Guter Rat ist…
Heute bin ich in größerer Frauenrunde gefragt worden, ob ich einen Tip hätte, wie man
Erstgeborene heran führt an die Geburt eines Geschwisterchens. Habe ich so direkt nicht.
Was ich als erstes sagte, war das jedes Kind leider anders ist. Die einen leiden lange Zeit
bevor das Kind kommt, die anderen registrieren das Baby erst, wenn es geboren ist, aber
so oder so- jedes Kind braucht seine Zeit, so wie die Eltern auch.
Dann plötzlich empfahl die Kursleitung Bücher. Ich war etwas irritiert. So einfach ist das?
Man brauch nur das richtige Buch? Ich würde ja behaupten, ein Kinderbuch ist nur so gut,
wie der der es vorträgt. Auch eine Schmach für alle frischgebackenen Mütter mit großen
Geschwisterkindern, die sich nicht so leicht tun mit der neuen Situation- einfach ein anderes
Buch und schon hätte die Welt anders ausgesehen?
Ich dachte also nach. Tips ja vielleicht, aber ob es die Situaton um ein vielfaches erleichtert?
Den Kindern keine Märchen erzählen zum Beispiel. Da kommt kein Spielkamerad. Kein
Drama daraus machen, aber es auch nicht völlig ignorieren bis zur Geburt. Soweit es möglich
ist, den großen Kindern Zeit geben mit der optischen Veränderungen. Wir renovierten im
letzten Jahr zusammen alle ein Zimmer. Das Zimmer, was für Tom gedacht war. Daran
beiteiligten sich die „Großen“ gern. In den ersten Wochen nach der Umgestaltung spielten sie
nur noch in dem neuen Kinderzimmer. Nach der Geburt bastelte ich für Zoe, bevor sie in den
Kindergarten ging ein klitzkleines Fotoalbum. Mit Bildern von ihr beim renovieren, ausm
Krankenhaus, wie sie sich dem Bett von Tom nähert, mit ihrer Oma, alle Kinder zusammen
und ganz zuletzt ein Bild von Tom. Sie war sehr stolz und zeigte es im Kindergarten. Zusammen
mit ihrem Papa hängte sie zusätzlich dort die Geburtsanzeige auf.
Aber ansonsten? Alles braucht Zeit. Und es wird immer wieder Zeiten geben, in denen die
Kinder sehr mit sich kämpfen oder mit einander. Diese Woche sollte uns Zeit geben hier
anzukommen, aber es kam alles anders. Die Quittung waren total verspulte Kinder. Erst gleich
am Tag nach der Ankunft ein Ultraschall, überall neue Möbel und nun die Umgestaltung der
Villa Klitzeklein- die fortan Heim für zwei Babybären ist. Alles neu. Alles braucht Zeit.
4 Kommentare
Schussel
Ich kenne aus Erfahrung ja auch nur noch die Situation von Nr. 5, 6, 7 oder 8 bei uns. Und da war es so, dass die Kleinen nicht großartig vorbereitet wurden – wir hatten das Buch „Peter, Ida und Minimum“, aber wie Du schon sagst, irgendein Buch reisst nichts raus. Und wenn das jeweilige Kleine dann da war, haben wir alle Fotos von uns mit Baby bekommen, schön in Folie eingeschweißt, ähnlich wie das Fotoalbum für Zoe, und wir waren mächtig stolz. Alle durften irgendwas mitmachen, der eine bringt die Windel, der nächste darf im Auto neben dem neuen Baby sitzen, … Eifersucht habe ich bei den Kleinen auf das nächste eigentlich nie erlebt.
denise
Mir hat damals dein Tip sehr viel geholfen, Jan zu erklären, das das Baby die erste Zeit total langweilig ist und ausser Trinken und Pupsen und schreien noch nichts weiter kann. So hatte er überhaupt gar nicht erst die Vorstellung davon, das das Baby vom ersten Tag an Fußball spielen kann. Leni hab ich garnicht vorbereitet aufs baby, sie war ja selbst noch eins! Eifersucht gibt es bis heute nicht!
