Blogxperiment Ende

Nach 15 Tagen kommentarlos beendete ich das Blogxperiment. Ich habe die Kommentarfunktion
wieder aktiviert und fände es seltsam, diesen Fakt zu ignorieren und sie einfach wieder zu
deaktivieren. Also würde ich das Blogxperiment gründlich gescheitert nennen, da ich es abbrach.
Natürlich auch unter diesen Umständen.
Aber ich möchte noch mehr dazu schreiben. Aus mir unerfindlichen Gründen hat sich schon einen
Tag vorher ein Kommentar durchgemogelt, ich habe keine Ahnung wieso, aber da scheint wordpress
flexibel, kann ja mal passieren, so wie es mal angeblich passieren kann, dass geschützte Beiträge in
Feedreadern auch ohne Passwort angezeigt werden? Egal.
In den letzten Tagen habe ich Kommentare mehr und mehr vermisst. Ich hörte von Lesern, sie
hätten das Gefühl, ich wäre so weit weg plötzlich und so empfand ich das auch. Ich hatte das Gefühl
man konnte mich sehen und ich konnte auch gehört/gelesen werden, aber ich selbst hörte niemanden.
Nichts. Das ist ein ganz seltsames Gefühl. Als hätte man Watte in den Ohren. Oder lebe auf so einem
kleinen Präsentierteller. Man wird gesehen, man lebt normal weiter, aber man sieht/liest die anderen
nicht. Man ist wie nackt.
Natürlich bekam ich hier und da eine liebe Mail oder eine kleine Nachricht, aber das ist doch ganz
anders als sonst. Ich werde auf jeden Fall in Zukunft mit Kommentaren weiter bloggen. Auch wenn
die Stille, die ich erhoffte und so sehr brauchte zu dieser Zeit, sehr gut tat. Es war so gesehen, genau
die richtige Entscheidung. Aber eben eine begrenzte Zeit. Vor allem aber eine tolle Erfahrung.
In etwa zu der Zeit, in der ich meine Kommentarfunktion schloss, kam hier und da das Thema
Kritikfähigkeit auf. Und ich hatte zusehens den Eindruck, als wäre ein Mensch, der keine Kommentare
zulässt in keinster Weise kritikfähig. Das beschäftigte mich lange Zeit. Besonders fragte ich mich, was
diese Kritik eigentlich genau wäre. Und ich möchte da einen Unterschied machen. Es gab auf diesen
Blog viele, dutzende Diskussionen oder auch Streit, klar. Da wurde es emotional, sicher. Es wird
nicht immer überall nur mit Fakten geworfen. Es geht auch unter die Gürtellinie. Das Menschen dabei
verletzt werden, sollte jedem klar sein. Auch das Menschen manchmal völlig irrational verletzt
sein könnten, vielleicht nicht mal nur wegen eines Kommentars, sondern weil sie mit der
Gesamtsituation unzufrieden sind. Ich finde nicht, dass das dauerhaft bedeutet der Mensch könne
mit Kritik nicht umgehen. Ich würde sagen, es ist einfach menschlich. Online wie offline.
Kritik. Wenn ich schreiben würde ich mag kein Schokoeis, würde ich wetten, dass es eine Menge
Menschen gibt, die mir gern unterstellen wollten, ich würde generell ja nie Schokolade mögen und
was ich für ein schrecklicher Schokoladenhasser wäre! Oder die es gar schändlich fänden, wenn ich nur
kein Schokoladeneis mag aber dafür Schokolade so gern esse, das wäre ja überhaupt nicht authentisch!
Frechheit.
Es gäbe Menschen, die sehr viel Energie darauf verwenden würden mir zu erklären wie köstlich dieses
Schokoladeneis ist, und dass ich da total was verpasse. Mag ja sein. Aber was hätte ich verbrochen
außer zu erwähnen, dass ich das nicht gern esse? Hätte ich gesagt, ich hasse alle Schokoladeneis-
Liebhaber? Muss ich jetzt wirklich geläutert werden und mit aller Macht dazu überredet werden
Schokoladeneis auch super lecker zu finden? NEIN!
Und das ist genau der Punkt. Mir geht es nicht um wirkliche Kritik, sondern um das Zerpflücken von
Worten und zuviel Interpretationen in Worte hinein, ein Verbiegen.
Vielleicht liegt der Fehler auch im System? Das Fehlen von Gesichtern und Tönen?
Auch großes Thema schien, ob man sich denn jetzt ohne Kommentare gar nicht weiter entwickelt.
Ich weiß ja nicht wie andere bloggen, aber wenn ich das geschriebene Wort auf die Menschheit loslasse,
lese ich es selbst danach immer wieder durch. Oder ich denke mir, war das jetzt gut? Ich hinterfrage
mich selbst immerzu. Und entwickle mich weiter. Wäre ja traurig, wenn nicht! Mein Blog ist quasi
eine Symbol für mein immer weiter gehen im Leben, was hab ich schon für einen Stuss geschrieben,
ja aber es gehört zu mir dazu. Deswegen lösche ich es nicht. Es ist Teil meines Puzzles. Und jeder
denkende Mensch entwickelt sich weiter, auch ohne Kommentare, ja sogar ohne Blog, stellen Sie
sich das mal vor, denn es gibt auch andere Wege als online sich an Menschen zu reiben und mit
ihnen zu wachsen, über sich hinaus zu wachsen.
Das Gegenteil von diesem Argument ist das man sich vielleicht durch Kommentare unnötig verbiegt
und sich durch sie in eine bestimmte von Leser vorgegebene Richtung verändert, einen Weg den
man nicht gegangen wäre, wenn man da nicht hingedrängt wurde. Jetzt schreien viele vielleicht: „HA!
Aber jeder denkende Mensch ist doch frei seinen eigenen Weg zu gehen, völlig frei und unabhängig
vom Leser!“ Aber was tun, wenn der Leser diesen Weg einfach liest, einen Weg der gar nicht da ist,
den Blogger in einer Ecke sieht, in der er gar nicht steht? Wenn der Blogger halbvoll schreibt und der
Leser -selbst frei denkend- halbleer liest? Was dann? So einfach ist das nicht. Es gibt keine schwarz/
weiß Blogger.

