Wenn einer mit vier Kindern fliegt, dann…

Der Gatte war noch angesäuert, weil er nicht als Begleitperson durch die Sicherheitskontrolle mit durfte.
Die Begründung: Ich wäre ja dabei. Einer reicht. Eine Frau für vier Kinder, kein Problem am Münchner
Flughafen. Aber egal, alles halb so wild. Es waren ja nur noch 30min bis zum Abflug, vielleicht sogar
nur noch 20. Gerade winkte ich noch dem Gatten und warf ihm Luftküsse zu, hauchte ein letztes
Liebevolles: „Genieße es auch!“, was das Sicherheitspersonal aus mir persönlich unerfindlichen Gründen
unheimlich witzig fand und deshalb von Nöten hielt noch mindestens 10 Mal zu wiederholen, als ich ein
„Häbbähäbbäbhäbbahäbääh…Gate 18!“ hörte. Oh!- Ich fühlte mich schon leicht angesprochen. War das
doch unser Gate von dem die Dame da über Lautsprecher sprach und spät dran waren wir auch. Ich mit
Ben in der Tragehilfe, ein Kind links, eins rechts, eins musste alleine, liefen wir zu fünft doch sehr zügig
in Richtung Gate als das Tochterkind fragte: „Mama? Warum ruft die Frau uns?!“ Ups. Also doch ungläubig
unseren kurzen, genuschelten Namen gehört. Das wollt ich doch schon immer mal erleben: „Frau Hitze
bitte!“ Ja nun, aber schnell! Und auf einmal verpuffte alles, was mir einzig und allein Sorge bereitet hatte,
nämlich die Zeit nach der Kontrolle vor dem Boarding herum zu bringen und die Kinder pädagogisch
wertvoll zu bespaßen, denn wir waren die Letzten an Bord. Schnell in die letzte Reihe gelaufen, dabei
ein Paar Leuten entweder Babyfüsse oder Wickeltasche genauer gezeigt. Die Jungs zu mir, das Tochterkind
an den Gang, damit ich alle im Blick habe. Während des Flugs ein Meisterwerk der mütterlichen Künste
vollführt: Ein Gang zur Toilette mit Ben. Ich hatte keine Wahl, ich hatte schon vor der Sicherheitskontrolle
mal kurz die Wasserflasche entleert und nun musste ja einer die vier fast vollen Becher Getränk leeren,
die die Kinder bei der Flugbegleiterin geordert hatten, die Laugenstangen hätten das vielleicht positiv
beeinflusst, aber auch um 8Uhr hatte ich noch keinen Hunger, wie auch war ja voll bis oben hin fällt mir
ein. Meine Blase ist eben endlich. Ich hatte ja mit allem gerechnet, ins dieser Zeit, wild auf dem schmalen
Gang schreiende und hüpfende Kinder, aber nur Tom protestierte lautstark meinen Abgang ums Eck.
Zur Landung gaben die Kinder in Dolby Digital noch einmal alles, wunderschön. Aber ich war die Ruhe
selbst, etwas anderes kam ja gar nicht in Frage, ich wollte ja keine Massenpanik über den Wolken.
Gelandet half mir ein Herr den in den Schlaf genuckelten Ben in die Tragehilfe zu friemeln, wobei ich
nicht mehr sagen kann, ob die Begeisterung daher rührte, dass Ben so süß aussah oder an dem kleinen
Busenstreifer… So oder so- auf jeden Fall, hatte der Mann um 8.25Uhr einen super Start in den Tag!
Die Kinder liefen dann einfach mal freudig gerade aus dem Flugzeug, obwohl ich meine Tasche, die in
etwa so schwer war, wie fünf Dosen Pfirsiche, noch gar nicht umgeworfen hatte. Aber man wir ja
entspannt. Ist ja nur ein Flughafen. Sie können ja nicht weit weg laufen. Ich sah dann auch gleich meine
Eltern, suchte wie eine Idiotin den tatsächlichen Ausgang, gab den älteren Kindern den zarten Hinweis,
Tom in die Mitte zu nehmen, was sie auch taten und so stolzierten sie ohne ihre Mutter, in fremder
Umgebung allein raus in die Arme ihrer Großeltern.
Ich informierte die Welt über die Landung des Fliegers und vollführte noch schnell ein Kunststück-
auf die Toilette mit der Pfirsichdosenhandtasche, während das Kind in der Tragehilfe seelig lummerte.
Ich schaffte es tatsächlich, mich wieder richtig anzuziehen und das ohne das Kind aufzuwecken- bevor
ich mit besten Timing meine Koffer elegant vom Band zog. Als ich mich gerade umsah, ob irgendwie
mein Stokke kam, war da auch schon der nette Sperrgepäckmensch und überreichte mir freudestrahlend
meinen Kinderwagen. Es kamen Leute herbei geeilt um zu helfen und ich stellte fest, dass dieser Tag
im Zeichen der hilflosen kinderreichen Frauen stand, denn als ich meinen Wagen gerade zusammen
gebastelt hatte, mit Baby in der Tragehilfe kam ein netter Beamter und zog mir beide Koffer raus zu
meinen Eltern, nicht ohne vorher zu mosern, dass ich ja einen Rollwagen dafür hernehmen könnte.
Durchaus ne nette Idee, wenn meine Eltern nicht draußen gewartet hätten, ich eine Münze aus meinem
Geldbeutel in der Pfirsichdosenhandtasche hätte zaubern können oder mir bei der Geburt jeden Kindes
ein zusätzlicher Arm oder Muskelmasse von Dauer gewachsen wären. Hey, aber ich war da! 8.45Uhr mit
allen Kindern und Gepäck! Ich schaffte das schlafende Bündel noch von Tragehilfe in Kindersitz und
vollbracht wars… Und jetzt sind wir hier. Die Stadt sieht aus wie immer, Berlin eben, ein heimatliches
Gefühl stellt sich nach den Jahren irgendwie nicht mehr ein, ich bin verspießt in der Vorstadt Münchens,
dafür ist in Windeseile im Zusammensein meiner Ursprungsfamilie mein Hochdeutsch verschwunden…
Und wenn die Kinder da oben jetzt endlich mal die Augen zumachen würden, die lieben Kinderlein,
die seit heute morgen kurz vor 5Uhr wach sind, dann wäre die Welt noch ein viel besserer Ort, finden
Sie nicht auch? Einen wunderschönen Abend wünsch ich Ihnen und schlafen Sie gut, denn ich werde
es wohl bis nächsten Freitag nicht mehr…

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