Patricia
Nein, auch ein gutes Buch kann nichts retten, nur manche Situationen plastischer machen, z.B. Dauergeschrei, stundenlanges Stillen, müde Mütter und vom Baby blockierte Papa-Arme. Am allerwichtigsten halte ich aber für rückblickend, ehrlich mit dem Kind zu sein, zu sagen, was sich ändern wird und dass man darauf vertraut, dass man die neue Situation mit den Großen schon wuppen wird. Weiterhin, wenn das Baby da ist, wie Schussel schon sagt, die Großen viel mitmachen lassen, das Baby nicht in Watte packen, aber auch mal in den ersten Wochen fünf gerade sein lassen, Geduld mit sich selbst und den Kindern haben, Nachsicht, wenn alle austicken, und kleinere Bestechungen wie „Wir gucken Raupe Nimmersatt, während ich stille“ oder ein Spielköfferchen mit netten Sachen, die dann bespielt werden dürfen, wenn Mama mit dem Baby zugange ist. Nach den ersten Tagen dann auch mal wieder ein ein wenig Zeit mit Mama ohne das Baby, und ansonsten viel RELAX, würde ich sagen. Geschwister sind ein ganz natürlicher Teil des Familienlebens, das vergisst man in der Einkinderfamilienwelt manchmal – letztens sagte eine Mutter zu mir, sie hätte so ein schlechtes Gewissen, dass sie ihrem Erstgeborenen seine kleine Schwester ANGETAN hätte. Das fand ich ziemlich daneben.
kassiopeia
Eifersucht? Das ist bei dem Wort eben das Problem. Es gibt den ganzen so einen bitteren
Beigeschmack, denn das Kinder im ersten Augenblick wenig begeistert sind ist klar. Ich habe
Verständnis für meine Kinder, die vorher nicht wissen, was bwz. wer sie erwartet. Das weiß ich
ja auch nicht. Natürlich hatten wir auch das eine oder andere Buch, nur fand ich sie wenig
hilfreich, dabei waren es gute Bücher. Aber da steht eben nichts von Zoe, Noah und Tom, die auf
ein kleines Baby warten…
Ich finde es schwierig das Mittelmaß zu finden, bzw erlebe oft, dass Eltern entweder überhaupt nicht
verstehen warum ihre Großen plötzlich so seltsam drauf sind- eben nicht eifersüchtig- sondern
schlechter schlafen oder essen, quengeliger sind usw. oder aber dass sie alles akzeptieren, weil
das arme Kind so traumatisiert ist. Ich versuche mich immer in die Kinder einzufühlen, aber alles
hat seine Grenzen. Ich hatte Verständnis dafür, dass Zoe mit 17 Monaten auch sofort ein
Fläschen wollte, als ihr blöder neuer Bruder eins bekam, Noah unbedingt raus aus dem Kranken
hauszimmer wollte und zu Hause auch ganz dringend wie sein kleiner Bruder einen Nuckel, ich
hatte Verständnis für durchbrochenen Schlaf, Jammern, aber ein Schlagen und Hauen ist es für
mich weder jetzt noch in so einer Situation. Da würde ich mich auch in der Pflicht sehen sofort zu
reagieren, damit die Kinder nicht einen Moment lang denken, das wäre in Ordnung so, weil sie es
ja so schwer haben. Das haben sie zweifellos. Aber ob meine Tochter klein wie sie war eher grob
auf ihrem Bruder lehnte, oder Noah und Zoe mal so über Tom kletterten ist ein Unterschied zu Kindern,
die Babies dauerhaft hauen oder beißen.
Man tut nämlich den Kindern nichts an. Man schenkt ihnen etwas tolles. Das sehe ich genauso.
Ich finde das Zauberwort ist wirklich Entspannen und Ankommen, aber eben auch gerade für die
Großen Alltag. Gerade bei kleinen Kindern, die sich am Tagesablauf orientieren, weil sie die Uhr
nicht lesen können ist ein Frühstück in Familie, wie man es vorher hatte wichtig, ob das aber im Bett
oder in der Küche stattfindet ist unwichtig, oder beim Mittag, gibt es eben Tiefkühlkost anstatt Mamis
Kartoffelsuppe. Hauptsache sie wissen die Welt dreht sich auch mit Baby weiter. Übrigens für
mich der Grund gegen ein Clusterfeeding. Feste Zeiten nahmen hier den Druck nämlich raus,
kein trink schneller Baby. Ich musste Kinder bringen und holen immer zu festen Zeiten…
Ich hab den bereits vorhandenen Kindern- das klingt seltsam- auch immer gesagt, also so ein
Baby macht ziemlich wenig, trinkt, schläft, weint, kann sich kaum bewegen. Tom zeigt zwar
auf den Bauch und sagt Baby, Bauch oder Ben aber ob er wirklich den Zusammenhang herstellt,
dass in Mama’s Bauch ein Baby namens Ben wohnt, wage ich zu bezweifeln.