„Wir sind nicht allein…“

schrieb mir eine Freundin diese Tage und das weiß ich jetzt auch. Ich wollte nie Mitglied sein in diesem
Club, der nicht gewordenen Mütter und nun sitz ich mittendrin. Man kümmert sich liebevoll um mich.
Ich bin so überwältigt von diesen vielen lieben Worten, die mich einfach treffen, genau da ankommen
wo sie hingehören. Ich bin im Moment einfach geöffnet und sensibel wie nach einer Geburt, alles kommt
viel leichter durch, es gibt keinen Schutzpanzer. Das ist gut und schlecht. Gut, weil alle diese lieben
Worte mich einfach wirklich wärmen. Ich kann vielleicht nicht antworten, nicht kommentieren oder zurück
schreiben, aber alles kommt an und berührt mich sehr. Jede gewünschte Umarmung kommt an, als würde
ich umarmt. Mich wärmt das. Nicht das ich keine Familie hätte, die mich wärmt, aber die Lieben sind nicht
immer nur da um einen zu stützen, vor allem wenn sie selbst auch gestützt werden müssen hier und da.
Wärme, die wichtig ist, denn mir ist eigentlich nur noch kalt, aber draußen friert es mich nicht mehr, ich
merke es nicht mehr und darauf machte mich eine Freundin aufmerksam, die gestern besorgt meine
Jacke zuknöpfte in Uterushöhe. Aber ich fühlte da einfach nichts. Sie sank traurig den Kopf und sagte;
„Du fühlst bestimmt im Moment gar nichts.“ Und sie hat Recht und Unrecht. Mein Körper ist mir, obwohl
ich mich soweit es geht versuche zu kümmern, so fremd im Moment, mein Herz hat meine volle
Aufmerksamkeit. Ich fühle. Ich lache. Ich rede. Ich freue mich. Ich kann nicht allein sein im Moment, das
bekommt mir nicht. Das Zusammensein mit anderen bekommt mir auch nicht immer. Es ist ein auf und ab.
Und ich denke, dass ist ganz normal. Ich hab eine Familie. Die ist immer noch da. Meine Kinder sind immer
noch niedlich und wenn meine zwei kleinen Jungs sich laut so Krachmacherspielzeug anmachen und dann
richtig mitwippen, muss ich, kann ich lachen, denn es ist noch immer unser Leben. Und es ist irgendwie
noch immer genauso schön wie bevor das passiert ist…
Ein Loch in meiner Seele. Das ist immer da. Dort las ich vor ein paar Tagen einen wunderschönen
Eintrag zu einem ganz anderen Thema und ich verstand das Problem. Ich muss das füllen. Irgendwie.
Das Loch. Oder doch nicht? Es wird wohl bestimmt kleiner. Aber bleiben. Vor Wochen noch so undenkbar.
Und ich weiß, dass es nicht helfen wird, einfach wieder schwanger zu werden. Mir nicht. Auch wenn wir
uns soviel Mühe gaben in dieser Woche, ich muss noch einmal Abschied nehmen. Noch mal anders.
Vielleicht muss ich mir auch noch zusätzlich Hilfe suchen. Das sollte ich. Denn ich denke und rede einfach
gern und viel.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte in diesem Post ist, dass mich ein wenig erschreckt hat, wie viele Frauen
sich gerührt haben und ihre Geschichte erzählten, dass ihnen das auch passiert ist. Ich wollte auch darüber
in diesem Jahr ein Buch schreiben und nun kann ich selber Seiten füllen. Es darf nicht einfach so sein, als
wären die Kinder nie da gewesen. Gibt es nicht so eine Art Mahnmal, Gedenktafel?
Verrückt ist, dass ich mich austauschen will. Mir hilft es darüber mit anderen Frauen zu sprechen. Ihre
Geschichte zu lesen. Denn ich stehe einfach mitten am Anfang.
Wie war das bei euch? Wie seid ihr damit umgegangen? Hattet ihr ein Ritual? Wie ging es euch später damit?
Wie hat die Partnerschaft das verkraftet? Wie hat die Umwelt reagiert? Wie hat das den Kinderwunsch
beeinflusst? Konntet ihr je einem neuen Kind vertrauen, dass es bleibt? Wenn ihr mögt, hier ist Platz-
erzählt eure Geschichte. Oder mailt mir. Wir sind nicht allein, ja… aber irgendwie anscheinend ist das immer
noch ein Tabuthema. Oder kommt mir das nur so vor? Bestimmt. Einfach nur weil es so unvorstellbar ist
und so still und leise passiert…

