Ernährungsberatung für 3 Jährige

Unsere Tochter sitzt nun immer öfter am Tisch und klassifiziert die Nahrungsmittel
in „gesund“ und „ungesund“. An der Tür zu ihrer Gruppe hängt ein Plakat, links
Bilder von gesunden, rechts von ungesunden Lebensmitteln. Mir macht das Angst.
Denn nicht die Kinder sind Schuld an ihrem Übergewicht. Natürlich ist es schön,
wenn Kinder nachvollziehen können, warum es heute nach Schokotorte, Burgern
und Gummibärchen nicht noch einen Liter Cola gibt, aber wieviel Verantwortung
sollen unsere Kinder denn noch übernehmen?! Was nützt es den Kindern zu wissen,
dass fettige Soßen dick und krank machen, wenn Mama und Papa sich selbst nicht
ausgewogen ernähren können?! Gibt es nicht schon genug essgestörte Kinder?!
Ist das richtig, dass sich schon die Gedanken der Kleinsten so um Essen drehen?
Ich sage ihr immer, dass es keine gesunden und ungesunden Lebensmittel gibt,
alles in Maßen sei okay. Ehrlich gesagt, frage ich mich nur, woher sie nun wissen
soll was „in Maßen“ genau bedeutet…

13 Kommentare

  • gleitsmaennchen

    Genau das habe ich mir so in etwa diese Woche im Kiga auch gedacht, als alle Mütter einen Zettel bekommen haben mit dem vermerk, das in zukunft „ungesundes“ Pausenbrot den Müttern wieder mit nach Hause gegeben wird.

    Als erstes stellte ich mir nämlich die Frage, ob die Brotzeit die ich meinem Sohn mit gebe in ihren Augen „gesund“ ist?

    Sollten Kinder nicht eher lernen Freude am essen zu haben, statt ihnen schon jetzt bei zu bringen, das es auch zwang werden kann und man ständig ab wiegen muss, was gesund und ungesund ist.

  • kassiopeia

    Wie bitte? Das ist ja wohl ganz schön dreist. Sicherlich gibt es Eltern, die nicht auf
    eine Ausgewogenheit achten, aber den Eltern vorzuschreiben, was mit darf und
    was nicht, ist doch der falsche Weg. Vor allem wird doch dann wieder nur das Kind
    bestraft, was Im Ernstfall nicht Essen darf. Das wiederum sorgt für Streit im
    Familienleben. Das Kind fragt sich vielleicht, warum Mama/Papa schon wieder dafür
    gesorgt haben, dass es nicht normal mitessen kann. Ich finde das problematisch.
    Denn in den Moment wird Essen unangenehm, alle Kinder schauen rüber, weil die
    Erzieherin schimpft. Und ich gebe dir vollkommen recht, Freude am Essen ist wichtig
    und das es nicht zum Ersatz für etwas wird, aber das erreicht man nicht durch derlei Willkür.

  • Isabella

    Hallo!

    Ich finde das nicht tragisch im Gegenteil eher positiv!

    Schon damals als ich vier Jahre oder so war, habe ich im Kindergarten gesehen, welche Jause die KInder bekommen. Manche bekamen Kase/Wurstbrot und Gurke und manche wirklich täglich eine Extrawurstsemmel mit Cola und einer Milchschnitte. Mir war als Kind sehrwohl bewusst, dass das nicht gesund ist.Und bin deshalb nicht essgestört.

    Man kann einem Kind bestimmt sagen was gesund ist und was nicht. Es soll ja deshalb nicht weniger essen. Ich würde dem Kind sagen, dass man hin und wieder auch ungesunde Dinge mal so zum genießen/naschen essen kann und sie einem dann auch nicht schaden/ es in Ordnung ist.
    Man darf es bestimmt nicht übertreiben, aber Kinder an eine gesundeErnährung sanft heranzuführen ist sicherlich nicht schlecht! Und dass die Betreuung mit dem Kind selbst, welches das“ungesunde“ Jausenbrot mit hat schimpft, bezweifel ich.
    Ich denke die Kritik geht direkt an die Eltern.

