Zeichen und Wunder…

Stehen bleiben und auf die Seele warten, die den Körper wieder einholen muss, manchmal fühlt es sich genau so an. Überwältigt vom Anblick unserer kleinen Tochter. Manchmal ehrfürchtig erstarrt, versuchend das Wunder zu begreifen…

In diesem Jahr grub ich meine Füsse das erste Mal in den Pfingstferien in den Sand, vor einem Jahr wanderte ich meinen Gedanken nachhängend schon Ostern hier am Strand auf und ab…
Meine Arthritisdiagnose war damals noch neu für mich, ich war mitten dabei abzustillen, früher als ich es mir gewünscht hatte. Tagsüber bekam Anton nach vielen, vielen Wochen des Anbietens jetzt immerhin schon die Flasche. Auf den Weg in den Urlaub war mein Rucksack auf einmal voll mit Glasflaschen und Milchpulver in Portionen. Es war viel zu früh dafür und gleichzeitig so weit weg. Die Stillkinder hatte ich so spät abgestillt, dass niemand mehr eine Flasche gebraucht hatte. Zuletzt rührte ich 2009 Flaschen für Tom an, mein drittes und bis dahin letztes Flaschenkind. Gewünscht hätte ich mir eine lange Stillzeit, so war das nicht mehr möglich. Ich hatte das rasche Stillende abgetrauert und dieses Loslassen hatte mir viel abverlangt, nun lag die Ungewissheit direkt vor mir. Würde ich die Medikamente vertragen? Oder doch nicht? Würden sie mir helfen oder bräuchte ich gar das andere, stärkere Medikament? Was passierte da eigentlich mit mir? Immer wieder drückten meine Knie, oft andere Gelenke, die Hände, die Hüfte… ich hatte bisher nur Spritzen bekommen, aber was lag da vor mir? Diese Unsicherheit war gross, das Fragezeichen mit dem ich meinen Körper betrachtete auch. Immer wieder lauschte ich in mich hinein, oft ängstlich. Schlimmer aber vielleicht als die Verantwortung trotz allem weiterhin eine liebevolle Mama zu sein, war für mich die quälende Frage, würde ich je wieder Kinder bekommen können oder wäre das das Ende unserer Familienplanung, so fremdbestimmt? Unter dem stärkeren Medikament wäre ein Baby nicht ohne weiteres möglich, gar nicht. Die Nebenwirkungen sind katastrophal. Ich hatte mich zusammen mit meiner Ärztin genau deswegen für die sanftere Methode entschieden, aber würde das ausreichen, mir helfen? Könnte ich mit der Antwort „nein“ auf diese Frage gut leben? Mein Herz wog schwer in diesen Tagen… Denn das Glück lag ja jeden Tag vor mir, meine Familie, mein Mann, meine Kinder in diesem Urlaub, ich hätte gern noch mehr von diesem Wunder, diesem Glück gehabt… Noch mehr Kinder.
In all diesen Gedanken- und Gefühlswirrwarr fand ich einen Stein beim Spazierengehen am Strand. Als ich in sah, dachte ich sofort an einen Embryo. Ich betrachtete ihn oft und fragte mich insgeheim, ob das ein Zeichen sein könnte. Ich nahm ihn mit nach Hause, diesen magischen Stein und legte ihn mir ins Bad, direkt neben meine Zahnbürste, dort sah ich ihn jeden Tag, mehrmals. Mit Faszination und Ehrfurcht betrachtete ich ihn.
Diese langen Tage, in denen ich auch nachts aufhörte zu Stillen, das Medikament zu nehmen begann, mir immerzu Blut abnehmen liess, um zu schauen, ob ich es vertrug und gleichzeitig hoffte, es möge mir helfen. Ich bekam einen Zyklus, weil ich nicht mehr stillen konnte, zaghaft noch… Der Körper war frei, ich hatte etwas abgenommen und minimalst Sport betrieben, um meinen Gelenken zu helfen, ich fühlte mich wohl in meiner Haut. Und dann plötzlich in dem schönsten Freibad- Sommer mit meinen Kindern hatte ich einen wie immer sehr schmerzhaften Eisprung und zählte… Oh ja, da könnte jetzt etwas Zauberhaftes passieren und das tat es. Ich fühlte es, ich ahnte es, ich wusste es schliesslich, erzählte dann dem Mann davon und fuhr vier Wochen mit meiner Familie in den Sommerferien erneut ans Meer, Anfang der sechsten Woche. Bepackt mit all den Zaubermitteln, die ich einnehmen wollte und musste- und meinem Stein. Hoffend, Zuversicht suchend. Und fuhr nach vier Wochen zwar angespannt, aber glücklich, noch immer schwanger wieder nach Hause. Und blieb schwanger und wurde runder und immer runder, bis wir Mitte der Schwangerschaft erfuhren, wir bekämen eine Tochter. Darüber hinaus hofften wir weiter, dass sie gesund sei, wegen der Tabletten, die ich eingenommen hatte, denn mir ging es bis auf zwei, drei Einbrüche dank der Hormone, die mein Rheuma positiv beeinflussten, wunderbar. Der Fokus lag immer beim Mädchen, das wuchs und wuchs, weitere 20 Wochen und kam schliesslich vor sechs Wochen auf diese Welt. Der Stein blieb und bleibt. Und kam auch dieses Mal mit an die Ostsee. Dort entstanden -etwas mehr als ein Jahr nach dem Entdecken des Steins- diese Bilder.

5 Kommentare

  • Marina

    Irgendwie habe ich jetzt gerade Tränen in den Augen. Eine wunderschöne Geschichte und so fantastisch das sie tatsächlich so passiert ist. Ich freu mich für euch und euer Glück ❤️

  • Steffi

    Selten hat mich ein Text so berührt wie dieser. Euer Wunder. Ich freue mich unglaublich mit und für Euch. Du bist ein so herzlicher und liebevoller Mensch. Und ich muß weinen vor Rührung und Mitfreuen…. und ein kleines bißchen auch aus Sehnsucht… nach einem kleinen Wunder hier bei uns für uns. Ich liebe Deinen Blog und danke Dir von Herzen, daß Du uns an Eurem Leben teilhaben läßt. Ich lese wenig im Netz, aber Euch „begleite“ ich so gern! <3
    Ich wünsche Euch alles Gute! <3

  • kassiopeia

    @Minensie: DANKE! <3

    @Frau Mümmel: <3

    @Marina: Vielen lieben Dank! <3

    @Steffi: So wundervolle Worte, hab vielen Dank! Ich freu mich so, dass du zu lesen! Und hoffe so sehr mit dir mit auf euer kleines Wunder! <3 Alles von Herzen Liebe!