Wo komm ich her, wo geh ich hin?!
Am Rande Berlins, im Haus meiner Oma wollte ich das eine Mal, dass wir dort sein
konnten, durchs Haus schlendern, ein Herzenswunsch. Alles nochmal ansehen,
aufsaugen im Hier und Jetzt. Ich lebte dort die ersten drei Jahre meines Lebens
mit meinen Eltern und später zogen meine Eltern in die Nähe. Dieses Haus war
immer da. Nur lebt nur noch ein Mensch dort. Meine Tochter wollte auch alles
genau sehen und nachdem wir durch das Erdgeschoss geschlendert waren und
im ersten Stock die Türe öffneten, war ich gerührt und Zoe stellte viele Fragen,
denn meine Oma bezieht nach wie vor die Bettseite meines Opas. „Wer schläft
da?!“- „Die Oma.“- „Und wer noch?“- „Niemand.“- „Und warum ist da ein Kissen?!“
„Da hat mein Opa geschlafen.“- „Und wo ist der?“- „Der ist gestorben.“- „Und
wo ist der jetzt?“- „Im Himmel auf einer Wolke.“- „Kann ich den sehen?“- „Nein,
Süße aber er passt auf uns auf.“ Aber die Fragen brachen nicht ab. Im Haus
meiner Eltern zurück wollte sie mehr. „Kann ich den denn nie sehen?!“- „Nein,
Maus.“ Sie wurde immer trauriger. Ich hab ihr dann gesagt, dass er einfach immer
da ist, weil wir an ihn denken und er zur Familie gehört, jeder trägt etwas von
ihm in sich, denn der Opa ist doch sein Sohn, ich Opa’s Tochter und sie nun die
meine.
Kleine Tiger gab es im Urlaub zu sehen. „Wo ist die Mama.“- „Einkaufen.“- „Ne,
dass stimmt nicht!“ Zoe war empört, aber ich schwöre Ihnen, letztes Jahr hätte
ihr das gereicht. „Die ist bestimmt gestorben.“- „Nein Maus, vielleicht ist sie auch
in einen anderen Zoo gegangen, wie wir das schon im Fernsehen gesehen haben.“
Und in den letzten Tagen des Urlaub, ihr Lieblingthema. Zoe war zuerst in meinem
Bauch, dann der Noah und dann der Tom. Aber wo waren die die ganze Zeit über?
Und wo war Zoe, bevor Zoe im Bauch war?! Erklärungsversuche des Papas: „Auf
einer Wolke und hast gewartet.“ Damit war Zoe nicht so glücklich, verdammt viele
Wolken und zuviel Willkür. Dann probierte Mama etwas mehr Biologie einzubringen.
Sie weiß, dass ich blute, wo die Kinder herauskommen. Also erzählte ich von
Eiestöcken, Eiern und Samen, dem Mix. Aber irgendwie fehlte das Bildmaterial.
Ich habe immer gesagt, dass ich aufkläre, wenn die Kinder fragen, hier wird es
langsam Zeit.
Es wird komplizierter, man gerät in Erklärungnot und wird, ob man will oder nicht
zum Nachdenken angeschubst. Sie wird erst Vier.
3 Kommentare
Mareike
Aufklärung ist bei uns zur Zeit auch ein ganz großes Thema. Mein Sohn 4 fragt auch immer wo er war bevor er in meinem Bauch war. Klar für Kinder ist es auch sehr schwer Vorstellbar das man quasi erst enstanden ist.
kassiopeia
Das ist es, es ist existenziell- der Gedanke, dass es ein Leben ohne sie geben konnte.
partikelfg
Tod und sterben oder wer wann in wessen Bauch war ist auch ein Thema bei uns.
Wenn Meret (2) fragt, wo sie denn war, bevor sie in meinem Bauch war,
meint meine Große (4) immer schnell: Du warst Quarkkeulchen im Schaufenster!
statt: Du warst Quark im Schaufenster!
Dass man eine Mama und einen Papa zum Kinderkriegen braucht wissen sie schon,
das Wort Eizelle und Samen hab ich auch schon fallen lassen.
Zur Zeit geben sie sich noch mit solchen groben Erklärungen zufrieden.
Wird sich sicher bald ändern!