Nachwehen der Fehlgeburt
Ich habe mir kurz nach der Fehlgeburt, wenn dann nur ganz kurz, eigentlich kaum Gedanken gemacht.
Oder Sorgen. Also generell natürlich schon. Und hin und her überlegt, wie es weiter gehen soll. Eigentlich
wenn ich so darüber nachdenke, habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Ganz ich selbst. Aber es
war so weit weg. Ich war meinem Mann nahe ohne daran zu denken, welche Folgen das haben könnte.
Ich hab nie daran gedacht, jetzt eine zeitlang zu verhüten. Weil es eben so weit weg war. Ich habe viel
darüber nachgedacht, ob wir jetzt wirklich immer noch ein Kind wollen, aber das ist keine große Frage-
natürlich immer noch. Aber da ist jetzt Angst. Eine Angst, die es vorher sicherlich auch gab, aber die
nun fiel näher, quasi im Nacken sitzt und bei Weitem weitaus realer ist.
In den letzten Tagen hatte ich erste Anzeichen von einem Zyklus, all das was der Körper in den letzten
Wochen so scheinbar überhaupt nicht interessiert hat. Und plötzlich ist es noch so viel näher als noch
zuvor.
Gestern Nacht lag ich im Bett. Und spürte eine fürchterliche Angst und gleichzeitig eine schmerzliche
Sehnsucht. Wie lange wünschen wir uns schon dieses Kind? Auch wenn es verrückt klingen mag, aber
gleich schon nach Bens Geburt war sie da die Sehnsucht. Aber wir sind eben Eltern einer Großfamilie und
dafür braucht es Kinder und die kommen ja nicht von ungefähr. Aber diese Angst. Wenn ich zu schnell
wieder schwanger werden würde, wäre die Gefahr größer es erneut zu verlieren? Könnte ich das ertragen?
Habe ich eine Wahl? Wenn die Sehnsucht so groß ist? Es bleibt mir natürlich überhaupt nichts anderes
übrig als frohen Mutes all das zu wagen. Aber eben das ist die Vernunft. Die Realität sind Sorgen.
Erinnerungen an das Unvorstellbare, als wäre es erst gestern gewesen.
Die Lösung ist ein bißchen den Kopf frei machen. Loslassen. Nur weil wir jetzt nicht gleich verhüten,
heißt das ja noch lange nicht, dass ich sofort schwanger werde und nur weil ich mir länger Zeit lasse,
heißt dass auch nicht automatisch, dass ich auch schwanger bleibe. Ich weiß also nichts. Und gebe
mir daher größte Mühe, mich weniger verrückt zu machen. Gar nicht so einfach. Aber ich will das.
6 Kommentare
blumenpost
Angst ist das schlimmste Gefühl, das man haben kann finde ich. Angst ist so erdrückend und einschränkend.
Ich wünsche dir deswegen sehr, dass dein Kopf bald wirklich freier ist und natürlich, dass alles so wird wie ihr euch es vorstellt.
Ich denke an dich.
eva
das ding ist, deinem eigenen körper zu vertrauen, was ja natürlich schwerfällt jetzt, aber genau darin liegt das geheimnis. er wird genau wissen, wann es richtig ist. er hat das schon 5 mal gewusst.
ich habe auch nicht verhütet danach. ergebnis war ja sofortiges wieder-schwangersein im nächsten zyklus. ich hatte gar keine zeit für angst. es ging alles gut. ich bin aber auch der typ, der sich hals über kopf ohne nachzudenken in alles stürzt, vor allem, wenn ich etwas unbedingt möchte.
sei froh, dass dein körper allein mit der situation zurechtkam und wusste, was zu tun ist.(auch, wenn das jetzt vielleicht hart klingt, aber mutter natur weiß eben bescheid ohne dass wir es wissen!) deswegen wird er auch wissen, wann er soweit ist!
es wird schon……..lg eva
kreativberg
Ich hab die Angst diese ganze Schwangerschaft (noch dazu eine „Risikoschwangerschaft“)über nicht ablegen können, aber es wurde mit jeder gewonnenen Woche besser. Mit dem Spüren der ersten Bewegungen war sie zeitweise sogar ganz weg. Nach dem Tod unseres Kindes (ich mag das Wort „Fehlgeburt“ nicht) wollte ich eine zeitlang wirklich nicht schwanger werden. Ich hatte psychisch und physisch wohl auch einfach eine Blockade und wollte erst ein wenig Zeit vergehen lassen, um wirklich stabiler zu werden. Das ist zwar nur theoretisch gelungen (das stabiler werden), denn mit dem positiven Schwangerschaftstest kam die Angst wieder ordentlich hoch gekrochen. Aber letztlich weiß man nie, woran „es“ gelegen hat und so ist eine neue Schwangerschaft eine neue Chance. Und alles macht Sinn irgendwie. Auch wenn man es nicht begreift oder wahr haben will – da bin ich mittlerweile sicher.