13 Kommentare

  • stadtfrau

    ich glaube nicht, dass es ein tabuthema ist – man redet nicht darüber, weil das leben weitergeht. weil man erfahren hat, dass viele andere frauen auch fehlgeburten hatten und ihr leben weiterging und meistens problemlos wieder schwanger wurden, dass es irgendwie „normal“ ist – viele fehlgeburten werden nicht einmal als solche erkannt, weil sie einfach als verspätete regelblutungen durchgehen!
    das alles erfährt man aber erst, wenn man plötzlich selber betroffen ist bzw. man setzt sich erst dann damit auseinander, was man eh schon die ganze zeit wusste.

    ich wusste von einigen frauen in meiner umgebung, dass sie fehlgeburten hatten, aber als ich anfang des jahres schwanger war, war das für mich trotzdem keine „option“, da war kein funken angst davor und als ich die kritischen 12 wochen überstanden hatte fühlte ich mich sowieso sicher – ein schock, als dann in der 15. woche kein herzschlag mehr da war, und das vermutlich schon seit zwei wochen und ich hatte nichts gemerkt.
    erst dann hat es mich interessiert, wie das bei anderen frauen war, und erst dann haben mich andere frauen angesprochen und erzählt, dass auch sie schon eine fehlgeburt hatten – davor hatte sich das thema mit ihnen einfach nicht ergeben.

    zum thema „verarbeiten des ganzen“: das passierte so nebenbei, ich hatte nie das gefühl, dass mich das jetzt aus den latschen kippen wird. es gab kein abschiedsritual bei uns, ich weiß von anderen frauen, dass sie ihr „sternchen“ an einem virtuellen sternenhimmel platziert haben (z.b. hier:http://www.parents.at/forum/showthread.php?t=260020), ein ultraschallbild eingerahmt haben, eine kerze brennen lassen…
    mir hat vor allem geholfen, mich mit anderen darüber auszutauschen (vielmehr erfahrungsberichte von anderen zu lesen), v.a. virtuell in einem forum – ich mochte keine mitleidigen gesichter sehen, ich wollte ja kein mitleid, ich wollte kein „oh mein gott, wie furchtbar!“-trara, ich war ja nicht am boden – das war nun mal passiert und ich wollte es nur irgendwie rational bearbeiten.

    und es war für mich klar, dass ich bald wieder schwanger werden möchte – die schwangerschaft war nicht geplant gewesen, aber sie hat uns in unserem kinderwunsch bestärkt. und dann hilft es natürlich, wenn man liest und hört, dass frauen nach einer fg problemlos wieder schwanger wurden.

    als ich im sommer wieder schwanger wurde, habe ich versucht, mich nur auf diese positiven erfahrungsberichte zu konzentrieren, es gelang nicht ganz. anfangs hatte ich eine ganz coole einstellung „wenns klappt, ist es super, wenns nicht klappt, dann halt nicht“, je länger die schwangerschaft andauerte, desto panischer wurde ich, ich hatte echt angst, saß vor den ersten arztterminen zitternd im warteraum, konnte kaum auf den ultraschallbildschirm schauen, weil sich dieses bild des regungslosen embryos so eingebrannt hat in mein gehirn – ich habe mich selber nicht wiedererkannt.
    du weißt, wir haben lange gewartet, bevor wir es unseren familien, freunden und unserem sohn sagten und als es dann draußen war, bereute ich es sofort, sah das als böses omen – total bescheuert. erst seit ich minimum spüre, bin ich wirklich entspannt.

    puh, das ist jetzt lang geworden. ich wollte eigentlich nur rüberbringen, dass eine fg durchaus auch irgendwie abgehakt werden kann. vielleicht hört sich das für manche hart an, aber ein, zwei monate später war sie bei uns kein wirkliches thema mehr – und kam erst wieder in der neuerlichen schwangerschaft hoch.
    je nach persönlichkeit geht man anders damit um: mir hat ein rationaler zugang mehr geholfen, als „rührselige gedichte“ & co – bei anderen ist es wieder umgekehrt.

