Sind wir Mütter rücksichtslos?

Nach Hans‘ Beitrag dachte ich nach…

Sind gestresste Mütter nicht ein Symptom für eine kinderunfreundliche Gesellschaft?
Aus meiner Erfahrung ist der Kinderwagen meist viel zu schwer, um damit nach
Hause zu rennen. Wenn man allerdings mit diesen schweren Teilen 20km weit
latschen muss, um einen Supermarkt zu finden, durch dessen Gänge, ja geschweige
denn durch dessen Kasse man mit einem Kinderwagen (Gott, hilf den Mehrlingseltern!)
kommt, ja dann kann es passieren, dass auch die bestgelaunste Mama genervt ist
und die guten fröhlichen Vorsitze vergisst, während jemand sie fast umrennt, weil
sie im Weg steht.
Ja, Mütter wären weniger gestresst, wenn in dieser Gesellschaft sie und ihre Kinder
nicht ständig derart begutachetet würden und sich 20 Hälse verrenken und stolpern
nur um sich über das schreiende Kind auf der Straße aufzuregen oder kopfschüttelt
an einer Mutter vorbeigehen, dessen Kind ihr wütend auf allen Vieren hinterher
krabbelt. Mütter wären auch weniger gestresst, wenn sich nicht die komplette
Flugzeugbelegschaft meckert und beschimpfend zu ihnen umdrehen würden. Aber
was fällt Müttern auch ein zu fliegen! Sie könnten ja mit der Bahn fahren. Aber in der
Bahn nerven Mütter mit ihren Kindern ja auch! Die sollen da bitteschön im Kinderabteil
sitzen, das es nicht gibt. Denn es gibt nur ein (!) Kleinkindabteil pro Zug (für max 5-7
Menschen).
Ja, Mütter stünden wohl weniger im Weg rum, wenn es mehr Platz für sie, die Kinder
und einen Kinderwagen gäbe, ob nun in der Straßenbahn, der U-Bahn oder der S-Bahn.
Ja, Mütter stünden nicht dort im Weg, wo sich gestresste Menschen gerne hinfletzen
würden, wenn nicht irgendwelche Idioten dort säßen, wo Platz für Kinderwägen sein
sollte. Den sich Mütter wohlgemerkt teilen mit Radfahrern und Rollstuhlfahrern.
Ja, Mütter wären wohl ausgeglichener, wenn es möglich wäre an einem Rückbildungskurs
teilzunehmen, wenn man schon ein Kind hat. Noch ausgeglichener wären sie, wenn sie
an einem Yogakurs teilnehmen könnten.
Ja, Mütter gäbe es auch gar nicht so viel auf der Straße, wenn es nur mehr Angebote für
sie gäbe, wie zum Beispiel Spiel- und Krabbelgruppen.
Ja, Mütter müssten sich weniger Sorgen machen und könnten unbeschwerter durchs
Leben gehen, wenn sie nur zum Arzt oder in die Apotheke kämen mit ihren lästigen
fetten Kinderwägen. Wenn es denn für eine Mutter mal so einfach wäre für sich selbst,
mal eben einen Arzttermin auf den Abend zu bekommen, wenn der Mann wieder da ist.

Ja, vieles wäre viel leichter. Und ja, Kinder sind logischer Weise unsere Zukunft. Unser
aller. Oder was meinen Sie, welcher Zivi uns später vor der Arzttüre aus dem Rollstuhl
hebt, weil wir mit unserem fetten Teil dort nicht durchpassen?!

12 Kommentare

  • Mama Schwaner

    Hans ist vielleicht mir auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg begegnet. Wenn nämlich eine Gruppe junger, hipper Menschen auf dem von Tischen eh schon eingeengten Gehweg entgegenkommt und dann nicht im geringsten daran denkt, auch nur einen Zentimeter zur Seite zu gehen, dann fahr ich etwas rapiad drauf los. Schließlich ist man mit Kinderwagen nicht ganz so flexibel, wie es diese Herrschaften (natürlich auch Damen) es sich vielleicht wünschen. Der Kinderwagen ist da schon mal mein Panzer. Und erst recht wenn es auf einer Strecke von 500 Metern gleich mehrfach solche Idioten gibt. Da krieg ich schon wieder schlechte Laune!

