Körperlos

Ich weiß nicht, wie es anderen Frauen in meiner Situation damit geht, aber mich belasten zusehens Gespräche mit Dritten über das Geschehene. Am Ende des Gesprächs erkläre ich mit Händen und Füßen wieso, weshalb, warum ich denke, dass der Unfall unser Kind das Leben gekostet hat oder aber, dass ich ganz bestimmt auf meinen kostbaren Körper acht gebe. Am Ende, so fühlt es sich an landet alles bei mir. All die Verantwortung für das, was passiert ist. Oder für das, was noch passieren könnte.
Ob es nun der heiße Tipp ist eine Milchsäurezäpfchen-Kur vor einer erneuten Schwangerschaft zu machen oder aber der ernste Hinweis mich jetzt endlich gescheit um meine Zähne zu kümmern, damit so was nicht noch einmal passiert oder aber die dringende Empfehlung zu einer Heilpraktikerin zu gehen oder mein Bett umzustellen oder aber am Ende, die Frage ob ich nicht
finde, dass ich meinem Körper nicht zuviel zu Mute. Es landet bei mir.
Vielleicht sollte ich auch einen chinesicher Tempeltänzer einladen, wer weiß.
Mein Körper. Das klingt immer so als würde er nur an mir dran hängen. Für mich aber gehören Körper und Seele aber zusammen. Fakt ist, ich war regelmässig schwimmen, ein bis zwei Mal in der Woche, Fakt ist ich laufe alle Strecken oder benutze den Bus, aber ich bin täglich an der frischen Luft. Ich putze mir mehrmals täglich meine Zähne und dusche mich. Ich ging sofort zum Zahnarzt, wenn ich Beschwerden hatte und wurde noch im Dezember mit gesunden Zähnen entlassen. Es war ein Zufall, das ausgerechnet der wurzelbehandelte Zahn wieder sponn und auch nach einer erneuten Füllung wieder anfing zu schmerzen, es war reiner Zufall, dass man erst nach dem Röntgen vor der Wurzelspitzenresektion erkannte, dass unter einigen Füllungen Karies war und diese Zähne wurden jetzt saniert, mir fehlen nur noch die Brücken und die Zähne die für diese Bauarbeiten noch bearbeitet werden müssen. Ich rauchte nicht, ich trank so gut wie nie Alkohol.
Ich nahm alle kleinen Helferchen, die man unter der Schwangerschaft einnehmen kann und ernährte mich ausgewogen. Ich veränderte mein Leben. Ich schlief viel. Ich gönnte mir viel Ruhe, cancelte Termine, die mich zu belasten schienen und schob eine ruhige Kugel. Mein Körper hat mir diese vier wunderbaren Kinder geschenkt ohne jemals wirklich ernsthaft zu zeigen, er würde nicht mehr wollen. Ich trug alle meine großen vier Kinder aus, teilweise bis über den Termin.
Das meine Gebärmutter nicht mehr die frischeste ist, das stimmt und ist nicht weg zureden. Aber trotzdem bin ich eine junge, gesunde Frau von 27 Jahren. Ich fühlte mich all dem gewachsen und ich war ein glücklicher Mensch. Mir ging es richtig gut. Noch immer bin ich das. Trotz allem. Und noch immer, bleibt mir das, was ich schon in und vor den letzten beiden Schwangerschaften veränderte ich. Ich hab mich verändert. Ich bin nicht mehr so hektisch am Herumwuseln bevor Besuch kommt, ich mache das nötigste. Mit mir stimmt doch alles oder?!
Oder?! Ich könnte mich mehr um meine Hände und Füße kümmern, ich könnte wieder Sport treiben. Ich könnte fünf Kilo abnehmen. Ich könnte mir Zeit lassen auch wenn ich das Gefühl habe, dass es genau jetzt zu meinem Leben gehört Kinder zu bekommen. Ich träume nachts wild und verfalle ins Grübeln, was mir mein Unterbewusstsein eigentlich sagen will. Ich frage mich, wie wohl jede Frau, was ich tun werde, wenn unser Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Dennoch versuche ich zu vertrauen, mir zu vertrauen, dass ich all das noch schaffe und kann. Aber das ist gar nicht so einfach.

