eigentlich alles sehr schnell, man punktierte das Knie, drohte mir mit Abstillen müssen und es flogen Wörter umher wie Gicht und Rheuma, alles nur Verdachte und in meinem Kopf klingelte alles nur und ich stand da und wusste nicht wohin mit mir und meinen Wünschen, meiner Zukunft… Ich wollte doch noch Kinder, Stillen, Tragen, Trageberaterin werden und überhaupt, könnte ich so weiter leben wie bisher? So viele Unbekannte! Und dann kam es noch schlimmer, auch wenn ich das nicht gedacht hätte, ich konnte gar nicht mehr gehen, denn das andere Knie schwoll auch zu. Ich hatte eine solche (Todes-) Angst, wusste nicht ob ich je wieder laufen würde können und wie würde es nun weiter gehen?! Der Mann stand hilflos neben mir und musste auch irgendwie alles organisieren, seinem Arbeitgeber irgendwas mitteilen. Ich hatte ein solches Glück, dass ich nach vielen Telefonaten wirklich nur durch Zufall und nur wenige Tage später einen Termin bei einer guten Rheumatologin in München bekam und da wurde ich auch endlich behandelt, beide Knie wurden punktiert und mit Korstison gespritzt und ganz, ganz langsam kam mit den Wochen meine Bewegungsfreiheit zurück und es gab eine Diagnose. Ich wusste nun, dass ich abstillen müsste und auch da gab es Kämpfe und Diskussionen von beiden Seite, gutgemeinte Tipps, ich solle mich nicht so unterbuttern lassen und andere die knallhart sagten, dass müsste ich mal lieber ganz schnell hinbekommen. Es war eine ganz schlimme Zeit, ich wollte Anton (und mir auch) seine Zeit lassen und irgendwie auch mein Leben leben können, für meine Familie sorgen können. Zudem gab es auch hier viele Experten, die mir von ihren Erfahrungen erzählten, sowas hätten sie auch schon mal gehabt, aber das wäre wieder weg gegangen, aber meine Arthritis ging nicht weg und ist auch nicht so leicht, wie sie sein könnte, meine Ärztin schaute mich auch eindringlich an wegen der Wahl der Medikamente und meinem Kinderwunsch. Im Ostsee- Urlaub im April entschied ich mich, mir eine Therapeutin zu suchen, Angst war in meinem Leben nach dem Jahr der Fehlgeburten schon ein großes Thema gewesen und auch in den darauf beiden folgenden Schwangerschaften, aber nun hatte es dank der Monate Unruhe und nicht wissen, was mit mir passiert seinen Höhepunkt erreicht. Auch hier hatte ich Glück und fand super schnell Hilfe. Ich machte meine Ausbildung als Trageberaterin an einem Wochenende in München, was mir ganz viel bedeutete und wo ich auch für mich sehr viel mit nehmen konnte. Da mein Auge begonnen hatte zu zucken und das über Wochen nicht besser wurde mit anderen Empfindungsstörungen wurde mir ein MRT von meinem Kopf empfohlen, als das aber hinter mir lag konnte ich mich entspannen. Es zumindest versuchen. Ich hatte mit der sanfteren Medikamenten- Therapie für meine Arthritis begonnen und fieberte deren Wirkung entgegen, wobei ich auch Angst hatte vor den Nebenwirkungen, nach wie vor wird mein Blut streng und regelmässig kontrolliert. Durch das Kortison und das langsame Abstillen, das ich wirklich abgetrauert hatte, weil ich nicht wusste ob ich jemals wieder stillen würde können, hatte sich ein Zyklus in mein Leben gesellt und so kam es, dass ich dann auch wirklich Anfang der Sommerferien zum zehnten Mal in meinem Leben schwanger wurde, als Glücksbringer immer den Stein aus dem Osterurlaub dabei, in dem es aussieht, als befände sich ein kleiner Embryo. Ich erzählte das erste Mal in meinem Leben nicht mal dem Mann von meinem Verdacht und diesem Hauch von Linie auf dem Test, es war mein Geheimnis, wenn auch nur wenige Tage. Ich trug die kleine Seele mit mir herum, tat alles, was in meiner Macht stand und verliebte mich mehr und mehr und versuchte so viele erste Mal und Erinnerungen mit diesem Kind zu schaffen, wie es nur ging. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr Liebe wuchs und damit die Hoffnung, es würde für immer bleiben… Wir fuhren in den vierwöchigen Sommerurlaub und entspannten, immer wieder war ich in den Gedanken bei diesem Kind, dass sie ersten zwölf Wochen schaffen sollte, musste…
Irgendwie haben wir das geschafft, ich weiß gar nicht wie, die Wochen flogen im zweiten Halbjahr so vorbei, gepickt mit vielen verschiedenen Arztterminen und Sorgen, die mehr in meinem Kopf waren. Wir genossen den Herbst, schufen schöne Erinnerungen mit den Kindern als Familie, feierten weitere Geburtstage und dann ging es schon mit großen Schritten dem Jahresende zu. Der Mann wechselte seine Arbeitsstelle und ist dadurch im Augenblick präsenter daheim, was die Vorbereitungen oft entspannter wirken ließen und am Ende des Jahres fand ich auch in der Twilight- Saga meine Zuflucht. Man könnte mich mit viel gutem Willen als leidenschaftliche Frau bezeichnen, sonst eher als obsessiv, denn statt einem Weihnachtsfilm nach dem anderen zu gucken und sich in der Stimmung versuchen zu finden, blieb ich irgendwie da hängen… Ich hoffe meine Familie litt nicht allzu sehr darunter :)
Mein Rheuma hat sich soweit stabilisiert, das liegt sicherlich an den Tabletten und an den Schwangerschaftshormonen, ich weiß nicht, was mich im nächsten Jahr erwartet, ich kann es nur auf mich zukommen lassen und hoffen. Ich weiß nicht wie es mir gehen wird, nach der Geburt, ob ich Stillen werde können oder gar nicht, wie es sein wird, ob ein schlimmer Schub kommt oder nicht… Ich wünsche mir für mich, mich mehr abgrenzen zu können, mehr für mich einzustehen und klar meine Meinung zu sagen und Dingen ihre Dramatik nehmen zu können, das wären meine Wünsche für das kommende Jahr und natürlich einen super Start für unser 7. Kind und das Leben zu Neunt! Das Jahr war trotz allem irgendwie ausgeglichen. Hätte ich nicht abgestillt, was mir das Herz aus der Brust gerissen hatte, weil es mir soviel gab, wenigstens die Hälfte der Kinder gestillt zu haben, wäre ich nie im Leben so schnell wieder schwanger geworden und obwohl es mir seelisch nicht prima geht, bin ich froh einen Weg in die richtige Richtung gemacht zu haben…