  • eva

    abgehakt ist es jetzt auch bei mir. mitleid wollte ich auch nicht. mitgefühl ja. gedichte und co halfen mir auch nicht. ich habe mit samuel auf dem arm zusammen einen ballon mit brief dran steigen lassen, worauf samuel, ganz kind, natürlich protestierte, woraufhin ich schon wieder fast lachen musste. das ritual hab ich nach ca 1 woche gemacht. danach war gut.
    was mir nicht gefallen hat, war die diskrepanz zwischen dem ansichten der mediziner und der hebamme. Sie war für abbluten lassen, dabei ständig kontrollieren, ob fieber auftritt. der doc wollte sofort ausschaben lassen, das fand ich furchtbar brutal. nach meinung der hebi in der 7.ssw nicht nötig. also einigte ich mich aufs hcg-messen. der sank dann auch ab. und plötzlich wieder an, weil ich sofort wieder schwanger wurde. ich mußte meinen unterleib und mein wissen, daß ich einen eisprung hatte, regelrecht verteidigen. die seelische anteilnahme von medizinern gleich null. ab ins nebenzimmer zum weinen und rhesusspritze kriegen, die nächste bitte! wirkliche nachsorge, seelischer natur, von meiner hebamme. 1 std nachsorge, zu hause, in ruhe.
    medizinisch ist das thema abgehakt, zu schnell. einmal ausschaben bitte und feddisch. wirkliche nachsorge ist dad nicht. ich hab es deswegen so gut verpackt, weil ich sprechen konnte und rückhalt bei der hebamme fand. deswegen kommt es mir nicht jedesmal traurig hoch, wenn mir das erlebnis widergespiegelt wird.
    lg eva

  • Sabrina

    Liebe Frau Kassiopeia,

    ich habe dir gestern zum ersten Mal geschrieben. Ich habe dir geschrieben, dass ich weiß, dass unsere kleinen Seelchen noch da sind und dass sie wiederkommen.
    Und ich habe gestern ganz viel an dich gedacht, mich gefagt, ob ich dir noch mehr schreiben soll, wie ich den Verlust verkrafte, wie ich damit umgehe, welche Möglcihkeiten zum gedenken ich gefunden habe … und ob du das überhaupt wissen wollen würdest.

    Und heute fragst du genau danach.

    Bei mir ist es auch kompliziert, denn der Verlust unseres Überraschungskrümels fiel zusammen mit Arbeitslosigkeit, ungewisser Zukunft und Massen an Selbstzweifeln. In diesem jahr kommt so vieles zusammen. Und der Verlust des Krümelchens war der Supergau.

    Mich überhaupt jemandem zu öffnen, ausser meinem Mann, hat lange gedauert. Aber ich habe mir Hilfe geholt und das war bitter nötig. Ich hatte bis dahin auch körperlich schon sehr abgebaut -habe fast 10 kg verloren.

    Davon mal abgesehen, habe ich Wege gefunden, um irgendwie „abzuschließen“, im Ansatz zu akzeptieren, wass nicht akzeptierbar ist.

    Am Anfang hat mir mein Mann ein Lederarmband mit einem Engelchen geschenkt. Und ich hatte ein Vergißmeinnicht. Als es irgendwann verblüht war, bekam ich einen neuen Anhänger für mein Armband – ein Vergißmeinnicht. Alles hat mir mein Mann geschenkt. Ich schaut sehr viel in den Abendhimmel. Ich weiß, da oben ist unser Kleines irgendwo und ich weiß, es liebt uns. Ich habe sehr lange sehr viel geweint, wenn ich hier alleine war – manchmal einen ganzen Tag lang, bis meine beiden Männer heim kamen. Und ich habe viel mit meinem Mann geweint. Zwischenzeitlich ging es mir besser, aber irgendwann war es wieder ganz schlimm. Wir haben unserem Krümel einen Namen gegeben. Wir spüren, es war ein Mädchen. Den Anfangsbuchstaben ihres Namens trage ich nun auch am Handgelenk. Unser kleiner Sohn hilft mir sehr. Ohne ihn wäre es oft nur dunkel. Jetzt im November wäre unser Kleines geboren worden. Der November war schwarz. Aber überall ist sie dabei. Und ihre Seele wird wiederkommen.

    Mein Rat: Rede! Reden hilft. Ich habe mir viel zu spät Hilfe von außen gesucht. Die gibt es aber. Bei Psychologen, bei Familienhilfestellen. Und es wird wieder heller. Ganz sicher. Und euer Seelchen kommt wieder. Es wird ein anderes Kind sein, aber das Loch, das du jetzt fühlst, wird kleiner und dein Kind wird immer da sein, geht nie verloren – weil Liebe nicht verloren gehen kann. Vielleicht ist es wirklich so, wie ich es hoffe, und diese kleine Seele findet dann ihren Platz in eurem nächsten Kind. Das hoffe ich auch für uns so sehr.

