Die Sicht der Dinge…

Nach meinen letzten Jammereinträgen, dachte ich mir. Wie kann das sein?! Liegt es wirklich an
der Woche oder eher an mir und meiner Sicht der Dinge?! Ich war sehr angespannt am Sonntag.
Vor mir lagen drei Tage ohne Mann. Abgesehen von der Liebe und diesen anderen Kleinigkeiten
lastete schon am Sonntag Abend so ein Päckchen schwer auf meinen Schultern. Ich hatte Bammel.
So richtig. Hatte ich mir vorher in meiner wundervollen Art gedacht mich nur an einem der Tage
noch zu verabreden, am besten Mittwoch, wurde plötzlich alles voll.
Wenn das Universum mir sagen wollte, wie aufgeschmissen ich ohne meinen Mann wäre, haben
diese Tage das wirklich liebevollst offenbart.
Am Montag startete der Tag noch mit Mann. Eigentlich entspannt mit Tom zu Hause, ich schaffte
viel zu Hause, holte Zoe ab wie immer, ging mit den Kindern ein Eis essen, dann kam Oma
um überraschend mit den Großen zum Turnen zu gehen, während Tom mal bei mir und nicht wie
sonst bei ihr weilte. Ich ging mit Tom einkaufen, machte Haushalt usw. Am Abend erwartete mich
der erste KiGa-Elternabend für Noah, der gleich wieder länger als 2 Stunden dauerte. Als meine
Schwiegermama ging, war es schon 21.30Uhr. Kein Mann da. Und das wissen, morgen musst du
alles wuppen. Alleine. An Schlaf war nur leider nicht zu denken.
5.50 Uhr quasselte Tom. Und Kopfschmerzen summten im Hirn. Ausgerechnet. Nicht oft habe ich
Kopfschmerzen, aber natürlich in diesen popligen 3 Tagen nehmen wir alles mit. Ich schaffte es
geduscht, geschminkt, geföhnt und mit 3 1/2 Kindern pünktlich um 8.15Uhr aus dem Haus. Ging
auch nicht anders. Nächste Woche sind bei Noahs 3-Tagesgruppe 2 Wochen Ferien, wenigstens
diese Woche sollte er noch gehen, außerdem stand Kleinkind-Turnen mit Tom um 9.15Uhr auf
dem Programm. Im Kindergarten helfe ich gerade der Tochter beim anziehen, da kommt eine
Mutter zu mir: „Sage mal, ist das okay, dass dein Kleiner da draußen fast aus dem Wagen fällt?!“
Darauf gab es nichts zu sagen. Natürlich hatte ich vergessen Tom anzuschnallen, eine andere
Mutter war so geistesgegenwärtig in liebevoll aus dem Kinderwagen zu heben, ohne vorwurfsvolle,
rein gar nichts bringende Sprüche. Also mit so einem mulmigen Gefühl verließ ich den Kiga und Zoe
und brachte Noah in die Tagesgruppe, hetzte gerade zu rechtzeitig zum Turnen. Im Anschluss
einkaufen gegangen und wieder zurück Noah abgeholt und dann Zoe, weil wir am Nachmittag in
der Altstadt um die Ecke verabredet waren und ich mir so einen Weg sparte. Super Sache. Wunderbar
am Nachmittag den Kindern im Garten beim Spielen beobachtet und Heim bevor es wurde dunkel.
Sehr dunkel. Rechtzeitig kamen wir trocken heim, ich riss die Fenster auf um stickige Luft raus
und frische rein zulassen und die Millionen Blütenpollen, die dann überall überall lagen. Nach dem
Abendbrot und Waschen der Kinder saugte ich das im Wohnzimmer eben weg, die Uhr tickte, es
wurde später. Als ich den HDD-Recorder anmachen wollte für das allabendliche Sandmännchen
für die Kinder, ging nichts. Das war der Moment in dem ich fast heulte. Diese beschissene Einsicht,
dass man eben nicht alles allein kann. Diese Hilflosigkeit, weil man trotzdem muss. Fürchterlich.
Nach 10 Minuten ging das Ding wieder. Es wurde später. Als die Kinder im Bett lagen, kam ich nicht
etwa zum Fernsehen nein, es ist Ende des Monats, die Überweisungen warteten. Als ich völlig
knülle und in freudiger Erwartung des heutigen Tages ins Bett ging, schlief ich dann doch wie ein
Stein.
Als ich vom Wecker wach wurde, wurde es auch Zoe und der Kater, der miaute. Sehr laut. Als ich die
Wohnzimmer öffnete um das Tier zu befreien, wusste ich wieso. Einmal Katzenklo vergessen ins
Wohnzimmer zu stellen, einmal Sofa voll gemacht. Jawoll! Jackpot. Kein Mann da. Also ich allein
die Maschine angemacht, Essig rausgekramt, Dreck entfernt. Später den Müll machen wollen, den
