Vom Zusammenwachsen… 10 Tage

Eigentlich hatte ich vor, gerade weil diese Schwangerschaft war wie sie war, mich mit unserem Wunder zurück zu ziehen und es einfach zu genießen, versuchen zu begreifen und zu mir zu kommen.
Der beste Mann an meiner Seite verschafft mir auch ganz viele Momente und noch mehr Ruhe als normaler Weise, die frisch gebackene Oma unterstützte uns die ersten Tage auch tatkräftig mit Fahrdiensten und Einkäufen, abgesehen vom offenen Ohr und der Nachsorge, dennoch merken der Mann und ich beide zusammen ganz eindeutig, dass wir gezogen werden- vom Alltag.
Zu einem Teil hätte ich das vielleicht verhindern können. Ich hätte sicherlich besser vorher organisieren sollen. Bessere Absprachen treffen, mir mehr Gedanken machen. Und nicht vielleicht ein Stück weit davon ausgehen, weil das letzte Wochenbett so ein Traum war, würde das jetzt auch wieder so sein, nur weil man es sich oben schön gemacht hat.
Wir Eltern merken beide sehr, dass wir zu Emil vier ältere Kinder haben, die uns brauchen. Es sind keine Ferien, Kindergarten und Schule laufen ganz normal weiter. Ob nun einfach nur die Mahlzeiten für alle oder das tägliche Verräumen der Kinder an ihre Orte der Bestimmung, die dann kurz danach wieder abgeholt werden müssen oder zu Hause eintrudeln, die Bespaßung von Ben vormittags, ein Mittagessen oder diese elenden Einkäufe, die der Mann mit dem Fahrrad täglich bewältigt, denn seltsamer Weise fehlt immer irgendwas. Dann gäbs noch die Wäsche, der ich mich täglich entgegen stelle und immer mal wieder ein bißchen was schaffe, so wie ich es schon hochschwanger endlich geschafft hatte.
Ich hätte schon vorab mehr einkaufen können. Aber trotzdem hätte uns das in diesen ersten zwei Wochen nicht bewahrt, vor dem Rohrschaden im Keller mit Wassertröpfeln, plötzlichen Zahnschmerzen beim Mann, Schnuppern in der Schule vom größten Sohn, einem Ausflug des größten Sohn mit dem KiGa, wo Mami rausrücken musste, ob sie wollte oder nicht, damit das Töchterchen gut in die Schule kommt, einer Geburtstagseinladung am ADW, einer Aufführung der Tochter an einem Samstag, dem Straßenfest unserer Siedlung hier, ein ungeplanter Kinderarzttermin wegen dem Stoffwechseltest, Telefonate um neue Termine in der Elternzeit zu klatschen, Anträge damit das Geld reinkommt ausfüllen, zum Amt ums Kind anzumelden, dringend nötiges Haare schneiden für den Großteil der männlichen Familienbelegschaft- für alles fährt der Mann -so keine Oma oder Tante abkömmlich- mit dem Rad hin und her, meist mit zwei bis drei Kindern im Schlepptau. Superdad! Aber die Termine reißen bis zum Ferienstart einfach nicht ab.
Dazu das Emotionale. Man merkt Zoe und Noah die Ruhe an. Vielleicht gewöhnt man sich tatsächlich daran Geschwister zu werden. Ich hab keine Ahnung :) Aber sie sind beide sehr lieb, zärtlich und interessiert an ihrem Brüderchen. Zudem muss man aber sagen, ihr Tag hat sich nicht groß verändert. Am Nachmittag rennen beide raus und spielen weiterhin mit den Kindern aus der Siedlung. Tom ist ganz wunderbar sanft und vorsichtig mit Emil, sagt so süße Sachen wie: „Mama, der Emil ist wirklich niedlich!“ oder bemerkt: „Mama, jetzt kannst du dich ja wieder bücken!“. Bei Ben merkt man am allermeisten, dass er daran zu knabbern hat. Er redet viel über Emil, schmust ihn gern von allein, noch etwas grobmotorisch- dabei entdecke ich ganz neue Seiten an meinem Kind- aber gerät mit uns immer aneinander. Möchte immerzu unser Trinken, unser Essen, bei uns sein aber wenn wir mal was verbieten oder verneinen, sind wir gleich dumm oder doof. Da heißt es dann ganz viel Geduld haben, präsent sein und die Zeit arbeiten lassen. Da kann man nichts erzwingen, dass braucht Zeit: Merken, dass man noch genauso geliebt wird, wie vorher. Und das tun wir, alle ganz furchtbar lieb haben.
Und wir nehmen es wie es ist. Genießen die Hilfe, die auch da ist und den Monat Zeit zum Zusammenwachsen. Und auch wenn ich mich gern etwas mehr und länger vor der Welt und dem Alltag versteckt hätte, tut es gut gebraucht zu werden von der Familie und auch das Gefühl zu haben, dass alle es sehr genießen am Ende und davon profitieren, dass ich mich schneller mehr einbringe.

Ein Kommentar

  • Pienznaeschen

    Vielleicht ist das Kennenlernen, das Reinfinden in den Alltag und das Wochenbett nicht zu „lernen“ oder zu berechnen bzw. kann keine Routine entstehen, denn es ist immer wieder alles ganz neu – ein neues Menschlein ist eingezogen … ich wünsche Euch und vor allem Dir genügend Zeit und Ruhe.