Heilig Abend vor 4 Jahren…

bekam unser Baby Zoe ein Geschenk: ein Kuscheltier. Sie war erst ein paar Wochen alt. Ich sah
diesen Engelim Schaufenster und musste ihn kaufen. Der Engel wich seitdem nie mehr von
ihrer Seite. Er bekam nie einen Namen, stattdessen hieß er nur „Puppi“. Puppi musste
immer da sein.
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Beim Einschlafen, bei Unfällen, einfach so. Wenn die Puppi nachts aus dem Bett fiel,
hoben wir sie auf, wenn sie vergessen wurde, fuhr Mama mit ihr hinterher. Wir verloren
sie nie. Sie war dabei als Zoe ihren ersten Tag in den Kindergarten ging und ging seitdem jeden
Tag mit. Nie ohne. Niemals. Manchmal vergaßen wir die Puppi im Kindergarten, dann ging ich den
ganzen Weg zum Kindergarten zurück, um sie zu holen, manchmal telefonierten wir mit den
Erzieherinnen und Papa holte sie am Kindergartentor ab, auf dem Weg nach Hause, einmal trafen
wir sogar Zoe’s Erzieherin samt Puppi quasi vor der Haustür. Irgendwann legte Zoe ihre Puppi
vorsichtshalber in ihre Schublade im Kindergarten und am Nachmittag holte ich sie wieder heraus,
aber nicht immer, manchmal suchten wir wie früher. Jeder im Kindergarten kannte die Puppi, doch
dort wurde er Zoe’s Engel genannt. Es gab einen großen Unfall und danach
war die Puppi einzigartig.
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Mit den Jahren hat sich Zoe’s Puppi weiter verändert. Sie blasste aus.
Jeden Abend vor dem Einschlafen drehte Zoe an den Haaren der Puppi, sie dünnten aus und wurden
lang und länger und jede Nacht drehte Zoe diese langen Zottel bis zum Einschlafen um ihre Finger
(wie ihr Bruder Noah die Seine…)
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Vor dem Sommerurlaub fielen sie ab, erst die eine dann die andere
Seite, fortan war die Puppi haarlos und Zoe untröstlich. Wir kauften eine neue, und wollten sie unterjubeln,
doch es war nichts zu machen, die Haare waren verräterisch, es sollten die langen ausgedünnten Zottel sein.
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Dann eines Tages vergaßen wir die Puppi bei Freunden und Zoe konnte eine Nacht ohne, nahm
die Ersatzpuppi und erst am nächsten Tag holten wir die Puppi nach Hause.

Eines anderen Tages saß Zoe auf der Couch, denn sie machte mit mir blau und sah ihren Lieblingsfilm:
Laura’s Stern. Und mitten beim Gucken, fing sie an zu Weinen und war todesunglücklich, weil
sie keinen Stern hätte. Ich zeigte ihr einen. Ich sagte, ich würde den Weihnachtsmann fragen.
Ich tat es nicht. Ein Kuscheltier? Würde sie sich noch freuen? Hatte sie den nicht schon wieder vergessen?
Am 22.12. stand ich fiebernd mit all den anderen Irren im Obletter am Stachus und wartete
20 Minuten an der Kasse bis ich den allerletzten Stern dort, für 7 Euro mehr kaufen konnte. Aber
ich war stolz. Am 24.12 packte ich diesen noch heimlich ein und wartete auf das, was passieren
würde. Die Augen strahlten: „Den hab ich mir doch gewünscht!“ Am Abend bestand sie darauf
den Stern mit ins Bett zu nehmen. Und als ich sie fragte, was das Schönste heute gewesen sei,
sagte sie: „Das ich meinen Stern bekommen habe!“
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Und die Puppi? Die legte sie abends auf ihren Nachttisch, weit weg. Dort lag er bis zum Morgen.
Dann lief sie mit ihrem Stern, ihrem Eddi und ihrer Puppi umher. Am Abend legte sie die Puppi
wieder neben das Bett, auf den Nachttisch. Dann vergaß sie sie. Die Puppi blieb liegen. Und
vor zwei Tagen brachte sie die Puppi in die Küche zum Waschen, denn sie sei schmutzig. Dort
lag sie einen weiteren Tag. Jetzt liegt sie in der Küche auf dem Trockner: Sauber. Verblasst. Haarlos.
Geflickt. Und ich werde sie wohl in eine Kiste tun. In eine Kiste, die es noch nicht gibt. Aber die
es geben wird, für die paar Dinge, die da noch kommen in den nächsten paar Jahren bis sie auszieht.
Denn das erste, was diese Kiste braucht, ist schon 4 Jahre alt…

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