Vor beinah sieben Jahren
Ich war gerade 20 Jahre alt geworden und plante meine Hochzeit. Ich war in Berlin zu Besuch bei
meinen Eltern um Weihnachten zu feiern. In den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester fuhren
der Gatte und ich hoch zur Nordsee um innerhalb von drei Tagen alles wichtige für die Hochzeit
festzumachen, Gespräche mit dem Standesbeamten, dem Pfarrer, dem Besitzer der Mühle, ein
Probeessen, Bestellen des Essens in der Mühle und im Restaurant standen an. Als wir zurück
waren, traf ich mich mit meinen Freundinnen in einer kleiner Wohnung. Wir wollten ehrlich zu
einander sein, meine Idee. Und so kamen Sachen zu Tage, die erstmal verdaut werden mussten.
Ich war bestimmt nicht nett. Und meine Freundinnen auch nicht. Sie waren ebenso ehrlich wie
ich und so hörte ich mir an, wie verrückt es sei, dass wir schon jetzt ein Kind wollten. Warum.
Das verstanden sie nicht. Da konnte doch was nicht stimmen. Vielleicht ein Ersatz? Sie waren
sehr hart. Mir fällt gerade auf, dass ich das noch auf Video hab. Aber ich wusste es einfach.
Ich wusste, dass das einfach unser Weg ist. Einfach so.
An dem Tag als ich den Gatten „kennen“ lernte, saßen wir abends auf dem Bett und lachten und
scherzten, 10 Kinder wollten wir mindestens und unbedingt. Eigentlich war das ein Scherz und
es hieß nicht mehr, als das wir beide welche wollten. Als wir zusammen zogen, kam das Thema
immer wieder und wieder auf und nach ein paar Monaten probierten wir es einfach. Ich kannte
mich damals noch nicht aus mit fruchtbaren Tagen, dass war alles noch gar nicht so wichtig,
wir gingen das alles sehr entspannt an. Aber einen Tag vor diesem Weihnachtsfest machte ich
einen Test und der war negativ. Schade. Wir malten uns eigentlich immer aus, wie es wohl sein
würde, wenn er positiv wäre. Wir redeten über Namen und da war ein Gefühl, eine Gewissheit,
dass das alles so passen würde.
Zwei Monate nach diesen Abend bei meinen Freundinnen wurde ich schwanger. Ich war schwanger
am Tag der Hochzeit und ich wusste es nicht. Ich ahnte es ja nicht einmal. Ich hatte sogar meine
Pille dabei, weil wir vernünftig sein wollten und eben dachten, es wäre ein Zeichen, dass es bis
hier her nicht geklappt hatte. Und weil ich so hart für etwas gekämpft hatte, nahm ich die Pille
mit. Die Hochzeit war wunderschön, aber ich war viel zu entspannt und gar nicht richtig aufgeregt.
Mir wurde übel und ich bekam keine Luft beim Essen, aber irgendwie schob ich das immer auf
diesen besonderen Tag und die Aufregung. Erst zwei Tage später viel mir auf, dass da hätte was
kommen sollen. An dem Tag fuhren wir mit meinen Eltern, die im Anschluss in der Nähe noch
Urlaub machten nach Heide und kauften dort in der Apotheke einen Test. Das war gar nichts
besonderes eigentlich. Und da saß ich dann auf der Toilette in der Unterkunft meiner Eltern und
starrte wie immer auf diesen Test. Da war erst nichts. Wie immer. Und auf einmal, ich dachte ich
werde ohnmächtig, es musste ein Irrtum sein, wurde aus dem Minus ein Plus. Ich rief den
frisch vermählten Gatten ins Bad und zeigte ihm den Test. Ich weiß nicht mal mehr was er sagte,
ich weiß er war glücklich und grinste grenzdebil. Und ich wusste ich war auch glücklich, aber
vorallem glaubte ich es nicht. Das konnte doch nicht sein. Und da saßen wir nun, verrieten nichts,
denn der Test war doch eben noch negativ. Da konnte doch was nicht stimmen. Tja, der zweite
Test war auch positiv. Und noch immer konnte ich mein Glück nicht fassen. Ich wollte mich
einfach nicht richtig freuen, ich wollte erst meinen Arzt sehen, ich hatte Angst vor der Enttäuschung.
Ich hatte damals einen ganz wunderbaren Arzt. Einen tollen Mann. Der aber zu Anfang nicht
wusste, ob er mir wirklich gratulieren dürfe. Aber er musste. Es war so phantastisch. So
unglaublich. Ein Wunder. Endlich. Denn damals irgendwie war da noch ein Monat, ein halbes
Jahr, ein Jahr eine Ewigkeit. 1 1/2 Jahre waren wir grad zusammen, frisch verheiratet und nun
war da ein kleines Herz unter meinem. Unglaublich. Und endlich!
Ich hab es nie bereut. Nicht einen Tag. Manchmal ist etwas so verrücktes in den Augen anderer,
eben genau das Richtige für einen selbst. Vor beinah sieben Jahren war da also ein Wunsch.
Daran dachte ich heute morgen im Bad. Einfach so. Die Erinnerung kam aus dem Nichts. Sie
war einfach plötzlich da. Ich musste schmunzeln und der Wunsch ist heute noch der gleiche.