    Was anderes deine Seite ist echt toll, ich lese gern bei dir!

  • Mama Schwaner

    Vielleicht kann man es den Kinder so erklären: Die sog. ungesunden Lebensmittel darf man zwar auch essen, aber nicht so viel und nicht so oft. Von den gesunden darf man jedoch nehmen, so oft und so viel man möchte.

    Und zu dem „ungesunden Pausenbrot“: Man stelle sich folgendes vor: Alle Kinder sitzen gemeinsam am Tisch und packen ihre Vesperdosen aus. Obst, belegte Brote, geschnippeltes Gemüse, mal ein Joghurt, meinetwegen auch mal eine Milchschnitte oder ähnliches. Und XY hat dann Schokoriegel und Chips dabei. Erstens sitzen dann wahrscheinlich viele Kinder daneben und hätten das auch gerne und zweitens ist das ja wohl kein Frühstück/Vesper/was auch immer. Zuhause kann ja keiner „darauf achten“, aber wenigstens im Kindergarten sollte eine halbwegs gesunde Ernährung vorgelebt werden. Denn wenn XY schon Süßkram mit in den Kindergarten/die Schule bekommt, was isst er/sie dann zuhause?

  • kassiopeia

    Aber wie oben im ersten Kommentar: Wer entscheidet denn, was gesund ist?! Was wenn eine
    Familie bestimmte Regeln hat? Zoe hat zum Beispiel im Kindergarten immer ein Toast mit Honig
    bei, da sie abends immer Vollkornbrot bekommt. Wenn man es strengt nimmt, ist das ungesund.
    Wenn man sich für einen Kindergarten entscheidet, der bewusst gesund ernähren möchte, macht
    man das freiwillig. Wenn aber plötzlich der Kindergarten switched, finde ich das wirklich schwierig.
    Und ich denke nicht, dass es so viele Kinder mit Chips und Co. sind, ungesund ist breit gefächert.
    Ich hab schon viel mit Kindern gearbeitet, natürlich leidet ein Kind, wenn die Eltern sich weigern
    das mitzuspielen. Oben heißt es ja, dass die Brotzeit wieder mitgegeben wird. Und da wird sicherlich
    gehänselt. Kinder können bekanntlich sehr grausam sein.
    Und gesundes Essen kann man auch nicht en masse zu sich nehmen. 3kg Nudeln sind auch
    nicht gut für den Magen. Ich bin da sicherlich vorbelastet- wegen Angst vor Essstörung. Aber mich
    verunsichert auf jeden Fall, wenn Zoe am Tisch sitzt und mir erzählt, dass sie ihre geliebte Salami
    eigentlich nicht essen sollte. Alles in Maßen! Ich möchte da einfach nur authentisch erziehen. Ich
    ess ja auch nicht nur Bio und Co.

    @Isabella: Vielen lieben Dank für die Wortmeldung! Ich bin da wirklich am grübeln. Und schön,
    dass es dir hier gefällt…

  • Klabauter

    Nun, was gesund ist oder nicht, das ist ja wohl eher leicht zu entscheiden. Die Kindergärten und Schulen machen das ja zum Thema, weil es dazu inzwischen genügen Material gibt, dass ihnen auf Fortbildungen, Modellprojektprogrammen etc. zur Verfügung gestellt wird.

    Ich würde im konkreten Fall einfach mal mit meiner Kindergartentante ins Gespräch gehen. Wenn das offen geschieht und man seine Zweifel zur Diskussion stellt, dann kann man ja vielleicht ein paar interessante Argumente zu hören bekommen. Und wenn etwa 30 % der Kinder zu dick sind, dann scheint es keine Ausnahme zu sein, dass sie das falsche essen.

    Was mich wundert, ist, dass so ein Projekt sich nicht automatisch mit einem entsprechenden Elternabend verbindet. Das fände ich logisch.