Mein Fazit: Man braucht ganz schön Eier in der Hose nackt zu bloggen, sprich ohne Kommentare.
Und diese Blogger verzichten nicht etwa einfach nur auf unerwünschte Worte, sondern auch auf
viele schöne Worte. Da sollte man ganz genau hinsehen, bevor man da bei diesem Thema
losschießt.
Hier geht es trotzdem mit Kommentaren weiter. Ich blogge schon seit geraumer Zeit hin und
wieder privat oder mit Passwort hier und da, manchmal ließ ich die Kommentare raus oder schloss sie
später. Das werde ich in Zukunft noch mehr nutzen. Ich entwickel mich weiter.
Ich bin froh, Sie da draußen wieder „sehen“ zu können und erhoffe mir viele weitere schöne Zeiten
mit meinen Blog und Ihren Worten,

Herzlichst, Ihre Frau Kassiopeia

10 Kommentare

  • isabella

    ich bin schon allein darüber froh, dass es „nur“ ein experiment war! du hast mir irgendwie gefehlt! nun ja, danke fürs kommentieren!

    und danke für viele worte, die mir schon die augen öffneten!

    fühl dich gedrückt! ich hab dich gern!

  • Mairlynd

    Endlich! Du hast in den letzten zwei Wochen so viel geschrieben, wo es mir unter den Nägeln brannte, ein paar Worte zu hinterlassen. Ein ganz komisches Gefühl, wenn das nicht geht. Da halfen dann auch die paar Twitter Nachrichten nicht weiter.

    Und ich kann es bestätigen – Du wirktest so fern, dadurch, so viel weiter weg. Schon seltsam.

    Ich bin froh, dass Du Dein Experiment etwas früher als geplant beendet hast!

    Liebste Grüße
    Mairlynd.

  • Jana

    Jetzt wo ich wieder schreiben darf, wollte ich ich gleich mal fragen, was denn dein Buchprojekt macht. Der Dezember steht ja vor der Tür und diesen hattest du dir ja als Ziel gesetzt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Einen Glückwunsch auch von mir zum 5. Bauchzwerg und ich bewundere dich…. Viele Grüße, Jana

  • Levistica

    Der Post hat mich sehr zum Denken angeregt. Wie oft hört man „wenn du schwanger bist, behalte es in den ersten 3 Monaten bloß für dich – falls noch was schief geht“. Bisher erschien mir das immer völlig einleuchtend aber welch Horror muss es sein die Freude zuerst mit niemandem Teilen zu können und dann im schlimmsten Fall den Kummer im Nachhinein noch verheimlichen zu müssen.

    Egal, zu gute Nachrichten um sich mit so schlimmen Gedanken die Stimmung zu verdunkeln. Ich bin sicher dass ihr viel Glück mit eurem Herzkind erleben werdet und irgendwann könnt ihr dann sagen dass ihr vom ersten Tag an direkt allen die Chance gegeben habt an eurem Glück teilzuhaben :)

  • Barbara

    Das bloggen ohne Kommentare ist für mich bei meinem Kinderblog eine nicht zu ändernde Tatsache, da mein WordPressblog die geschützten Beiträge nicht kommentieren ließ und der werte Gatte ( Informatiker) dafür keine Zeit fand und ich mich einfach daran gewöhnte. Nun habe ich ein anderes System nach einem Hackerangriff auf meine Blogs und das sieht gar keine Kommentare vor :-( . Dennoch genieße ich jeden Kommentar in meinem Blog :-) und bin froh, dass ich es hier, wenn auch nur selten, wieder tun kann.

  • alexxblume

    Hach, endlich! Und ich dachte schon, ich kann mich nicht mal aufrichtig mitfreuen über das kleine Herzenskind! Ganz lieben herzlichen Glückwunsch, und ich drück euch feste die Daumen, dass es auch genau da blebt, wo es hingehört, bis es so weit ist, diese Welt zu betreten!