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Hatte ich jemals schon solche Angst? Ich weiß es nicht, aber diese Frage stelle ich mir vermutlich seit letztem Donnerstag. Die Antwort ist vermutlich banal, sie blieb die ganze Zeit bisher gleich. Und ich wünschte, ich könnte sie mit meiner Zuversicht, all meiner Hoffnung vertreiben. Aber sie bleibt.
Ich hätte mich besser kennen müssen. Eigentlich war es absehbar, dass mir genau diese Zeit jetzt das mentale Genick brechen würde. Es ist immer dasselbe Muster. Erst geht es mir immer schlechter und ich verstehe gar nicht wieso, bis mein Hirn mein Herz eingeholt hat und ich verstehe, warum das alles ist wie es ist. Dieser Schall morgen. Wird wenn auch um einige Tage versetzt, der Schall sein, den ich hatte, als mein kleines Manschgal nicht mehr lebte.
Ich gebe mich nicht immerzu schmerzlichen Erinnerungen hin, nein ich habe panische Angst, dass ich morgen erneut höre, was ich bereits schon einmal hören musste. Jede Kleinigkeit bringt mich aus der Bahn. Das Drücken im Unterleib. Fühlt es sich so an wie im März? Ist das normal? Sind das die Mutterbänder? Warum drückt es so nach unten? Ist das ganz schlecht? Ist das der Beckenboden, der einfach schrecklich durch hängt? Hätte ich mit der Blasen und Nierengeschichte schon lange längst zur Ärztin gehen sollen? Aber ich brauchte doch eine Pause und gab mir alle Mühe.
Es gibt keine fürchterlich Zeichen, kein Blut auch wenn ich täglich wie eine Irre in diesen Tagen auf das Toilettenpapier starre. Ich weiß mein Körper reagiert relativ schnell, wenn mit den Kindern im Bauch etwas nicht stimmt. Und ich habe Angst, weil mein Befinden sich verändert hat, ich aber nicht weiß, ob das alles normal ist und dazu gehört.
Es gibt also nichts Gravierendes, was darauf hindeuten könnte, das unser kleines Winzlingswesen nicht mehr lebt und dennoch sorge ich mich um dieses Kind… wenn man nur einmal erlebt hat, wie es ist ein totes Kind unbemerkt unterm Herzen zu tragen… der versteht das vermutlich. Woher die Gewissheit nehmen, es ist bestimmt und sicherlich alles in Ordnung?
In den vergangenen Monaten habe ich so viele Familien erlesen, die auf die eine oder andere Weise von Bauch- oder Erdenkinder Abschied nehmen mussten. Es passiert ständig. Immerzu.
Ich hoffe und bete und schicke Stoßgebete gen Himmel, dass all meine Hirngespinste das auch weiterhin bleiben, dass ich morgen unser Kind sehe, riesengroß, mit kräftigem Herzschlag und ganz zappelig, dass es so wie bisher völlig unbeeindruckt wächst und gedeiht, egal was hier draußen auch vor sich geht.
Du kleines Zauberwesen, du hast glaube ich keine Ahnung, wie riesengroß meine Sehnsucht ist dich in meinen Armen zu halten. Dich hier willkommen zu heißen und mit dir zu wachsen. Ich liebe dich so so sehr. Krall dich da unten fest, halt dir die Ohren ruhig weiterhin zu. Mach dein Ding. Wachs einfach weiter. In Liebe.
PS: Ich wünschte, ich wüsste dass alles okay ist, denn das da oben… diese Zahl, die sieht einfach verdammt gut aus, finde ich.