  • kassiopeia

    Oh, wie gut ich dich verstehe, Mama Schwaner- Was fällt uns auch ein Kinder in diese
    überaus furchtbare Welt zu setzen in der einfach mal gar kein Platz ist, schon gar nicht
    für überaus monströse angsteinjagende Kinderwägen!

  • Klabauter

    Naja, ich kann Hans verstehen. Als ich noch kinderlos und naiv durch die Gegend lief, habe ich mich auch darüber geärgert, dass „alle“ Mütter immer so sperrige Kinderwagen haben, an denen man gar nicht vorbei kommt. Erst als ich selbst auf der Suche nach einem Kinderwagen war, stellte ich fest, dass es keine Alternative zu diesen Monstern gibt, sofern man sie bezahlen können möchte. Damals wohnte ich auch noch in einer Gegend, wo es häufiger vorkam, von einer Kampfmutter umgefahren zu werden. Nein, ehrlich gesagt waren es meistens Kampfväter. Gerne erinnere ich mich an einen, der mit Karacho in einen stoppevollen Bus eindrang und mich in der Haltebucht einkeilte, so dass ich mich beim besten Willen nicht fortbewegen konnte und mich dann lauthals anmotzte, warum ich da stünde. Tja, da fiel mir dann auch nix mehr ein…

    Aber seitdem ich meine Naivität abbaue, bin ich doch auch immer wieder positiv überrascht. Sooo viele Leute, die sich einfach nur über das Kind freuen. Kurze Gespräche mit unbekannten anderen Müttern. Sehr viel Hilfsbereitschaft. Nee, ich kann mich nicht beklagen! Auch wenn es durchaus viel Verbesserungsbedarf gäbe. Ich sage nur „Treppen“. Mir war gar nicht bewusst, wie viele es davon gibt und wie selten es eine Alternative zum Schleppen gibt.

  • Ami

    also ganz ehrlich, ich weiss nicht welchen menschen ihr so begegnet? ich bin echt ratlos. mir ist sowas noch nie passiert. leute machen platz, lächeln ben an, halten die tür auf……und nicht nur auf dem land bei uns auch in münchen oder hamburg. vielleicht sollten mütter auch nicht immer so verbissen auf ihr recht pochen (das sie mit schreiendem kind und riesen kinderwagen durchaus auch manchmal haben) – je entspannter ich bin um so entspannter ist auch meine umgebung….ich glaube wenn mütter nicht immer schon das kreuz der gestressten superfrau auf der stirn tragen würden, dann wäre die kinderlose gesellschaft auch manchmal glücklicher mit uns. ich muss mich ja nur daran erinnern, als ich noch kinderlos war. wenn mir da so eine völlig gestresste frau entgegen kam und mich schon meter vor der begegnung so böse anschaute, damit ich nur ja platz mache, da wurde ich ehrlich gesagt auch verstockt. blöd zugegeben aber war halt so. ich glaube das problem sind gar nicht die anderen sondern wir selber. ich werde den verdacht nicht los (und nehme mich da auch nicht aus) dass wir uns in unserer mutterrolle einfach ständig unterbewertet fühlen und daraus ein etwas eingeschränktes wertigkeitsgefühl für uns selber entsteht man könnte auch böse sagen minderwertigkeitskomplex. aber statt das an uns zu ändern kehren wir vor der tür der gesellschaft insbesondere der kinderfeindlichen oder kinderlosen. find ich nicht in ordung-sicher es gibt missstände, aber es gibt auch sehr viele erfreuliche begegnungen.

