8 Monate Tom

8 Monate sind bei mir so die magische Grenze. Sie bedeutet mir sehr viel. Es ist der
große Schritt zur Eins. Und auf dem Weg dahin, passiert so unglaublich viel. Jetzt
passiert so viel mit Tom. Er wird mobil, er robbt, langsam von einem Zimmer ins
andere, er liegt ewig drüben im Zimmer seiner Geschwister und spielt, beschäftigt
sich allein oder schaut den Größeren zu. Seine Persönlichkeit kommt immer mehr
zum Vorschein. Man hört Unterschiede zwischen: Angst, Schmerz, Frustration, Zorn.
Wenn er also drüben liegt im Wohnzimmer, während ich in der Küche bin, kann ich
Anhand seines „Schimpfens“ hören, was eigentlich gerade los ist und wie schnell ich
jetzt zu ihm muss.
Er ist so unendlich groß geworden. Beim Füttern kann ich ihn kaum noch halten, er
hängt so an mir herunter, wenn er liegt. Eine Solche Kraft hat der kleine Kerl, wenn
er nicht will, schmeißt er sich mit voller Wucht nach Hinten, und das tut so weh, ihn
dabei nicht fallen zu lassen ist eine Kunst. Und ausdauernd ist er. Manchmal verbringt
er bestimmt eine Stunde damit unter dem Tisch Krümel aufzulesen und sie zu essen,
mit einer Wonne. Aber eben auch beim Spiel, es ist egal ob ich im selben Raum bin,
hauptsache seine Geschwister sind da und wenn die auch gehen, robbt er hinterher,
und das täglich effektiver.
Man kann quasi zusehen, wie er aus diesem Babyalter entwächst. Er uns da rausgleitet.
Man spricht noch einmal anders mit ihm, äußert erste Verbote. Dabei hört er auf seinen
Namen und versteht, was das bedeutet, denn er hält in seinem Tun inne und guckt
mich an. Aber wie, das müssten Sie mal sehen: „Wat is denn?“ So ganz erstaunt: „Wie
das also auch nicht?“ Und dann wird geguckt, ob ich nicht doch nen Auge zudrücke
und nicht jemand ganz anderes gemeint war.
Wenn ich ihn rufe und er sieht mich nicht, orientiert er sich an meiner Stimme, wo ich bin
und schiebt sich dann in die Richtung, damit er sehen kann, was ich jetzt will. All diese
Kleinigkeiten sind Neu und trennen klar dieses hilflose Wesen auf dem Boden, dass er
vorher war von dem Kind jetzt. Er wird zum (Klein-)Kind. Und das ist auf der einen Seite
spannend, aufregend und wunderschön, aber auch ein Abschied. Er löst sich jeden Tag ein
Stück mehr. Das lasse ich zu, aber es fällt mir nicht immer leicht.
Dieses Kind hat uns alle im Griff, in der Nacht wird er gefüttert, deshalb schlafen alle
weniger gut. Ja und wenn der lächelt, dann ist sowieso alles vorbei. Und er lächelt
eigentlich immer, es sei denn es herrscht akuter Hunger oder die Windel ist nicht mehr
ganz frisch oder… Und wenn er dann hier am Tisch mit uns sitzt in der Früh und das
aufsaugt: die Gespräche, das Lachen oder Gemotze, die Größeren ihm Brotkanten
abschneiden und nur für ihn Blödsinn machen, damit er lacht, dann fühlt sich das richtig
gut an.

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