18 Kommentare

  • Queensize

    Wir Menschen brauchen immer Gründe und die finden die Meisten in ihren Köpfen, ob nun richtig oder nicht. Mich macht es wirklich traurig so etwas zu lesen. Du bist eine fitte stake junge Frau und sicherlich gibt es am eigenen Köper immer ein paar Baustellen aber das ist doch völlig normal.

    Das Schicksal hat dich in den letzten Monaten gebeutelt und das ist mehr als grausam, aber DU trägst absolut keine Schuld. Rechtfertige dich nicht, das ist nicht nötig und blocke Gespräche die in solch eine Richtung laufen einfach ab.

    NICHT SCHULD, TSCHAKKA!

  • Nathalie

    Hallo,

    Oh Mann das kommt mir so bekannt vor. Und ruft ein paar sehr unangenehme Erinnerungen hervor.

    Was denken die Leute sich??
    Ich musste mir das auch alles anhören! Zu den Fragen die man sich selbst stellt wenn so was passiert, „muss“ man sich dann noch Gedanken machen über das was die Leute so sagen! Ich hatte vor 3 Jahren auch solche „Freundinnen“ um mich rum. Ich solle doch warten, mich erst um meinen Job kümmern…., meinem Körper Zeit geben, mich schonen,… sag zu deinem Mann er soll sich mal durchchecken lassen, wechsle den Arzt, treib keinen/mehr Sport etc….Alle mussten ihr Senfkörnchen dazu geben, meistens ungefragt und unglaublich unsensibel…. Ich habe mich sehr von diesen Leuten distanziert…
    Das ganze hat mich im Endeffekt auch stärker gemacht, ich habe dazugelernt und gebe weniger auf die Meinung anderer Leute, meistens ;-) aber gebraucht habe ich das damals sicher nicht.
    Genauso wenig wie du jetzt.
    Wow, besonders nach deinem Unfall, finde ich solche Bemerkungen ganz schlimm…. Ich glaube ich würde denen eine reinh… wollen.
    Du bist nicht schuld, solche Unfälle passieren, leider aber du kannst ganz sicher nichts dafür! Was euren ersten Verlust angeht, weiss ja keiner so genau weshalb so etwas passiert, ich habe damals auch gefragt ob ich Schuld habe, Stress, Sport, nicht genug Rücksichtsnahme… was auch immer, gesucht habe ich bei mir! Heute glaube ich, dass das Seelchen nicht bleiben konnte, aus mir nicht ersichtlichen Gründen, und denke, dass ich so viel nicht falsch gemacht haben kann!!!
    Und du hast fast völlig problemlos 4 gesunde Kinder geboren, du bist jung und gesund, hast alles was du brauchst um noch 4 weitere zu bekommen.:-)
    Und was deinen erneuten Kinderwunsch angeht, versteh ich dich völlig, aber manche erlauben sich eine Meinung obwohl sie sich überhaupt nicht einfühlen können.
    Man denkt manchmal Schwangere und Kinder gehörten der Allgemeinheit, jeder mischt sich ein und denkt er weiss es besser. Ich hasse das…

    So genug aufgeregt!

    Du bekommst bestimmt noch ganz viele süsse Kinder, Schwestern für Zoe und vielleicht auch noch ein Brüderchen…:-)
    Liebe Grüsse

    Nathalie

  • Mairlynd

    Ach Liebes, Du musst Dich nicht rechtfertigen, vor niemandem.

    Mir sind solche Gespräche, solche Ratschläge, zum Glück selten passiert, aber die großen Zweifel in mir selbst, die kannte ich auch. Ich hatte eine Erkältung und hab Nasentropfen genommen, Olynth, das stärkste Zeug, was es gibt. Ich hasse es wirklich, wenn meine Nase zu ist, das macht mich fertig und ich könnte an die Decke gehen dann. Also die Nasentropfen. Einmal, wirklich nur einmal. Obwohl in der Packungsbeilage stand, dass es in der Frühschwangerschaft nicht genommen werden darf.

