Tom ist Eins!

Ich kann nicht glauben, dass mein Sohn heute schon ein Jahr alt wird. Ich weiß, die Zeit war gefüllt
und jeder Tag war neu, aber ich erinnere mich einfach so gut an alle Kleinigkeiten:

Ich hatte eigentlich nur eine Blasenentzündung, die von meinem Frauanarzt geschallt wurde, als
er nebenbei erwähnte, dort sei momentan ein Ei kurz vorm Sprung. Ich hatte die Pille abgesetzt und
hatte mich ausgiebigst über natürliche Verhütung informiert, dass mein Eisprung bevor stand,
wusste ich, aber ich wollte es nicht sehen. Denn mit diesem einen Blick auf diese Hälfte Erbinformation,
wurde das Kopfkino gestartet: Was wenn das Schicksal ist? Was wenn uns etwas besonderes entgeht?!
Uns kamen diese Gedanken so seltsam vor, dass wir mit niemanden darüber sprachen. Was ein
Quatsch. Einfach so, spontan? Eine Chance wollten wir dem Ei geben und es wurde eine Punktlandung!
10 lange Wochen haben wir es für uns behalten, einzig Frau Klabauter wusste vom neuen Glück.
Dann sprudelte es raus! Wir sind schwanger! Ziemlich schnell wurde aus dem Baby: ein Junge.
Der Name wurde auch schnell gefunden und fortan hieß der Junge: Tom. Tom wurde es nicht leicht
gemacht. Ich hatte wieder mit Problemen gerechnet, wieder mit vorzeitigen Wehen. An einem
Donnerstag ein Schmerz alle paar Minuten ein Ziehen, mit Einatmen und Ausatmen über eine halbe
Stunde. Ich rief in der Praxis an und wurde dort sofort ans CTG geschlossen. Diesmal hörte ich nicht
das Herz meines Kindes, sondern sah nur Hügel auf und nieder schlagen, weitere 35 Minuten. In
meinem Kopf drehte sich alles. Ich rechnete aus, wieviele Wochen fehlten bis Tom eine Chance
hatte zu leben, eine Chance zu kämpfen, wie weit es wäre bis zum dem Zeitpunkt als das bei Noah’s
Schwangerschaft begann und wieviele Wochen es wären bis zu einer normalen Geburt: 10, 16 und 22
Wochen. Mir war einfach nur schlecht. Als ich von der Toilette kam, hörte ich wie die Arzthelferin
zu ihrer Kollegin sagte: „Die hat aber ordentlich Wehen! Wie weit ist die? 16+?!“ Ich schaffte es ab
diesem Zeitpunkt, von wo auch immer eine solche Zuversicht zu kramen, ganz viel Ruhe und von
da an genoss ich jeden Tag mit meinen Kindern, denn die Angst vor einem Klinikaufenthalt war
groß. Ich genoss jeden Tag und blickte rückwärts, 1 Tag geschafft, 2 Tage, eine Woche, zwei Wochen,
6 Wochen usw. Und wir schafften das beide. Wir machten das ganz gut, ohne jammern und
genossen. Am Anfang der vorzeitigen Wehen, sagte ich mal, dass ich mir nichts mehr wünsche
als dieses Kind dann zu übertragen und mich zu fragen, wann es denn dann endlich rauskommt.
Und da hat doch einer tatsächlich zugehört. Zu gut. Die Wehen stoppten ungefähr drei Wochen
vor dem Termin, nachdem ich ernsthaft dachte es ginge schon los. Dann nur noch gelegentlich
eine oder zwei. Und dann waren 6 Tage vergangen, wie bei Zoe und ich wurde unruhig. Sehr
sogar. Am 9. Tag war ich einfach nur noch fertig, die Ärztin war plötzlich im Urlaub, alle sprachen
von Einleitung, ich jammerte mich noch wunderbarst im Blog aus, da fiel mir dieser üble Schmerz,
den ich den ganzen Tag über hatte erst so richtig auf. Die Wehen vom Vormittag am CTG schossen
mir ins Hirn und dann plötzlich waren die wieder da. Heftig. Trotzdem rief ich zweifelnd meine
Schwiegermutter an, ob sie denn wirklich- ach ich wüsste ja nicht genau. Doch die Frau ist vom
Fach
und kam wie der Wind, im fast gleichen Moment meine Schwägerin mit der Großen. Alle
verabschieden, Mama ins Krankenhaus und nicht mal 4 Stunden später- meine Rekordzeit war
Tom Clueso endlich da! Nur fast 10 Tage überm Termin.
Es war so schön! Er war da. Dieses Wunder. Und nun?! Ein Jahr später sitzt mein Baby am Tisch,
isst mit Gabel und Löffel mit uns Mittag, trinkt Kuhmilch aus dem Becher, läuft ein paar Schritte
an Möbeln, klatscht in die Hände, winkt, redet: Mama, Papa, etwas das wie Noah klingt, etwas das
sehr verdächtig nach „Hallo Papa“ klang und überhaupt Hallo, schmeißt schließt die Türe nach
Aufforderung zu, gibt und kommt nach Aufforderung. Ich bin so stolz, wenn ich meine drei Kinder
zusammen spielen sehe, sehe wie Tom sicher zwischen den Großen spielt, gewissenhaft Kisten
ausräumt, sich allein beschäftigt und die weite Welt Wohnung erkundet. Es ist so wunderbar, dass
es dich gibt, Tom!

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