11+1

Mein liebstes Manschgal,
es fällt mir so schwer nach dem Geständnis mit dir zu sprechen. Ich habe noch immer so unendlich
viel Angst. Es ist wie ich schon einmal schrieb: Als würde jeder ein Stück von dir mitnehmen und
uns bleibt nichts mehr von dir übrig. Es tat gut, diese Ruhe. Diese Stille. Ein Segen, dass sich niemand
traute, zu fragen, ob es dich gibt.
Die letzten zwei Tage fühlten sich an als würde ich wie in Zeitlupe in einem Film laufen, weg vom Eis,
dass jeden Moment noch einbrechen könnte. Man bildet sich ein, ein Knarzen zu hören, sieht aber nur
stur gerade aus auf das Ende des Sees, nur der Blick starr aufs sichere Ufer.
Auch wenn das Hirn weiß, dass da auch noch soviel passieren kann. Man braucht dieses Stück weg
geschafft zu haben. Also noch einmal 1 1/2 Wochen bis zum nächsten Ultraschall. Ob ich dann
wirklich entspannter werde, frage ich mich? Oder kann ich das Glück erst begreifen, wenn ich es
fühlen kann? Oder im Arm halte? Mich diese Kulleraugen ansehen?
Wenn ich das so schreibe, schießen mir die Tränen in die Augen. Ich freu mich so sehr. Ich hoffe so
sehr. Ich hoffe auf Ende September, wenn ich dich endlich endlich im Arm halten kann. Bis dahin
ist noch so ein weiter Weg voller Sorge und Ängsten rund um die letzten Wochen der Schwanger-
schaft und der Geburt.
Am Mittwoch noch war ich bei der Ärztin. Es war alles da. Du siehst wirklich aus wie ein kleines
Gummibärchen im Moment. Schön war der Wutanfall deines Bruders Tom, gepaart mit meiner
eigenen Wut in der Praxis und der Moment in dem ich dachte, jetzt hätte ich bestimmt den Blutdruck
meines Lebens und was war? Nix. 100 zu 60. Haha. Was wäre gewesen im Ruhezustand? 60 zu 40?!
Scheintot? Bin ich deswegen zu müde?
Ich hoffe einfach, dass da was dran ist, Muttern geht es ganz mies, Baby putzmunter.
Deine Geschwister haben es im Kindergarten erzählt. Das möchte ich auch noch festhalten. In der
Woche wurde mir gesagt, es würde gemunkelt… Ich fragte, wer denn munkelt und da glänzten mich
zwei Augen an, ganz klar die Kinder würden es schon erzählen. Da hab ich mich wirklich gefreut.
Und am Abend Zoe gefragt, wie das war. Und da erzählte sie mir, dass Noah es erst der D. erzählt
hätte und die hätte nur geantwortet und an dieser Stelle musste ich lachen, da würde sie lieber die
große, vertrauenswürdige, weil ältere Schwester befragen, sicherheitshalber. Aber die erzählte das
gleiche und schwupps, plötzlich wussten sie es. Das war ja eigentlich der Grund, warum wir warten
wollten, es deinen Geschwistern zu erzählen. :)
Hin und wieder passiert es aber nun, dass man sich am Abend über mich beugt, meinen Bauch küsst
und dir eine gute Nacht wünscht. Es tut mir leid, aber in diesen Momenten schmelze ich so dahin.
Auch wenn das Tochterkind schon eifersüchtig ist. Heute öffnete ich das H&M Paket. Ich habe eine
blaue und eine rosa Mütze bestellt, ich weiß ja nicht, ob du Junge oder Mädchen bist, und was
macht deine Schwester? Böse sein, sie wolle auch so eine Mütze. Ich fand das einfach nur herzig.

PS: Ich liebe dich.

(Ich werde jetzt ältere Beiträge freischalten.)

2 Kommentare

  • PaulaQ

    Hach! Ich freue mich so sehr für Sie!!!
    Liebe Grüße von Frau Q, die die ganzen letzten Wochen gehofft hat, daß es hier so wenig zu lesen gibt, weil es ein so schönes Geheimnis gibt!!