    Kannst Du Dir vorstellen, was ich für Qualen gelitten habe allein deswegen, weil ich nicht wusste, ob all das vielleicht meine eigene Schuld gewesen ist? Wegen einer blöden verstopften Nase habe ich vielleicht unser Kind getötet.

    Heute sehe und fühle ich da eher wie Nathalie – das Seelchen ist nicht geblieben, wieso auch immer. Und immer wieder: Es ist, wie es ist.

    Lass diese guten Ratschläge nicht zu nah an Dich heran. Sie sind sicher nicht böse gemeint und die Menschen wissen nicht, was sie damit anrichten.

  • Fräulein Tina Pappnase

    Du musst Dich überhaupt nicht erklären und rechtfertigen.
    Gibt es ernsthaft Menschen die Dir etwas zu Lasten legen wollen?

    Du hast alles richtig gemacht. Du hast ganz normal gelebt. So soll es sein.
    Lass Dich nicht verrückt machen!

    Und falls mein letzter Kommentar auch so ankam; das war absolut gar nicht so gemeint. Mehr so allgemein, dass Du gut zu Dir sein sollst *drück* das sollte jeder Mensch.

    Alles Liebe

  • frau siebensachen

    ich glaube, die meisten MERKEN garnicht, daß sie mit solchen gutgemeinten ratschlägen auf DICH zurückverweisen und damit indirekt – ohne es jemals zu denken – dir die schuld geben. sie meinen es nur gut, wollen helfen, mut machen oder so.

    aber gut gemeint ist eben nicht unbedingt gut.

    alles liebe!

  • kassiopeia

    @Frau Siebensachen: Ich bin nicht dumm und ich weiß, dass sie es nur „gut“ meinen, dass schrieb ich selbst vor ein paar Posts hier in den Kommentaren an jemand anderen. All das ändert aber nichts, dass ich so transparent bin, dass all diese Tipps und Fragen und Vorschläge genau mitten in mein Herz treffen, wo es beginnt zu arbeiten und all mein mühsam Erschaffenes so sehr durch gerüttelt wird oder einfach zerbricht. Ich bin noch nicht soweit. Und am liebsten wäre ich ohne all diese Menschen. Überhaupt ohne Menschen, aber das geht nicht, ich muss mich ihnen stellen.

    Ich frage mich nur, warum man mir nicht glaubt, wenn ich von meinem Unfall erzähle. Ich würde es nie wagen das Empfinden und die Urteilskraft meines Gegenübers so dermaßen anzuzweifeln, und niemals nicht in so einer Situation. Ich bin mir einfach so sicher. Und möchte dann nicht abgeschmettert werden, als wäre ich nur eine kleine Irre oder Verwirrte, der man den Kopf streichelt und großzügig im Irrglauben lässt. Ich weiß doch, was ich erlebt habe. Das tut weh, so sehr.

    Es tut weh zu erklären, warum ich noch weitere Kinder will und warum ich nicht in der Lage bin damit zu warten. All das. Ist so dermaßen grenzüberschreitend. Es geht hier nicht um mein Recht auf all diese Empfinden und meine Wut und meinen Ärger, sondern allein darum, dass ich genau so empfinde wie ich es tue.

    Und heute war ein ganz schlechter Tag. Voller Hoffnungslosigkeit und Depression, voller Aufgeben. Ich leide, ich habe meine Kind verloren, ich habe keine Kraft für derartige Gespräche mit Dritten, ob sie es nun gut meinen oder nicht. Es macht mir alles kaputt, was ich versuche aufzubauen.

    PS: Mein Kommentar galt nicht dir oder deiner Person oder deinen Worten, sondern es war so eine Flut aus Gefühlen, okay?