sonst der Mann macht und was passiert?! Mir reißt der Müllbeutel! Mir! Heute! In diesen Tagen
juhu! Im Wohnzimmer und beiden Kinderzimmer lagen noch immer die Blüten überall, nur bisher
keine Zeit sie zu entsorgen. Eigentlich sollte das ein ruhiger Morgen werden, doch plötzlich genau
in dieser Woche macht Zoe’s Gruppe einen Ausflug zur Feuerwehr, alle Kinder bitte bis 8.30Uhr
bringen. Also wieder das Haus pünktlich 8.15Uhr im Eilschritt verlassen: wieder geduscht, geföhnt
und geschminkt und mit allen 3 1/2 Kindern sauber, bekleidet und nach einem gemeinsamen
Frühstück. Eigentlich wollte ich bei Noah in der Gruppe bleiben, weil gestern spontan
beschlossen wurde, dass die Tageskindermuttis nicht ihre Kinder wie immer um 11.30Uhr holen,
sondern um 10.30Uhr ein gemeinsames Frühstück stattfindet! Ich hätte mir viel Rennerei erspart.
Ich hatte Rückenschmerzen, aber zu Hause stand noch das Frühstück auf dem Tisch, der Abwasch
wartete, die Wäsche und die kaputte hin und wieder Wasser spuckende Maschine lief, musste laufen
wegen der Katze also rannte ich nach Hause. Für eine Stunde saugen im Wohnzimmer und Toms
Zimmer, wischen vom Wohnzimmer, Abwaschen und schon war ich weg. Ich versuchte das „Frühstück“
über zu entspannen. Ich gab alles. Lief zurück und legte Tom schlafen, Noah nickte auch mal wieder
ein und ich rappelte mich auf und schob das Wohnzimmer wieder zurück, schüttelte den
gewaschenen Couchbezug aus (Federn). Um 14.15Uhr weckte ich die Jungs. Das war mühselig,
beide so müde. Aber ich musste los, weil wir auch heute verabredet waren und weil das in der Nähe
so langweilig ist, dachte ich mir je weiter weg desto besser also zweimal Bus fahren. Das erfordert
wiederum genaues Timing. Auch das schafften wir, 15.30Uhr waren wir da. Verbrachten einen
schönen Nachmittag im Garten, bis Noah bewaffnet mit dem Bobbycar nicht anhielt, sondern auf ein
vom Grundstück fahrendes Auto hielt! Ich rief einmal Stop, zweimal und dann kreischte ich nur noch.
Noah hielt gerade noch rechtzeitig an. Ich hatte solche Angst. Es war unglaublich. Der Autofahrer
konnte Noah nicht sehen und Noah reagierte nicht. Gar nicht. Er sah das Auto vor sich. Ich stand weit
weg und hatte Tom auf dem Arm, nichts mit Rennen. Ich schrie. So sehr, dass die Leute aus ihren
Häusern glotzten, bei der Frau des wegfahrenden Autofahrers klingelten, die zu mir kam und wirklich
lieb fragte, ob was passiert sei, worauf ich nur antworten konnte: „Mein Sohn hielt nicht an, als ihr
Mann vom Grundstück fuhr. Er hätte ihn fast umgefahren, weil mein Sohn nicht stoppte, deshalb
kreischte ich!“ Mir rutschte mein Herz heute also sonste wohin. Egal ob der Busfahrer heute beim
Umsteigen ne Schwangere mit drei kleinen Kindern stehen lies, egal dass ich abends noch im
zweiten Kinderzimmer die blöden Blüten wegsaugen musste und es wieder später wurde als 19Uhr,
alles egal.
Wir haben diese Tage geschafft. Ich hab diese scheiß vollgepackten Tage geschafft, ohne motzen und
ohne nur das Schlechte zu sehen. Die Tage waren anstrengend, aber das gehört dazu. Ich bin
stolz auf mich. Ich lag vorhin in der Wanne, es duftete gut und ich war so entspannt. Es liegt an
mir. Die Woche war böse. Es kam alles auf einmal. Morgen kommt ein Kellerentrümpler für den
wir letzte Woche 2 Stunden opferten um vor zu sortieren bevor Nils flog, denn der Entrümpler
kommt morgen schon um 8Uhr. So wie der Mann, der die Waschmaschine reparieren soll, der
kommt morgen zwischen 8.00 und 11.00Uhr. Und weil Nils morgen früh länger hier bleiben muss,
um mir den Mann anzuleiten im Keller und den Reparierer reinzulassen und ich Zoe währenddessen
in den Kiga bringen muss, kommt er wieder später heim. Aber er wird am Abend kommen, denkt
an das Katzenklo, macht den Müll, wäscht den Rest ab, deckt morgens den Tisch und macht die
Kinder fertig, hilft mir, ist für mich da, bringt mich wieder zum Lachen, lästert mit mir, schnattert
mit mir und schläft zusammen mit mir ein… Ach schön…