  • kassiopeia

    Das hieße ja, dass Zoe unter dem gesundheitlichen Aspekt kein Toast mehr mitnehmen dürfte.
    Ich finde es selbst auch beängstigend, dass es so viele übergewichtige Kinder gibt, man sieht
    das tatsächlich auch. Aber den Eltern die Verantwortung zu nehmen find ich falsch. Und das
    in dem Fall oben, eben nicht das Gespräch mit den Eltern gesucht wird. Denn Essen ist eben oft
    Ersatz. Man kennt das doch, man geht mit schreiendem Kind in einen Laden und das Kind bekommt
    dort für die Schreiei sogar noch eine Belohnung, ein Gummibärchen, oder ein Tütchen, ein
    kleines Stück Schokolade, Wurst, Bonbon… Es hat sich leider immer mehr durchgesetzt, dass
    Kinder ständig Essen angeboten bekommen, auch von uns Eltern selbst. Da ist die bloße
    Unterscheidund zwischen gesund und ungesund der falsche Weg Ansatz.

  • gleitsmaennchen

    Es gab anfang des Jahres einen freiwilligen Elternabend über gesunde, ausgewogene Ehrnährung, den ich sehr informativ fand. Nur leider waren kaum Mütter anwesend und die Kindergartenleiterin war arg enttäuscht deswegen, das die Eltern so wenig interesse zeigen, obwohl gerade dieses Thema im Kiga den Kindern näher gebracht wird.Sogar Pausenbrot gab es zum Essen, als anregung zum selber machen. Auch wurde uns anwesenden erklärt wie man Kindern freude am Essen mit teilen kann. Ich denke das deshalb jede Mutter einen Zettel mit bekommen hat. Trotzdem kann ich mir nur schwer vorstellen, das man Kindern Chips und Schokoriegel als Pausenbrot mit gibt???? Oder gibt es das doch? Ja und leider ist es wirklich so, das Kinder oft mit essen „ruhig“ gestellt werden, aber das ist nicht erst seit heute so, sondern war früher auch schon. Jetzt kommt halt noch das Fernsehen dazu, aber das ist ein anderes Thema, trotzdem auch eine mitschuld an den vielen faulen übergewichtigten Kindern.

  • stadtfrau

    ich finde auch, dass „essen“ oft einen zu großen stellenwert einnimmt, sei es jetzt die gesund-ungesund-diskussion oder das ständige kekschen-anbieten unterwegs. und dass ein kind von sich aus auf ein ansonsten gern gegessenes lebensmittel verzichten will, weil es ungesund sein soll finde ich schon grenzwertig und zeigt, dass es in eine falsche richtung läuft! kinder sollen auch genießen dürfen, sollen essen dürfen, was ihnen schmeckt ohne sich negative gedanken machen zu müssen.
    essen ist intim, jeder so offensichtliche eingriff (zum essen zwingen/überreden, zum aufessen zwingen/überreden, lebensmittel madig machen etc.) kann zu einer störung führen. es ist unsere aufgabe als eltern, darauf zu achten, dass das angebot ausgewogen ist, dass genug vitamine zugeführt werden und „ungesundes“ essen in maßen genossen wird.

    das thema „gesundes essen“ kann man sicher kindgerecht bearbeiten, ich bezweifle aber stark, dass es es in dieser form der aufteilung von lebensmittel in schlecht und gut sinnvoll und zielführend ist.

    bei uns im kindergarten wird beim elternabend darauf hingewiesen, dass bitte keine schokoladige jause oder süßigkeiten mitgegeben werden sollen, jedenfalls nicht ständig, ein nutellabrot oder ein muffin ab und zu ist völlig okay. auch das mittagessen ist einmal in der woche „süß“ – für mich völlig normal, wie viele familien ernähren sich denn wirklich nur nach dem gesichtspunkt „gesund und daher wertvoll und alles andere ist schrott“? (btw: was sagt so etwas wohl über die lebenseinstellung aus?)