    Fühl dich umarmt. Und wenn du mir eine Mail schreiben magst (irgendwann): tu es! Ich antworte gerne. Vielleicht hilft es dir.
    Sabrina

  • Queensize

    Ich hatte im Sommer einen Abort bei 5+5.
    Ich habe einen starken Kinderwunsch, mein Freund leider nicht, für mich wäre damit ein großer Wunsch in erfüllung gegangen. Umso mehr schmerzte der frühe Abschied.
    Damals ging es mir nicht wirklich schlecht, ich konnte damit Leben. Zellen die es nicht geschafft haben, Ende.
    Das ging auch ziemlich lange gut, dann kamen die ganzen Gefühle hoch. In meinem Freundeskreis wurden immer mehr Frauen schwanger und die Trauer über den Verlust meines Krümels wurde immer stärker und präsenter.

    Für mich war das schlimmste zu spüren das mein Verlust für meinen Freund eine Erleichterung war. Ich kann es ja verstehen, er wollte kein Kind unf für ihn war es ja noch weniger greifbar, aber das hat die Beziehung doch sehr belastet.

    Als meine Tochter bei ihrer Oma war und mein Freund arbeiten kam der „Zusammenbruch“. Es wurde mir alles zuviel. Die Trauer, die Ängste und die Gewissheit in den nächsten Jahren kein Kind bekommen zu dürfen hat mich extrem runtergezogen.
    Ich lag den ganzen Tag im Bett und habe geweint. DAS hat mir geholfen, seitdem geht es mir besser. Ich konnte alles rauslassen, musste nicht funktionieren und rücksicht auf andere nehmen.
    Seitdem geht es mir wirklich besser und ich kann mich wieder auf mein Erdenkind und meine angefangenen Projekte kümmern.

    Trotzdem bleibt die Hoffnung das mein Krümel irgendwann wieder kommt….

    Ich habe im Garten meiner Eltern ein kleines Kistchen vergraben. Dort habe ich alles hineingelegt was mich an den Krümel erinnert. Schwangerschaftstests, Gedanken. Ich brauchte einen Ort an den ich gehen kann wenn es mal wieder zu sehr schmerzt,.

    Ich wünsche dir von Herzen das du lernst mit deinem Verlust umzugehen. Ich bin mir sicher, dass das kleine Seelchen zurückkommen wird, es war einfach noch nicht die Zeit gekommen. Heb die extraportion Liebe einfach noch ein wenig auf :)

  • Evi

    Für mich war es wichtig, dem Kind einen Namen zu geben. Dann habe ich ein kleines Album gemacht mit Namen und allen wichtigen Daten und ein paar Ultraschallbildern.
    Wenn mir danach ist, schaue ich es an und heule eine Runde. Das befreit.

    Bei der nächsten Schwangerschaft war ich ein bisschen ängstlich, aber nicht so sehr wie ich vorher befürchtet hatte. Ich hatte gleich ein gutes Gefühl und das hat sich ja auch bestätigt.

  • Judith

    Auch ich gehöre leider zu dem Kreis der Sternenmütter.
    Anfang März 2008 wurde ich schwanger. Nur einen Versuch haben wir gebraucht. Ein absolutes Wunschkind. Unser Erstes.
    Die Schwangerschaft schien am Anfang ziemlich gut zu laufen. Mir war unendlich schlecht. Jeden Tag musste ich mich mehrere Male übergeben und dann in der 10./11. Woche wurde es so schlimm, dass ich gar nichts mehr bei mir behalten konnte. Also kam ich ins Krankenhaus. Dort habe ich täglich Infusionen bekommen und weil es mir dadurch so viel besser ging durfte ich nach einer Woche nach Hause. Das war bei 11+5. Es war ein Montag.
    An diesem Tag hat der Chefarzt noch einmal einen Ultraschall gemacht. Alles sah super aus. Mein Baby hat mir vom Monitor aus gewunken und gezappelt und alles war ganz zauberhaft. Gesund und munter hüpfte es dort rum.
    Der Chefarzt sagt dann zu mir, dass ich mir nun auch keine Sorgen mehr machen müsste wegen einer Fehlgeburt. Die kritische Zeit wäre nun vorbei.

