Puzzleteile
Eigentlich belächel ich ja derlei Sinnkrisen, die Suche nach dem Ich, als hätte man sich unterwegs
irgendwo verloren. Ich dachte immer, dass man selbst in Momenten des Zweifels trotzdem man
selbst ist und sich nicht erst suchen oder gar neu erfinden muss. Problematisch wird es aber dann,
wenn man selbst den Halt verloren hat, wackelt und versucht wieder neu Fuss zu fassen, versucht
nur irgendwie die Balance zu halten.
Gestern war ich auf der Suche nach der richtigen Musik, um mir etwas von der Seele zu schreiben.
Und niemals nicht hätte ich gedacht, dass ich diese Musik noch einmal hören würde wollen.
Aber gestern war sie es, die mir Halt gab und ich konnte mich für den Moment sortieren. Ich
dachte einfach, ich könnte das Trennen. Ich mag mein Leben jetzt und es geht mir gar nicht
darum, etwas zu vermissen und etwas nach zu trauern, das nicht mehr ist.
Jetzt ist es mir klar. Der Weg ist das Ziel, nicht wahr? Das Leben scheint ein riesengroßes Puzzle.
Ich sammel die einzelnen Teile auf diesem Weg und alles Stück für Stück, das bin ich. Der Mensch
vor ein paar Jahren, der war ich auch. Aber es ist nicht in etwa so, dass der Mensch, der ich war
noch immer in mir ist, sondern viel eher so, dass ich schon damals der Mensch war, der ich
heute bin.
Ich hörte eigentlich von Immortal nur immer dieses eine Stück. Und ich hörte es jetzt ein gefühlte
Ewigkeit nicht mehr. Es war nicht einmal meine Lieblingsband, aber es war das erste, was mir
in den Sinn kam. Und heute… heute hatte ich den ganzen Tag über einen Ohrwurm. Bis jetzt.
Und deswegen sitz ich hier und tippe.
Wer es nicht mag, der darf gern zu 2:56 vor rollen und sich diesen einen wunderbaren Teil anhören.
Und ich brauchte nicht lange überlegen und dann landete ich bei den alten Stücken von
Theatre of Tragedy. Nie hätte ich gedacht, dass es mir noch heute so gut gefallen und nie hätte
ich gedacht, dass ich meinen Lieblingsteil nicht vergessen würde, hier bei 4:05min. Einen Teil,
der mich wiederum an etwas anderes ganz Besonderes erinnert.
Und es ist okay so. Ich sitze hier mit einem Lächeln, nicht trauernd. Es sind nicht die gleichen
Gefühle, die ich damals empfand. Es ist gut, wie es ist. Und es ist eben so, dass das Hören der
Musik mich nur noch stärkt. Es ist ein Teil, ein Puzzleteil, dass ich aufgesammelt habe von
unterwegs. Und ich weiß jetzt, ich habe nichts verleugnet. Ich hatte nur nicht verstanden.