  • agi

    ehrlich gesagt wundere ich mich, dass überhaupt jemand daran zweifeln kann, dass euer sechstes kind opfer dieses beschissenen unfalls war?
    jemandem zum sagen, er solle doch einfach nur noch ein bisschen warten, wenn es um seinen herzenswunsch geht, ist dummes geschwätz. es mag gut gemeint sein, bestimmt sorgt sich der ein oder andre wirklich um dich, wenn er sowas sagt, aber sie verstehen schlicht nicht. warten ist ne hässliche sache. warten auf den herzenswunsch pure folter. wie zum teufel solltest du dich jetzt entspannt zurücklehen können? wie, wenn doch gerade den wunsch noch in erfüllung zu gehen schien und dann urplötzlich alles zunichte gemacht wurde? das ist doch scheiße, man.
    erklär dich nicht. schon gar nicht irgendwem. schade um deine kräfte. die brauchst du weiß gott an andrer stelle.

  • vreni

    „ich möchte im moment nicht darüber reden“ ist ein satz, den ich mir auch hart antrainieren musste. nicht nur wegen anderen, sondern weil ich auch dazu tendiere, die sachen immer und immer wieder gedanklich zu wälzen, mit mir selbst und mit anderen. ich könnte mir vorstellen, so wie du schreibst, dass du auch eher zu den menschen gehörst, die sich (zu) viele gedanken machen und mühe haben, das sich selbst drehende kopfkino bleiben zu lassen. „ich möchte im moment nicht darüber reden“ (oder auch „ich möchte im moment nicht darüber nachdenken“) ist da sehr befreiend. alles gute!

  • eva

    es tut mir leid, dass du dich nun such noch rechtfertigen musst. oh mann, das ist ja echt die hölle!
    ich sehe es wie vreni: du musst dich abgrenzen. anderen aufzeigen, dass du keine ratschläge möchtest.
    dass es eure privatsache ist, wann und wieviele kinder ihr noch möchtet.
    was du mit deinem körper tun solltest etc pp.
    du brauchst glaub ich mal eine auszeit, um aus deinem gedankenkarussel auszusteigen!
    aber vielleicht stört dich das gar nicht… mir tut ein ortswechsel immer gut.
    vielleicht eine mutterkind-kur? oder vielleicht ist ein urlaub in bälde drin?
    ich will dir nicht zu nahe treten ;)
    jedenfalls kommt es mir so vor, dass du quasi eine art notbremse ziehen solltest, wie die aussieht, liegt bei dir, weil du am besten weisst, was für dich, euch, ambesten ist.
    ich drücke dich. du bist so weise und klug mit deinen jungen 27, ich wäre in dem alter nicht in der lage gewesen, dies alles zu reflektieren! du bist toll!!
    bleib so echt und ehrlich und so voller liebe zum leben.
    lg eva

  • kassiopeia

    @agi: Ja, engste Freunde rümpfen die Nase und gucken mich an, als wäre ich eine große Märchenerzählerin und könnte einfach nicht annehmen, dass mein Kind einfach nur so gegangen ist. Und als würde ich das nur brauchen um nicht verrückt zu werden. Aber das werde ich mit oder ohne diesen Unfall… Es ist zum verzweifeln!
    Und es ist eben so wie du schreibst, es wäre jetzt fast Halbzeit! Unser Kind so nahe. Statt mir Gedanken über Bettchen und Bettwäsche zu machen, mussten wir die Bestattung bezahlen.
    Und wenn ich all meine Wünsche und Pläne nicht hätte, dann würde ich wirklich durch drehen, es ist schon schwer genug einfach so weiter zu machen und ohne all diese Fantasien und diese Hoffnung wäre ich verloren.

    @Vreni: Das Problem ist meins, ich merke am Anfang gar nicht in welche Richtung das Gespräch für mich geht und was das mit mir macht, das merke ich immer erst, wenn es schon zu spät ist, aber vielleicht sollte ich trotzdem noch eingreifen und das beenden, aber wie gesagt gar nicht so einfach, gerade im Moment, weil da nichts ist, kein Stück Schutzpanzer, es geht alles durch als wäre ich unsichtbar- mitten rein Ins Herz.