  • kassiopeia

    Natürlich gibt es total viele schöne Begegnungen, ansonsten wäre das ja nicht auszuhalten, aber alles, was ich dort schrieb, passiert mir so, betrifft mich so! Mich stören die meckernden Leute, nur weil Zoe grade wütend ist, schreit oder Angst beim Fliegen hat. Mich stören auch die Blicke, wenn ich mit 2 Kinderwägen in die Bahn einsteige. Mich macht es verdammt sauer, wenn ich hier versuche in den Bus einzusteigen und dort stehen schon 3 Wägen. Sorry, aber die Dinger sind nunmal nötig. Mich macht es wütend, wenn dann ein Fahrkartenkontrolleur unterstellt, ich hätte vorgehabt schwarz zu fahren, nur weil ich meine Tochter hinsetze nachdem ich meinen Sohn abgeparkt habe und mich nicht zum Busfahrer beamen kann. Bei unserm Tengelmann, der am nächsten ist, kann ich mit ein unseren stinknormalen Einkaufswagen nicht bezahlen an der Kasse, beim Norma komm ich nicht durch die Gänge. Schlimm find ich sowas! Ich komme auch ohne Hilfe nicht die Treppe hoch zur Apotheke, in der Nähe, nicht mit zwei Kindern. Wenn, ich meine Eltern in Berlin besuchen will, ist es ein Akt, 4 Plätze im Kleinkindabteil zu bekommen, weil es in dem Zug nur 5-6 gibt! Ich wäre gern in einer Krabbelgruppe, aber es gibt keine in unseren Nähe! Wichtig wäre sicherlich auch ein Rückbildungskurs gewesen, aber um 14Uhr fand sich niemand, der auf Zoe aufgepasst hätte, die den „Kurs gestört hätte“. Als ich einmal akkut zum Frauenarzt musste, bekam ich einen Termin 7 Tage später. Was ich damit sagen will, ich bin keine Supermama, die ach so toll ist, aber mich schränken all diese Dinge ein und zwar massiv. Ja, ich finde sie sogar kinderfeindlich, aber Kinder gehören dazu, dazu sage ich ganz bewusst! Wenn ich mich nicht traue allein meine Schwiegermutter zu besuchen mit zwei Kindern oder fast nie einkaufen gehen kann- steht es mir schonmal zu mich so richtig zu beschweren! Denn das ist weniger Lebensqualität und produziert viel Stress, weil vieles trotzdem gemacht werden muss. Das sind teilweise alltägliche Sachen, schließlich fing ich nicht an mit der nicht-vorhandenen Auswahl bayerischer Krippenplätze…Wiedereinstieg in den Job etc.

  • Ami

    mhm… also mal ganz ehrlich: in welchem rückbildungskurs welcher seltsamen hebamme „stört“ denn bitte ein mitgebrachtes kind?? also dann hat die dame auch nicht verdient, dass man den kurs besucht-hier durfte jeder seine kinder und die geschwister mitbringen, wurde mir zumindest so erzählt, ich hab diesen kurs nicht gemacht.
    zu den anderen sachen mag ich nichts sagen, du wirst deine erfahrungen machen das kann ich nicht beurteilen. ich weiss nur, dass ich in der rewe einkaufen gehe, da pass ich durch die dinger durch, zu meiner frauenärztin nehme ich das kind mit (und werde dann auch zu gegebenerzeit beide mitnehmen), das kinderabteil werde ich soweit im voraus reservieren, dass ich in irgendeinem der züge schon was kriege und für die krippe wird ben jetzt schon angemeldet, mein wiedereinstieg in den beruf hat super geklappt ich habe eine tagesmutter für 5 euro/stunden ansonsten hätte ich mir eine jugendamtsmutter für 2 euro oder sogar weniger die stunde geholt. was ich sagen will: du kannst an den zuständen (leider) erstmal nichts ändern-also muss man das beste daraus machen. ärgere dich nicht schwarz darüber! schau mal, ich habe hier auch keine krabbelgruppe, ich habe in diesem winzlingskuhdorf hier noch nicht mal irgendeinen kontakt. ich muss immer, wenn ich menschen sehen will fahren-weit fahren. ich finde das auch mist, aber es ändert nichts. ich kann die umstände nicht ändern, ich kann die leute nicht ändern, ich kann nur mich ändern oder anpassen-und das bestimme ich von situatin zu situation neu. das ist das leben.