    Am Freitag danach hatte ich einen Routinekontrolltermin bei meiner Gyn. Ich war bei 12+2.
    Das erste Mal konnte mein Mann mit mir kommen denn er hatte sich frei genommen. Er sollte an dem Tag unser Baby das erste Mal live sehen.
    Also waren wir im Zimmer und der Ultraschall wurde angeschmissen. Dann sah ich nur, dass meine Gyn auf ein Mal nicht mehr lächelte sondern sehr ernst wurde. Sie schaute sehr lange auf das Bild und dann meinte sie nur ‚Ich fürchte ich habe schlechte Nachrichten für Sie‘
    Danach ist alles eher verschwommen…
    Meine Gyn schaute nochmal intensiv nach einem Herzschlag. Auch mit Doppler aber es war keiner mehr da. Ich bekam die Überweisung in die Klinik und wir sind direkt dorthin gefahren.
    Auch dort wurde noch ein weiterer Ultraschall gemacht und der Arzt konnte leider auch keinen Herzschlag mehr feststellen.

    Unser Baby war tot.

    Ich wurde direkt am gleichen Tag noch operiert und da meine Gebärmutter sich nicht so richtig zusammenziehen wollte musste ich über Nacht da bleiben denn das Blut blieb in der Gebärmutter was eigentlich so nicht sein sollte.
    Ich bin dann wieder nach Hause um 5 Tage später wieder operiert zu werden denn meine Gebärmutter hatte sich nicht weiter zurück gezogen und das Blut sammelte sich dort.

    Mein Zyklus war nach dieser ganzen Sache eigentlich nicht mehr existent. Ich habe einfach keine Blutung bekommen 3 Monate lang.
    Ich hatte wahnsinnige Angst, dass bei den OPs irgendetwas schief gelaufen ist und dass ich nun nie wieder schwanger werden kann. Das hat mich fast aufgefressen.

    Ich bekam dann aber von meiner Gyn für einen Monat die Pille verschrieben und danach klappte es auch wieder mit meinem Zyklus.
    Ich wurde dann Mitte November wieder schwanger.
    Die Schwangerschaft war geplant und gewünscht. Am ET meines Sternchens hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Das war am 4.Dezember.

    Die Schwangerschaft war emotional gesehen extrem schlimm für mich. Ich hatte diverse Nervenzusammenbrüche weil ich SICHER war, dass mein Kind tot ist.
    Ich hatte es ja auch bei der ersten Schwangerschaft nicht gemerkt. Wieso sollte es also nun anders kommen?
    Auch ein Ultraschall brachte mir maximal einen Tag Sicherheit denn auch wenns Montag toll aussieht kann ja am Freitag das Kind schon tot sein…
    Es besserte sich etwas als ich angefangen habe die Bewegungen und Tritte meines Kindes zu spüren. Aber ganz weg ging das Gefühl erst nach der Geburt.

    Am 16.08.2009 wurde meine kleine Tochter Melissa geboren. Sie ist mein ganzes Glück :)

    Vergessen tut man eine Fehlgeburt nie. Man trägt die verlorenen Kinder für immer im Herzen. Aber der Schmerz wird weniger mit der Zeit…

  • Julibel

    Liebe Frau Kassiopeia,

    ich habe Dir schonmal meinen Geburtsbericht geschickt, nun muss ich von der ersten Schwangerschaft erzählen… Denn auch bei mir war es so- REDEN hilft! Und heute ist es überstanden, nicht vergessen aber verarbeitet.

    Unser erstes Kind hatte sich angekündigt. Es war der Sommer 2003. Alles war rosarot und wunderbar. NIE im Leben hätte ich damit gerechnet, dass noch was passieren kann. Man sieht alles durch die besagte rosarote Brille, man rechnet und plant: Wann ist man wie weit in der Schwangerschaft…? Wie wird es im nächten Jahr um diese Zeit sein…? Wie zu Weihnachten, Ostern, ect….?

    Wir sind dann in den „letzten“ Urlaub zu zweit gefahren- Italien, Toskana. Ich habe die freie Zeit genutzt und habe mit allen Freunden und Verwanten telefoniert und die frohe Botschaft verbreitet- wir waren schließlich schon in der 11. Woche.
    Und dann kamen die Schmierblutungen, man rennt jede Minute aufs Klo, man kann es nicht begreifen, es kann/darf doch nicht sein…!? Ich war zu nix mehr in der Lage, laufe wie in Trance durch diesen Urlaub. Was tun? ich halte es nicht aus. Wir gehen in Volterra ins Krankenhaus, Notaufnahme. Ich präsentiere meinen Mutterpass und versuche auf Englisch meine Angst zu beschreiben. Der diensthabende Arzt antwortet auf Deutsch und alles nimmt seinen Lauf: Ultraschall! Mein Mann an meiner Seite- Es ist kein Herzschlag da, kein Herzschlag! Eine Welt bricht zusammen. Irgendwie wird besprochen was zu tun ist. Ich werde am nächsten Morgen operiert, verstehe kein Wort, begreife nicht. Mein Mann muss mich im Krankenhaus lassen, fährt zurück in unsere Ferienwohnung und bricht dort für sich allein zusammen. Am nächsten Morgen werde ich in den OP gefahren, Vollnarkose und als ich aufwache ist mein Mann bei mir. Wir gehen aus dem Krankenhaus. Ich gehe wie im Nebel, wie in Watte- alles ist AUS und VORBEI.

