5. Hochzeitstag

Äußerst gerührt blicke ich heute fünf Jahre zurück. Beim Durchblättern unseres Albums,
um ein paar Fotos abzufotografieren, musste ich ein paar Tränen wegdrücken. Es war einfach
ein rundum gelungener wunderschöner Tag, mit Freunden und Familie, ein paar schönen Tagen
zuvor und einzigartigen Flitterwochen!
Ich habe den Mann geheiratet, den ich liebe, weil wir das so wollten. Wir haben dafür gekämpft
und sind nicht immer auf Verständnis gestossen, entweder waren wir zu jung, um die Konsequenzen
abzuschätzen, wir hatten zu wenig Geld oder kannten uns nicht gut genug. Wir hatten Wochen
voller Vorfreude, Prüfungsstress, Bewerbungen und Hochzeitswahnsinn hinter uns gebracht und
es doch tatsächlich geschafft, mit Schwestern und Freunden am 20. Februar via Nachtzug loszufahren
und am 21. Februar in Friedrichskoog anzukommen. Wir genossen diesen ersten Tag, denn schon
am 22. Februar fand abends der Polterabend statt, für den ich noch Namensschilder fertig machen
wollte, unsere waren rot und es standen „Braut“ und „Bräutigam“ darauf.
Am 23. Februar stand ich vor 5Uhr auf, denn um 10Uhr sollte die standesamtliche Trauung beginnen.
Meine Ma frisierte meine Haare, zusammen mit meiner Schwester stand ich lange im Bad, essen
konnte ich nicht viel, dafür Minuten vor der Abfahrt noch in Ruhe meine Nägel lackieren. Meine
Schwester hielt mir bei meiner letzten Zigarette als Unverheiratetete den Schleier aus dem
Gesicht. Der Lichteinfall beim Eintritt in die Mühle soll märchenhaft gewesen sein, meine Vater
führte mich und übergab mich dem Bräutigam. Dort standen wir lang, hielten uns an den Händen
und sprachen die ersten Worte, nach einer Nacht, die wir getrennt verbracht hatten. Ich erfuhr,
dass mein Mann einer Entführung zur Reeperbahn entkommen war und etwas leidlich in den Tag
gestartet war. Wir erklommen die kleine und steile Treppe hinauf und nahmen Platz an einem
wunderschönen Tisch. Um uns herum unsere Familie und Freunde. Eine lange Rede und viel Humor
später durften wir unterschreiben, die Ringe tauschen und nach einer charmanten Aufforderung uns
auch küssen. Unten wartete der gute Champagner und kleine Häppchen. Gegen 12Uhr löste man
sich, denn um 14Uhr wartete der Pfarrer in der kleinen Fischerkirche auf uns. Also fuhr ich
mit meinem Eltern wieder ins Quartier. Und zog das wunderschöne weiße Kleid an. Ein Traum
zwei Kleider für einen Tag. An die kirchliche Trauung kann ich mich kaum erinnern. Es war
einfach irgendwie zuviel für diesen einen Tag. Und wir waren ja schon getraut. „Wollen Sie ihre
Frau wirklich heiraten?“ Na, nu war zu spät für ein Nein. Missen würde ich es aber nicht wollen.
Es war genau das richtige für uns: unser großer Tag. Kaffee und Kuchen einten alle an einem
U. Dennoch war jeder froh über die Pause bis zum Abendessen. Diese Pause genossen wir in
unserem Appartment mit unseren Freunden. Beim Abendessen musste ich gehen, mir war schwindelig.
So sehr, dass ich mein weißes Brautkleid ausziehen musste. Ich konnte meine Ma davon abhalten
das Appartment zu verschönern, freute mich über die Intiative der Familie Musik aufzulegen und
die Meute mit Spielen zu unterhalten und war irgendwie trotz allem froh totmüde um 1Uhr die
Türe hinter uns zu schließen und gemeinsam zweisam im Bett noch ein Glas Champagner zu trinken…

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