  • kassiopeia

    @Stadtfrau: Vielen lieben Dank für deinen Beitrag! Es tut gut zu lesen, dass ich nicht ganz
    allein bin mit meiner Sorge um das Thema!

  • Giftzwerg

    Wenn man so kleinen Kindern bereits erzählen will, welches Essen sie weglassen sollen (und dazu nicht nur Schokolade, sondern auch Salami zählt) dann räumt man diesem Essen ja schon in so jungen Jahren einen besonderen Stellenwert ein, den es in dieser absoluten Weise nicht haben darf. Viel klüger wäre doch, den Contra-Teil ganz wegzulassen und stattdessen besonders viel Gemüse anzubieten, ohne gleich einen solchen Rummel daraus zu machen. Mit Verboten erreicht man doch nicht einmal ansatzweise das, was eine gutplatzierte Bestärkung ausmacht.

    Ein gesundes Verhältnis zum Essen bedeutet nicht, Kalorien zu zählen und Fett zu meiden. Es bedeutet zu Essen, sich daran zu erfreuen, und zu genießen. Da erledigt sich der Rest von selbst – denn eine ganze Tafel Schokolade kann man gar nicht „genießen“, das rechte Maß bildet sich ganz von selbst. Wenn der Geschmackssinn nämlich nicht künstlich trainiert (und somit verdorben) wird, kann auch ein kleines Kind sehr wohl einschätzen wieviel es wovon essen kann. Der Hunger ist kein Bedürfnis das erst eingestellt werden muss – aber sehr wohl eines, das man ziemlich leicht verstellen kann.

    Und zu den Zetteln im KiGa – ich brauche keine Erzieherin, die mir Regeln aufstellt und meinem Kind das Essen wegnimmt, das ich ihm einpacke. Das ist kein Engagement, sondern eine dicke Überschreitung der Kompetenzen.

    Tschulligung, aber da geht mir (und ich habe selbst eine ganze Menge Erfahrung mit Essstörungen… leider) der Hut hoch.

  • Corinn

    Ich denke auch, dass man „dem Essen“ einen zu großen Stellenwert einräumt – wenn man bereits kleine Kinder trainiert gesundes und ungesundes Essen zu klassifizieren und überhaupt,wo fängt es an und wo hört es auf. Nun habe ich leicht reden, Conrad verweigert freiwillig jede Form von schokolade! Aber er ist gern anderes Süßes, z.B. Eis,darf er – nur muss ich aufpassen,dass es nicht jeden Tag welches gibt,denn das Eisessen im Sommer ist ein Ritual. Aber ich gebe ihm genauso oft Dinge die ich für gesund halte. Er darf vorschlagen was er essen möchte und manches mal bekommt er das und ein anderes MAl ebend nicht. Ich mag die Kategorien gesund und ungesund nicht – ich versuche ihm vorzuleben, wie eine ausgewogene Ernährung aussieht (von meinem Schokoladenkonsum mal abgesehen, aber das ist ja kein Problem. Ich (Wir) mögen keine Pommes, Chips und so bekommt sie Conrad auch nicht. Sollte er sie später einmal einfordern, dann bekommt er sie (nicht ständig) dafür müssen dann andere Dickmacher warten. Ich denke dass vorleben einer bewussten Lebensweise reicht, denn wenn man gewisse Lebensmittel verteufelt, dann erhöht man den Reiz.
    Und im Kindergarten? soviel bekommen sie doch auch nicht mit oder? Und vielleicht schafft ein Angebot an allen möglichen Lebensmitteln einen Austausch.
    Das mit dem Zurückgeben von Lebensmitteln finde ich kritisch, da werden die Eltern auf dem Rücken der Kinder erzogen, dann doch lieber ein gemeinsames Vesper für alle Kinder anbieten.

    Auch gemeinsames Kochen ist sehr schön und hilft, wenn man möchte den Vokus von den „ungesunden „Lebensmitteln abzuwenden. Ich liebe es, wenn mein Sohn in den Kochbüchern schmökert, auf ein Bild zeigt und fragt: „Woll’n wir das mal kochen?“