Wir haben vor zwei Wochen Zwillinge (ganz natürlich und ohne Stress, obwohl es für mich mit dem Schwangerwerden hätte früher klappen können aber naja… gut Ding braucht eben Weile) bekommen, etwas früh geboren aber kerngesund und einfach wunderbar. Eine Freundin meinte, dass mit den Zwillingen wohl auch unser „anderes“ Kind zurückgekommen sei… wer weiß das schon so genau… ich wünsch dir, dass es dir gelingt, dir Zeit zu geben ohne die Sehnsucht nach einem weiteren Kind zu verstecken oder zu verdrängen. Ich glaube, beides kann nebeneinander sein. Du wirst es spüren, wenn die Angst nicht mehr stärker ist. Manchmal geht das schnell, manchmal eben langsamer (bei mir). Alles Liebe. maria
Anne
Eine Studie dazu: http://www.health-infos.de/2010/08/kein-langes-warten-nach-der-fehlgeburt/ Vielleicht macht das Mut oder gibt etwas Zuversicht. Ich denke, Sie sollten Ihrem Körper vertrauen. Er wird zum richtigen Zeitpunkt Zeichen geben.
Frau Muschel
Du Liebe,
Vertraue Dir und Deinem Körper….
Die Angst wird Dich begleiten, ganz klar…
Lass sie nur nicht so tief rein, hm?
Ich drück Dich
Frau Muschel
kassiopeia
@blumenpost: Genau so. Ich bekam fast keine Luft mehr und mir war ganz anders… Ein richtiger Angst-Überfall.
@Eva: Naja, bei mir ist das gepaart würde ich sagen, extremes Grübeln und dann doch aufs Herz hören :) Danke für deine Kommentare, irgendwie berühren die mich sehr. Also alle. Hab alles aufgesaugt! :)
@kreativberg: Ich habe deine Worte heute unterwegs gelesen und irgendwas ist da mit mir passiert. Natürlich auch schon eher, aber sie berührten mich wirklich sehr. An dem besagten Abend, machte in meinem Hirn etwas plopp, glaube ich im Nachhinein. Ich frage mich im Moment etwas anderes sehr intensiv. Und würde die Frage mal gern in den Raum werfen. Mal schauen.
Ich wünsche mir natürlich immer noch sehr ein Kind und nebenher sind wir traurig, weil eines gegangen ist. Beides existiert wirklich parallel. Ein ganz seltsames Gefühl, auf das ich sehr gern verzichtet hätte. (Übrigens finde ich Fehlgeburt ein schönes Wort, eine fehlende Geburt… und die fehlt uns, der Gedanke immer wieder schreiben zu müssen von unseren verstorbenen Ungeborenen würde mich vielmehr zerreißen, glaube ich, dieses „tot“ überall).
Und ich glaube dir aufs Wort, wenn du sagst , die Angst kam schlagartig zurück. Ich brauchte jetzt für meinen Geschmack sehr viel Zeit und es wird langsam, würde ich sagen erträglich. Das soll nicht herzlos klingen. Im Gegenteil, die Wut hört langsam auf und das tut gut. Endlich ist da nur noch Traurigkeit, aber auch Dankbarkeit, dass ich dieses kleine Wesen kurz spüren durfte. Ich bin dankbar über die Tage, die dir hatten und ich würde sie nicht missen wollen.
Zu guter Letzt möchte ich sagen, wie sehr ich hoffe, dass auch ich irgendwann hier schreiben kann von unserem Wunder. Darüber wäre ich sehr dankbar und ich freue mich so unheimlich mit euch. Ich habe den ganzen Nachmittag auf deinem BLog gestöbert und bin ganz hin und weg. Ein zauberhaftes, wunderschönes Blog, dass mich heute sehr berührt hat, mich glücklich stimmte und einfach Hach Momente machte, so viele schöne Artikel, soviel Liebe, so viele schöne Fotos von Stimmungen, einfach nur schön!
@Anne: Die Studie las ich schon im Ärzteblatt, aber liebsten Dank! :) Ich grübel nicht nur- das ist ja schon fürchterlich genug, nein, ich googel mich auch so durchs Netz! :)
@FrauMuschel: Vertrauen ist schwer zu haben. Ich versuche aber ruhig zu bleiben. Und nicht mich von der Angst ganz starr werden zu lassen. Langsam wird es, Tag für Tag und manche Dinge, die rücken mich zurecht, möchte ich sagen!