Reinigendes Gewitter

Gestern nach meinem Kontrollverlust ging es mir schlecht. Ich machte mir Vorwürfe. Nicht nur
weil Tom alles mit angesehen hatte. Es war ein Gefühl von Totalausfall und Komplettversagen. Je
stiller es wurde, umso schlimmer wurde dieses Gefühl und erreichte nach dem Zubettbringen der
Kinder seinen Höhepunkt. Denn plötzlich bekommt man wieder den Blick für das Wesentliche:
Wir haben wundervolle Kinder. Kinder zwar, die beim Abendbrot vorm Sandmann meinten mich
mit dem Paprikastreifen über den Unterarmen streicheln oder mich -weil das schon so spaßig war-
einmal mit dem Fuß in die Seite treten zu müssen, aber -darüber hinweg sehend- eigentlich
wundervolle Kinder. Wären sie doch nur elende Kotzbrocken…
Ich saß lange mit meinem Mann im Wohnzimmer und wir redeten. Es war von Anfang an klar,
warum das passiert ist, aber das änderte nichts. Nicht für mich. Ich mag mich aber nicht hinter mir
selbst verstecken, mich in ein Loch verkriechen und mir selbst leid tun. Das heißt ich würde
schon gern, aber was würde das nützen? Ich war unendlich traurig, nicht etwa weil ich so ein
schlechter Mensch bin, weil mir mal alles zuviel wurde, sondern weil es so schade um den
Nachmittag war, weil der Grund es gar nicht wert war, weil es einfach hätte anders laufen können.
Das Einzige, was das im Nachhinein erträglich macht ist, dass es nicht umsonst war. Man macht
sich den Ist-Zustand bewusst, man sieht Stressquellen und man reagiert an ähnlicher Stelle
ein nächstes Mal anders. Es ist ein bißchen so als gehe man einen Weg entlang, der in eine Sackgasse
führt und beim nächsten Mal an der gleichen Stelle, geht man in eine andere Richtung. Das
hindert einen zwar nicht noch einmal an anderer Stelle in eine Sackgasse zu geraten, aber vielleicht
verhindert es das man in der gleichen landet.
Heute verbrachte ich den Nachmittag mal so wie ich es mir schon vor längerer Zeit vorgenommen
hatte. Ich wollte am Nachmittag keine Zeit zum Putzen und Räumen mehr einplanen, sondern die
Zeit mit den Kinder verbringen. Nicht Wäsche falten, nicht Staubsaugen, es reicht der Abwasch. Und
es war schön. Das was ich eigentlich wollte Zeit mit meinem Kindern verbringen, nicht Zeit schubsen,
nicht Termine planen, nicht Haushaltsfee sein, sondern Mama.
Krise als Chance nutzen. Traurig sein zu Recht, aber nicht aufgeben. Aufstehen und weiter machen.

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