    Was mir in Erinnerung blieb und was mich in den nächsten Monaten aufgebaut hat war der Satz des diensthabenden Arztes: Hier sieht er viele Frauen so wie mich, sie verliehren ein Kind und sind 1 Jahr später wieder da- im Kreissaal-zur Entbindung.
    Ich konnte es nicht glauben- aber es war wirklich so. Ein Jahr später wurde unsere erste Tochter geboren, allerdings dann in einem Kreissaal in Deutschland.

    Es gibt für Dich jetzt keinen Trost, es ist schlimm. Mich hat auch nicht „getröstet“, dass so viele Schwangerschaften vorzeitig zu Ende gehen. Aber es ist so. Und auch ich musste es erst durch eigenes Erleben begreifen.

    Ich umarme Dich und wünsche viel Kraft.

    Julibel

  • Zickenbändigerin

    Liebe Frau Kassiopeia,

    wie schon in einem anderen Kommentar geschrieben habe ich in der Vorweihnachtszeit 2007 verloren. Es war noch ziemlich früh. Ich war beim Arzt um mir Gewissheit zu holen, allerdings war beim US noch nichts zu sehen und der Test war auch negativ. Mein Clearblue zu Hause war schon seit zwei Tagen positiv. Ich habe dann Blut abgenommen bekommen um den HCG Wert bestimmen zu lassen.
    Am Wochenende habe ich Blutungen bekommen, richtig starke. Mir war klar das ich das Kind verloren habe. Am Montag rief mich die FA-Praxis an und gratulierte mir zur Schwangerschaft. Selten habe ich mich schlechter gefühlt.
    Ein erneuter Bluttest am nächsten Tag bestätigte die Fehlgeburt.

    Im Herbst des folgenden Jahres bin ich zu einem unmöglichen Zeitpunkt im Zyklus schwanger geworden. Mein Arzt bestätigte mir eine intakte Schwangerschaft. Einige Tage später fuhr ich zur MuKiKur. Es waren grauenvolle drei Wochen. Alte Klinik, schlechtes Essen, kranke Kinder und mir latent übel. Ich wollte nur noch nach Hause.
    Nach der Kur hatte ich einen Termin beim FA. Er schalte und man sah eine Fruchthöhle auf dem Bildschirm. Er schalte weiter und man sah noch eine Fruchthöhle. Beim vermessen stellte er fest das ein Kind ein paar Tage zu klein war. Leider hat er ein altersschwaches Gerät und wollte in 14 Tagen kontrollieren ob das zweite Kind gewachsen sei.
    Für solche Ungewissheiten bin ich nicht zu haben. Ich bin zu einem anderen FA mit besseren Geräten und lies mich nochmal untersuchen. Er stellte fest das das zweite Kind nicht mehr lebte. Es war in der 9. Woche, lt. Größe zwei Tage vor dem Termin beim ersten FA gestorben.
    Ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Ich habe in zwei Tagen erfahren das ich zwei Kinder erwarte und dann das ich eines wieder hergeben muss. Man hatte mich darauf vorbereitet das ich Blutungen bekommen könnte. Ich habe nicht einen Tropfen Blut verloren. Mein Kind ist gestorben und ich habe NICHTS davon mitbekommen. Ich habe total das Vertrauen in meinen Körper verloren. Beim nächsten Termin, 14 Tage später, war auf dem US schon nichts mehr von diesem Kind zu sehen. Ein Kind in der 9. SSW wurde von meinem Körper innerhalb von 14 Tagen komplett resorbiert. Das andere Kind entwickelte sich zeitgerecht.
    Ich hatte Albträume das das andere Kind auch stirbt ohne da sich etwas davon merke, ich zum Arzt komme und er schallt und mich fragt warum ich da sei, ich wäre doch gar nicht schwanger. Wenn ein Kind einfach so verschwinden kann, warum dann nicht zwei.
    Wie viele Kinder habe ich auf diese Weise schon verloren und habe es nie erfahren?
    Ich hatte solche Angst das dem anderen Kind auch etwas passiert. Erst als ich regelmässig Kindsbewegungen vernahm konnte ich mich auf diese Schwangerschaft einlassen. Erst dann, kurz vor der 20. Woche, habe ich einen Bauch bekommen. Bis dahin trug ich meine normalen Hosen, und das, wo ich doch bei meinen anderen Schwangerschaften schon in der 12. Woche Umstandshosen benötigt habe und die Hosen die ich letztendlich bis zur 20. Woche getragen habe, bereits in der MuKi-Kur teilweise schon so eng waren das ich die Knöpfe nicht schliessen konnte.