  • Zwergenwiese

    Ich muss sagen, bei dem letzten Satz von Amis Kommentar musste ich schon ein bisschen schlucken und an mich halten… Klar, die Leute kann man nicht ändern, aber sicherlich kann man einige dann und wann zum umdenken bewegen. Ausschlag gebend werden dabei sicherlich gute Argumente und Erfahrungen „am eigenen Leibe“ oder die einer guten Freundin, Familie etc. sein. Aber ehrlich gesagt stösst es mir sauer auf und widerstrebt es mir persönlich auch, mich mit einer Situation „einfach“ abzufinden, die sich – angeblich – nicht ändern lässt. Ich denke, es ist immer die Frage, wie sehr man sich etwas gefallen lässt und ich finde diese Art von „Hinnahme“ sehr traurig, da sie das Denken vieler in unserer Gesellschaft widerspiegelt. Ich glaube schon, dass sich vieles machen lässt, auch wenn man dabei an Grenzen stösst. Die Frage ist nur, ob man sich persönlich auch mit diesen Grenzen abfinden will und den Strom der Masse folgt… Ich finde , dass Kassiopeia die Sache viel realistischer beschreibt, als Ami das tut, aber jeder macht bekanntlich seine eigenen Erfahrungen. Die vorwurfsvollen Blicke, die eine Mutter treffen, wenn das Kind in der Öffentlichkeit mal nicht so „funktioniert“ wie es soll(te), kann ich tagtäglich zur Genüge beobachten. Meiner Meinung nach gehen viele Leute untolerant mit Müttern um – und setzen diese Frauen noch zusätzlich unter (unnötigen) Druck und Stress. Schließlich kann man ein Kind nicht „programmieren“ und ich muss sagen, dass mir Kinder, die ständig lieb und artig sein müssen, sehr leid tun. Kinder haben nunmal ihren eigenen Kopf, daran kann auch eine Mutter nichts ändern. Zudem denke ich, dass gerade Kinder ihre Freiheit haben sollten und einfach „Kind“ sein dürfen – mit all ihren Ecken und Kanten, Wutanfällen und Geschrei. Erwachsen werden müssen wir in der heutigen Gesellschaft ohnehin viel zu früh.

  • Ami

    ok-ein beispiel durckfirsch gestern passiert in einer kleinen oberbayrischen kleinstadt.
    ich stehe in einer buchhandlung, ben schreit wie am spiess, es ist essenszeit, ich muss noch ein buch einkaufen. es sind ca. 10 leute in der buchhandlung. ich versuche ben neben dem buch rauszusuchen zu beruhigen – was mir allerdings kaum gelingt. die leute schauen, ich lächle zurück und sage:“ hunger, sie wissen ja wie das ist“. es wird zurückgelächelt und ein alter mann löst sich aus einer gruppe, tritt an den kinderwagen fragt ob er ben mal nehmen dürfte und hebt ihn heraus. woraufhin der halbe laden sich uns zuwendet und eine frau sagt ich solle schnell das buch suchen, sie würden solange den kleinen bespassen. ich suche das buch, ben hat eine menge spass, die leute auch, ich entschuldige mich für das geschrei von vorher alle winken ab und sagen, bei ihnen sei das mit ihren kindern auch so gewesen.

    wies in den wald reinruft so schallts raus.

  • kassiopeia

    Dann fahr mal in die Münchner Innenstadt und versuche in der Kaufingerstraße
    beim Hugendubel eine Buch in Ruhe zu kaufen!
    Eigentlich gehts gar nicht um die vollbedrängte Stadt, die den Puls eines jeden
    in die Höhe treibt, sondern deine arrogante Art. Ich entnehme deiner netten Anekdote
    in keiner Weise, dass du auf die Leute im Laden zugegangen wärst, diese nette
    Geste der anderen war Zufall, daher ist es umso frecher mir zu unterstellen, ich würde
    „das falsche“ in den Wald rufen! Dafür kennst du mich einfach mal zu wenig!

  • Mama Schwaner

    Beruhigt euch doch :) Wir müssen uns doch nicht auch noch gegenseitig fertig machen! Sicher, es gibt solche und solche Situationen, auch solche und solche Menschen. Es bringt doch jetzt aber auch nichts, aufeinander rumzuhacken…