Im Ziel

Ich stehe noch kurz vorm Spiegel und schaue. Ich fühl mich wohl in meiner Haut. Meine Haare, die ich in der Schwangerschaft hab wachsen lassen, umspielen gerade vom zuvor getragenen Haargummi mein Gesicht, die Wangen sind rosig betont dank Mutter Natur und die Augen leuchten noch. Ich trage den weiten braunen Rock und ein schwarzes Tanktop wie in den allerletzten Tagen der Schwangerschaft, in denen ich mich auch sehr wohl fühlte.
Emil schlummert auf dem Sofa und ich steige die Treppe ganz leise hoch, muss dabei den Rock immer wieder anheben, ich möchte nach den Kindern sehen und dem Mann. Er hat mich gehört, denn im zweiten Stock dann pult sich der Mann schon aus unserem Bett, links und rechts von ihm sind Tom und Ben endlich eingeschlafen. Er setzt sich auf das untere Ende des Bettes und zieht mich an sich, schmiegt seinen Kopf an mich und hält mich fest. Er sagt irgendetwas total schönes, dass ich hübsch wäre, schaut mir tief in die Augen dabei. Hält mich wieder und ich halte ihn auch. Dann wieder ein Blick und er spricht es aus: „Wir haben es geschafft.“ Und ich weiß so genau, was er meint. All die Anspannung der letzten Monate fällt Stück für Stück, unsere Schultern beginnen ein bißchen vor Erschöpfung zu hängen. Er küsst mich zwei Mal ganz sanft und dann halten wir uns wieder. Mehr Worte haben wir nicht. Hatten wir auch meist nicht. Waren nicht nötig.

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