    Ich denke noch oft an den Zwilling unserer Tochter. Wäre es ein Junge oder noch ein Mädchen, wie sähe sie oder er aus. Auch die Tage zwischen Hoffen und Bangen sind mir immer wieder präsent. Der Moment in dem ich das Kind auf dem Bildschirm sah und ein pulsieren erkennen konnte, der Arzt mir aber erklärte das es mein Herzschlag sei und für einen kindlichen Herzschlag viel zu langsam. Ob ich diese Bilder, Gespräche und Gefühle je vergessen werden kann, ich weiß es nicht.

    Ich hoffe das Sie ihren Frieden mit der momentanen Situation finden können.

    Ich drücke Sie.

  • tonni

    Liebe Kassiopeia.

    Ganz ganz anders ist meine Geschichte. Aber dennoch gibt es das Kind, was fehlt.
    Ein Kind, was empfangen wurde, ein Kind, das in mir seinen Platz fand. Ein Kind, was aber dennoch aufhörte zu sein, während das andere wuchs, in mir mehr und mehr Raum füllte und mir ganz nah war.
    Das andere Kind war es auch, es war mir ganz nah, nur habe ich nicht begriffen.

    Ich wusste, dass ich schwanger war. Sehr früh. Habe es gespürt in meinem Herzchen ohne dass auch nur ein kleines körperliches Anzeichen da gewesen ist. Bevor ich es erzählte, machte ich einen Test, obwohl dieser eigentlich überflüssig war für mich. Ich wusste, spürte, fühlte es ganz genau.
    Ich war dem Kind von Beginn an unglaublich nah,war zuversichtlich, ohne jedwede Angst, irgendetwas könnte nicht stimmen. Es war alles gut.

    Doch schon recht bald fehlte mir etwas. In meinem Herzen fehlte mir ein Kind. Mein Kind, wie ich erst viel später herausfand. Mir fehlte ein Kind und ich war so verwundert, das mir in der Frühschwangerschaft mit dem zweiten Kind bereits ein drittes im Herzen herumgeisterte. Die gesamte Schwangerschaft konnte ich es mir nicht erklären, aber es begleitete mich, dieses fehlende Kind. Auch wenn ich nicht verstand.

    Als Lydia geboren wurde, bekam sie Globuli. Globuli mit dem Namen „verlorener Zwilling“.
    Erst am Tage ihrer Geburt stellte sich heraus, dass eigentlich zwei Kinder hätten geboren werden sollen. Mein Kind, das dritte Kind blieb in mir und ich hatte es dennoch verloren. Ganz unbemerkt war es gewesen entwickelte sich genauso unbemerkt nicht weiter und die angelegte Plazenta verwuchs mit der von Lydia. Schon lange hätten die Hebammen es nicht mehr so deutlich gesehen, es gab keinen Zweifel.

    Erst viel später schloss sich der Kreis für mich, erst viel siel später begriff ich, dass mir unser drittes Kind schon gefehlt hat, bevor ich von ihm wusste. Es fehlt mir heute noch, genau dieses Kind. Ich habe ein Kind verloren, von dem ich gar nicht wusste. Das macht manches vielleicht einfacher, manches aber auch nicht.

    Ich trage dieses Kind. Fest in meinem Herzen. Wie ich es von Anfang an tat – auch ohne es zu wissen.

  • Summsebrumm

    Ich habe bei mir ja schon einen Eintrag verfasst, weil ich nicht wusste, was ich dir schreiben soll. Mir halfen Worte in der Zeit nicht. Mit etwas Abstand verstand ich aber, was mir so viele Menschen damals sagen wollten.