11 Kommentare

  • Laudi

    Ja, so ohne die Männers wären wir ganz schön aufgeschmissen. Ich möche es mir nicht in meinen
    schrecklichsten Träumen ausdenken und wir haben nur 2 und nicht 3 1/2 Kinder. Ich fühle mit Ihnen und schicke viele Grüße. Alles wird gut!!!! Lach.

  • wortteufel

    Uaaaah, da kam aber alles zusammen.
    Man könnte es als Bewährungsprobe ansehen – um Dir zu zeigen, was Du alles alleine schaffst
    und damit Du mehr an Dich glaubst ;)

  • Janine

    Du bist einfach klasse :-)

    Ich glaube ich wäre zusammengeklappt unter der Last Deines Alltags… (Hab ich schon nicht mal mehr die Nerven für EIN Kind nur am Abend. :roll: ). Du kannst stolz auf Dich sein :-)

  • Patricia

    *aufdieschulterklopf* – ich fühle mit dir – und du hast das gut gemeistert, zudem noch schwanger. Kenne diese Situation auch zur Genüge, i.d.R. fährt der Mann auf Dienstreise, während zu Hause Magen-Darm tobt und das Baby erst 6 Wochen alt ist oder so was ähnliches. Und irgendwann denkt man innerlich, man dreht durch, wenn der Müll- oder Windelbeutel reißt, die Waschmaschine streikt oder der Mann von den Stadtwerken noch komische Bemerkungen über das Chaos im Keller loslässt … Irgendwie braucht es viel mehr Arme, als die Kleinfamilie zur Verfügung stehen hat …

  • Ines

    Irgendwas läuft bei uns schief, für alles, wirklich alles ist Mama verantwortlich. Und manchmal wünsche ich mir Mann weg – weniger Wäsche, weniger Abwasch, weniger schlechte Laune, genügend Platz im Bett…..
    Drück dein Mann, das ist ein tolles Exemplar.

  • Misslavender

    also eines muss gesagt sein (wurde schon gesagt): sie sind einfach wahnsinnig! wie sie das alles meistern! grosser respekt von hier!

    aber etwas anderes muss auch gesagt sein: ihr mann ist wirklich auch grossartig! so schön, wie sie das hier beschreiben!

    geniessen sie es!