    @seenia: Danke dir!

    @eva: Ich würde so gerne mal eine Auszeit machen, das stimmt. Ich fahre jetzt nächste Woche Sonntag wieder für eine Woche zu meinen Eltern und dann in ein paar Wochen gleich Anfang Juni an die Ostsee. Und darauf freue ich mich sehr. Ich habe mich auch für eine Therapie auf eine Warteliste setzen lassen, aber das dauert scheinbar noch ewig, dabei wäre es gerade im Moment so wichtig!
    Und ich bin nicht weise, ich bin doch nur ich. Einfach nur. Aber das alles hat mich schon sehr verändert, wenn ich überlege, was ich im Sommer letztes Jahr noch so für Gedanken und Stammeleien hatte und von mir gab zu diesem Thema „Tod des eigenen Kindes“… es verändert einen sehr und lässt einen wieder noch viel feinfühliger werden.
    Aber eben im Moment auch mehr als dünnhäutig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ein paar Menschen schon erwarten, dass wir übern Berg wären, schließlich ist ein Monat vergangen. Ich klammere mich an die Freunde, die mich verstehen und mich unterstützen und mir auch noch jetzt Taschentücher reichen…

    Seufz. Ich danke dir mal wieder für deine Worte! Ich les dich sehr gern!

  • fishly

    Die Menschen können grausam sein. Statt sich ihrer eigenen Hilflosigkeit zu stellen suchen sie nach Erklärungen und was läge da näher als dich zu belasten. Das ist nicht fair.
    Ihr habt die Gewissheit, dass es der Unfall war und das ist gut so. Es ist eine grausame Tatsache, aber daran kann man sich festhalten, gerade an den dunklen Tagen. Ich wünsche dir die Kraft diesen Menschen entgegen zu treten.

  • Jermanitha

    Es ist unglaublich, wie wenig Einfühlungsvermögen und/oder emotionale Intelligenz manche Menschen haben! DU bist eine erfahrene Mutter, DU hast schon 4 gesunde Kinder geboren, DU kennst deinen Körper, DU am besten!!! Und ich bin mir nun nicht mehr sicher, ob ich mit meinen Menschen um mich herum, damals nicht besser gefahren bin… Mich hat es sehr verletzt, dass nie jemand DARÜBER gesprochen hat, es totgeschwiegen wurde. Wenn ich damit anfing, von meinem Schmerz, meiner Trauer, wurde schnell das Thema gewechselt, als müsse man mich schonen. Ob ich nun solche Ratschläge, und die wären von gewissen Menschen garantiert gekommen, hätte ertragen können, weiß ich nicht. Ich glaube, für so etwas gibt es keine Worte, man sollte entweder zuhören oder schweigen. Man ist innerlich so verletzt und energielos, dass Tipps und Ratschläge noch mehr in die Wunde schneiden und noch mehr Energie rauben, verdammt!
    Ich wünsche Dir Zeit, liebe Kassiopeia, Zeit für Dich, Energie und Kraft zu tanken. Alles Liebe aus Griechenland!

    P.S. Ich lese hier sehr, sehr gern und das schon seit längerem. Du hast eine besondere wundervolle Art zu schreiben, die mich süchtig macht. Danke dafür, dass Du all dies mit uns teilst!