    In der ersten Zeit, als ich mit #3 schwanger war habe ich meinem Körper nicht vetraut. Ich habe dieses Kind in mir sofort geliebt, innig und von Herzen, aber ihm nicht vetrauen können, weil ich dachte, es würde mich sonst zerreißen, wenn auch dieses Leben wieder geht.

    Es ist ein schwierges Thema. Aber eines, aus dem ich kein Tabu mache. Denn egal wie klein dieses Leben in uns war, es WAR da und es wird immer irgendwie um oder in uns sein.

    Ich denke an euch!

  • simetra

    liebe kassiopeia,

    schon lange bin ich stille mitleserin bei dir – und eine von „den anderen“, den kinderlosen, ein bereits langjähriges mitglied im „club der nichtgewordenen mütter“, wie du es genannt hast.

    seit 3,5 jahren versuchen wir ein kind zu bekommen und es will ums verrecken nicht klappen. im frühjahr bin ich durch eine insemination schwanger geworden und habe es in der neunten woche verloren – kein herzschlag mehr. im september war ich durch eine ivf wieder schwanger, doch aus dieses kind wollte nicht bleiben, ich verlor es in der siebten woche. es ist grauenvoll und ich komme nur sehr sehr schwer damit zurecht. es gibt tage, da geht es mir eigentlich gut, da kann ich die beiden fehlgeburten akzeptieren, aber das ist immer nur ein sehr brüchiger zustand. jede schwangerschaftsnachricht im freundes- bzw. bekanntenkreis wirft mich wieder zu boden, reisst die wunde wieder neu auf. ich weiss nicht, was mir helfen könnte, ich habe beides versucht – reden und nicht reden, ganz früh oder noch gar nicht von der schwangerschaft erzählen, bloggen oder nicht bloggen… egal. ich gebe zu, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, mir therapeutische hilfe zu holen, denn das alles lässt mich verzweifelt und hoffnungslos zurück. ich finde es gut, dass du dieses thema so offensiv angehst, deinen gedanken und gefühlen luft machst… das alleine scheint bei mir nicht ausreichend zu sein.

    kurz nach meiner ersten fehlgeburt habe ich einen spruch gelesen, den ich seitdem in meinem geldbeutel mit mir herumschleppe, weil ich ihn so passend fand:

    „hoffnung ist nicht die überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die gewissheit, dass etwas sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (václac havel)

    auch wenn man jetzt den sinn eines verlorenen kindes nicht erkennen mag und kann, wer weiss, eines tages, im rückblick, eröffnet sich doch noch eine neue sicht.

    ich wünsche dir alles alles liebe!
    simetra

  • die_schottin

    Ich glaube viele haben einfach Angst sich ihren Gefühlen hinzugeben und die Außenstehenden haben oft Angst etwas Falsches zu sagen. Als das Herz des Sohnes meiner Cousine im März, sechs Wochen vor seiner Geburt an ihrem letzten Arbeitstag, einfach aufhörte zu schlagen, da waren wir alle fix und fertig. Wir hatten uns ausgemalt, wie Colin und James sich gegenseitig besuchen und er so später sein Deutsch und Colin sein Englisch aufpeppen könnten. Ich, die gerade erst vor 3 Monaten ein gesundes Kind zur Welt gebracht hatte, hatte ein schlechtes Gefühl. Ich hatte Schuldgefühle, weil wir Alles hatten und sie nun Nichts. Meine Cousine bat in den ersten Wochen, sie in Ruhe zu lassen und zu verdauen und meldete sich dann bei Familie und Freunden, dass sie nun bereit sei zu sprechen. Wir haben uns viel geschrieben. Bis heute sagt sie gibt es Tage an denen sie nichts schafft und es gibt Tage an denen alles prima ist. Ein neuer Versuch ist erst einmal nicht geplant. Zu tief sitzt noch die Trauer. Immerhin konnte man bei ihr herausfinden warum der Kleine starb. Sie hat Antiphospholipid Syndrome – kelbirges Blut (ob das im Deutsches auch so heißt weiß ich nicht.) Es ruft eine Blockade der kleinen Blutgefäße in der Plazenta hervor, wodurch die Gefahr der Fehlgeburt und zu einem spätzeitigen Tod des Fötus führen kann. Davon hatte ich vorher noch nie gehört.
    Ich wünsche Euch weiterhin viel Kraft und drücke Euch ganz feste. Es wird einige Zeit dauern bis Ihr diesen Schicksalsschlag verarbeitet habt, aber Ihr habt Euch und das ist wichtig!