6 Kommentare

  • Kristin

    Ich wünsche Dir von Herzen dass alle Deine Wünsche für das kommende Jahr in Erfüllung gehen und Du in einem Jahr zurückblickst auf ein 2016 voll mit Liebe, Glück und Gesundheit!

    Alles, alles Liebe für Dich und Deine Familie!
    Kristin

  • frl_mieke

    Meine Liebe,
    Du hast so viele Kämpfe durchlitten in diesem Jahr, so vielen Stürmen getrotzt und so viel gekämpft, die meisten davon ganz tapfer und im Stillen.
    Ich bin sehr stolz auf Dich, dass Du Dich so vielem gestellt hast in diesem Jahr, da hin schaust, wo es besonders weg tut und nun hoffentlich im neuen Jahr mit einer wunderbaren restlichen Schwangerschaft, einer guten Geburt und Eurem wunderbaren Mädchen belohnt wirst für all das.
    Ich drücke Dir fest die Daumen, dass die Krankheit nicht allzuschnell und plötzlich nach der Geburt wieder in Dein Leben tritt, sondern, wenn sie schon kommen muss, dann sanft … und dass es klappt mit dem Stillen, so wie Du es Dir wünscht und falls es doch nicht gehen sollte, dann, dass jemand Deine Sorgen und Trauer ernst nimmt und auffängt und Dir einen guten Weg zeigt, auch wenn die Krankheit dir in die Quere kommt.
    Auch wenn wir es nicht geschafft haben, uns zu sehen – diese Tage mit Dir, die trage ich für immer in meinem Herzen und die werden uns auch auf immer verbinden.
    Ich denke fest an Dich, an Euch und wünsche Euch allen ein wunderbares 2016 !!! Voll gefüllt mit dem prallen Leben …

  • isabella

    Ich wünsche dir ein schmerzfreies, sorgenfreies, unbeschwerteres und glückliches 2016! Ich danke dir für diesen langen Post, die vielen Worte, die aus eurem Leben erzählen. Ich freue mich so für dich, dass eigentlich eine kränkende Angelegenheit, am Ende noch was wirklich Bezauberndes und Schönes für euch ergab ? Ich denke viel an dich!

  • Elisabeth

    Auch von mir eine große Portion Glück und v.a. Gesundheit und dass Deine Wünsche sich erfüllen mögen in 2016.
    Das ist ein ganz schön großes Päckchen , dass Du da im letzten Jahr zu tragen hattest, für eine Person fast zu viel…
    Auf dass das neue Jahr gefüllt sei mit Freude auf und über euer Herzensbaby und das Glück, das wir Mütter geschenkt bekommen, wenn wir unsere Kinderschar erleben und begleiten dürfen.
    alles Liebe,
    Elisabeth