  • vreni

    ich habe mir das auch erst in den letzten paar jahren angewöhnt. anfang jahr hat mir z.b. eine arbeitskollegin erzählt, wie sie ihre zwillinge in der 22. woche verloren hat. ich war da grad so kurz davor. ich depp hab auch noch nachgefragt und wollte vieles wissen, sie wäre von sich aus sogar so taktvoll gewesen und hätte gar nicht viel gesagt. und auf ein mal habe ich gemerkt, dass ich das überhaupt nicht mehr aushalte. ich habe ihr das dann auch so gesagt, also „sorry, ich merke, ich ertrage das gar nicht mehr. können wir bitte aufhören, darüber zu sprechen?“ und es war kein problem. einfach machen, kann ich da empfehlen. weil das gegenüber will einen ja meistens gar nicht verletzten oder stressen und habt meistens verständnis dafür.
    was auch helfen kann, ist gewisse themen für eine zeit mal bewusst ruhen zu lassen. also allen, die mit dir darüber reden wollen, gleich vorneweg zu sagen, dass du z.b. schon viel darüber gesprochen und nachgedacht hast und du mal eine pause brauchst.
    ich kann solche grübel- und druchkau-pausen nur empfehlen. übrigens nicht nur mit anderen, auch was die eigenen gedanken angeht. es gibt so eine übung, bei der man die gedanken mit dem ausatmen bildlich wegschiebt, wenn man sich grad nicht damit auseinandersetzten mag oder kann.
    aber eben, das hängt auch davon ab, wie man funktioniert. bei anderen ist es ja umgekehrt, denen würde es mal guttun, sich gewissen themen zu stellen. du scheinst mir aber eher zur grübel- und gedankenwälz-fraktion zu gehören. alles gute!

  • eva

    ach siehst du, da hast du doch was schönes zum drauf freuen. die ostsee hat mir letzten herbst quasi das leben gerettet ;)
    ich les dich auch gern, danke!
    lg eva
    p.s. die leute meinen wahrscheinlich, sie reden mit dir über das thema, weil „man es so macht“, eben reden. damit es nicht totgeschwiegen wird, was ja neuzeitlich erkannt nicht gut ist. aber es ist eben doch nur ein hilfloses, unreflektiertes reden. weil niemand dir damit eure babies wiederbringt und auch kein profi ist. ich hab mir selbst für solche fälle im freundeskreis hinter die ohren geschrieben: taten. reden, wenn es gewollt ist und signale vom gegenüber kommen. aber ansonsten: kinder abnehmen, was mitbringen, wollsocken stricken oder mit dem rotwein auf der matte stehen. eben DAsein. und reden, echtes reden ergibt sich oder nicht. manchmal ist das gar nicht wichtig. zusammen schweigen und weinen oder lachen ist viel „ergiebiger“. und sich in toleranz üben. dem anderen menschen gegenüber und seiner welt.
    der zeitfaktor spielt dabei keine rolle. jeder hat seine eigene uhr, ich brauchte im schnitt 1 jahr, um über eine trennung hinweg zu kommen. 10 jahre, um den tod meines papas zu verarbeiten. manch einer ist da schneller oder noch langsamer. also, und ich finde, ein monat nach diesem winter ist ein tröpfchen. die zeit kriecht für solche geschehnisse. und das leben rast doch so schnell weiter.
    was für ein langes ps. tss

  • eva

    und noch was: mir hat der ausdruck „mut zur lücke“ für unser letztes, sehr schweres jahr sehr geholfen. es gibt einfach zeiten, die sind einfach nur ne blöde lücke.

  • frau siebensachen

    liebe kassiopeia du,

    ich hab mich garnicht angegriffen gefühlt, alles ok!

    und zu deiner eigenwahrnehmung bezüglich des unfalls kann ich dich nur bestätigen: auch ich bin mir absolut sicher, daß unsere zweite tochter durch einen unfall geschädigt wurde und viel zu früh zur welt kam – auch wenn alle mir immer sagten, nein, das hat damit nichts zu tun… war ja auch 5 wochen vorher, der unfall. aber ICH bin mir absolut sicher. (und obwohl ich aus polizeilicher sicht sogar eine gewisse teilschuld an dem unfall hatte, habe ich nie schuldgefühle gehabt. ich habe diesen raser einfach nicht kommen sehen könne, so schnell war er. punkt.)
    dieses gefühlte wissen niemals infrage zu stellen, hat mir bestimmt das leben gerettet, sonst wäre ich wohl sehr abgestürzt vor lauter verzweilung.

    ((ich denke übrigens auch, daß du nur noch mit denen reden solltest, von denen du weißt, daß sie dir ehrlich wohlgesonnen sind. aus reinem selbstschutz. du brauchst deine kraft für dich und die deinen!))