Nur noch zweimal schlafen…

Ich bin dermaßen aufgeregt und mir schmerzt heute so ziemlich alles. Nach dem Frühstück brachen
wir heute doch noch ins Haus auf, da ich keine Lust hatte beim dem schlechten Wetter in den Zoo
zu fahren. Und weniger anstrengend ist es dann doch wieder nicht. Aber ich versuchte wie jeden Tag,
die Kinder bewusst wahrzunehmen und die Zeit mit ihnen zu genießen. Trotzdem sitze ich am Abend
da und bin mir sicher, ich hätte einfach noch mehr auf sie eingehen können und noch besser hinhören,
hier und da noch ruhiger bleiben können. Aber ich gab mir heute unendlich viel Mühe. Denn zwischen
all dem Stress bleibt die gute Erziehung zu oft auf der Strecke. Auch wenn man weiß, dass das nur in
diesen Wochen so ist. Man möchte es gut machen, aber bei all dem Stress und dem Alltag fehlt einem
einfach irgendwann die Konzentration und man erwischt sich dabei, immer öfter nur noch zu reagieren
anstatt wach und aktiv die Situationen zu meistern. Sicherich verständlich aber dennoch frustrierend,
gerade wenn man es mitbekommt. Hat etwas von Wachkoma, man treibt so im Leben. Ich hoffe so
sehr, dass das bald ein Ende hat, denn Leben auf einen bestimmten Zeitpunkt hin, auf einen Punkt hin,
an dem plötzlich wieder alles gut sein soll, ist nicht so meins. Dafür fühl ich mich zu machtlos und
ausgeliefert. Das schlimme ist, dass es sich anfühlt, als wäre das doch erst vor kurzem so gewesen…
die letzten Wochen der Schwangerschaft. Und irgendwann, denkt man, muss einfach Schluss sein mit
diesem „bald wird wieder alles gut“…

Bald. Noch zweimal schlafen. Und das witzige ist, dass der Gatte sich heute beim Paintball verausgabt.
Bei letzten Mal, ich glaube es war November beschloss ich an diesem Abend allein auf der Couch, dass
es nun gut wäre mit dem Leben im Schimmel und wir jetzt doch endlich raus müssen. Ben war auf der
Welt. Und es war Zeit etwas zu unternehmen. Nur noch zwei Nächte…

Heute im Haus bemerkt, wie viel Kleinkram eigentlich immer noch rumliegt und abzuarbeiten ist.
Kleinigkeiten, die Zeit fressen. Und noch hier ein Bohrloch und noch da kurz saugen und noch dieses
wegräumen und noch jenes. Es ist ja mit vier Kindern auch nicht so, dass man eine Sache kontinuierlich
tun könnte oder gar gleich auf Anhieb beenden. Stop and Go. Und wieder Stop And Go. Immer wenn
man gerade im Schwung ist, wird man gebraucht und ausgebremst in seiner Konzentration und braucht
die dann wieder für was ganz anderes. Heute also wieder gut was geschafft, trotzdem und bis auf einen
kleinen Teil schaffte ich sogar noch den Hobbyraum zu streichen. Wer hätte das gedacht, nachdem ich
heute morgen erstmal meine Butterdose aus Glas fallen ließ und wenig später durch ekligen Nieselregen
Haus stapfte. Bewaffnet mit einer großen Wickeltasche, einem Proviantrucksack, einem Beutel mit Kram
und vier Gardinenstangen. Muss ein lustiges Bild gewesen sein: Ich mit meinem Kram in Gummistiefeln
und diesem entschlossenen Blick- Sie wissen schon.
Heute Abend die Kinder ins Bett gebracht, gebügelt (Ich hasse bügeln), gepackt, Wäsche gefaltet,
gebloggt und ach ja… gegessen… Hab ich schon erwähnt wie unendlich aufgeregt ich bin? Morgen fährt
der Gatte zum Ikea, wer weiß wann er zurück ist, wenn er erst drüben auf die Spedition warten muss,
bis vielleicht wieder 21Uhr. Dabei ist doch morgen der letzte Tag zum Packen… Uah! Hab ich was
vergessen, oder bin ich wirklich gut in der Zeit?

7 Kommentare

  • die_schottin

    Ich kann das gut nachempfinden. Nur mal ein Tipp: Bei IKEA hier in Köln kann man für 29 Euro einen Sprinter für 1,5 Std. mieten. Viel günstiger als bringen lassen und man ist auch ein klein wenig flexibler. Hach und nun wünsche ich einfach nur noch eine schöne Restzeit und einen komplikationslosen Umzug! Kommt gut im neuen Haus an. Und denkt daran, dass was man in der ersten Nacht im neuen Heim träumt geht in Erfüllung!

  • jo

    Ich kann mich gerade so gut in Dich reinversetzen und wäre so froh, wenn wir schon so weit wären. Wir haben uns auch heute abend gefragt, ob wir nicht etwas hinterher sind mit der Zeit… Wenn nur schon alles vorbei wäre… Ich wünsche Euch einen reibungslosen Umzug!

  • Gabriela

    sei gut mit dir! Du machst mehr, als irgendjemand von dir erwartet. Und selbst wenn jemand noch mehr erwarten würde, hast du allen Grund und alles Recht zu denken und zu wissen und zu spüren, dass es gut ist so, wie es es ist, jetzt.

  • Frische Brise

    Ich denke ganz doll an Euch!
    Wir haben ja letztes Jahr diesen großen Umzug gehabt. Ich war auch so aufgeregt.
    Es ist gut, wenn dann alles in der neuen Wohnung ist.
    Ich hoffe, allers klappt bei Euch!

  • Jinlys

    Du bist gut in der Zeit und Du meisterst das alles großartig! Ich kann mir kaum vorstellen, unter was für einer Belastung Du im Moment stehst. Und ja, Leben auf einen Zeitpunkt ist ist ätzend. Aber zum Trost – es sind ja nur noch wenige Tage. Die ersten Tage im Haus werden sicher nochmal chaotisch, aber dann wird es alles viel einfacher. Und Du wirst entspannen, Dich wohlfühlen und ganz befreit glücklich sein. Ich drücke Euch die Daumen!

  • kassiopeia

    @Frische Brise: Ich denke auch ganz oft an dich und euren Umzug von einer großen Stadt in die andere. Das sind die Momente, in denen
    ich mir zu sagen versuche, dass wir es doch gut haben, so um die Ecke.