So schön, schön war die Zeit…

(Falls Sie jetzt einen Ohrwurm haben sollten, tut es mir leid, mir fiel kein anderer Titel ein, bin ein wenig aus der Übung…:) )

Tja nun, wo fang ich eigentlich an? Also erst einmal geht der Mann morgen wieder arbeiten. Elternzeit ist damit beendet. Und ich stürze mich dann voller Elan und Tatendrang in die kommende Woche vor unserem Sommerurlaub. Also mit weniger Elan. Aber das ist eine andere Geschichte. Hauptsache ich komme dazu weiter Wäsche in die Maschine zu schmeißen und zu falten, sonst fahren wir alle nackig mit der Bahn in den Urlaub. Die Kinder sind unheimlich aufgeregt und zählen die Tage. Also der Teil der Kinder, der zählen kann und so etwas wie ein Zeitgefühl hat. Noch zwei Tage dann sind Ferien und Zoe freut sich wohl am Allermeisten auf die Zeit ohne Hausaufgaben, Noah auf den Rauswurf aus dem Kindergarten, Tom ist so gedanklich schon am Strand, Ben weiß leider nicht mehr was ein Strand ist und Emil hat so überhaupt keine Ahnung wer er oder wo er ist.
Die letzten Tage waren noch mal sehr stressig. Ich glaube soviel ist der Mann wirklich noch nie hin und her gefahren mit dem Rad. Es war nicht mehr schön. Einfach zuviel. Aber wir wussten beide nicht, der Vater vielleicht noch eher, aber die Mutter natürlich nicht, wo Abstriche machen. Also ich liebe meine Rasselbande, aber wenn ich eines wirklich nicht mag, dann diese geballte Ladung kurz vor den Ferien, egal ob Sommer oder Weihnachten. Jeder feiert ein Fest, es gibt haufenweise Abschiede und eigentlich möchte man wirklich gerne überall sein und mit feiern. Da war es leider auch egal, ob wir gerade ein Baby bekommen haben, die Zeit stand nicht extra für uns still, alles drehte sich weiter und die Kinder wollten Teil haben. So haben wir leider sehr viel Zeit in Familien-Fetzen verbracht. Zusätzlich hatten wir auch einfach schlicht weg richtig Pech, was Pleiten und Pannen anging.
So oft wie in diesem Jahr habe ich mir vermutlich noch nie gewünscht ein Auto zu haben. Ich warte nach wie vor auf den Sponsor, der VW-Bus, Führerschein und Unterhalt für das Auto-Monster zahlt. Schade, dass da keiner kommen wird, aber die Hoffnung stirbt zu Letzt. Vor allem wohl die, dass dadurch alles stressfreier wäre, als auf Bus und Rikscha-Papa bauen zu müssen.
Dieses Hin und Her, dieses Termine koordinieren und Familie teilen war auch das Einzige, was ich persönlich als belastend empfunden habe, nicht weil ich sonderlich viel machen musste, ich hatte es wirklich schön und war meist zu Hause, gerade weil der Kindervater soviel übernommen hat- dafür lastete eben soviel auf dem Kindervater. Es gab einfach keine Pause. Es kam keine Ruhe rein, vielleicht haben die Kinder sich, wir alle uns deswegen so oft in der Wolle gehabt in den letzten Tagen oder es kam uns Eltern nur so vor.
Ich war auch nicht wirklich eine große Hilfe letzte Woche. Hab ich es doch geschafft mir auf die letzten Meter noch eine feine Brustentzündung einzufangen. Hatte ich noch nie. Also einen kleinen Stau schon, aber so eine richtige Entzündung noch nicht. Es kündigte sich erst mit Schmerzen in der Brust an. Sofortmaßnahmen wie Schonung, Kühlen und Weißkohl halfen nicht, am nächsten Tag hatte ich schon Fieber, das sich zu den Kopf- und Gliederschmerzen gesellte, dass stieg dann auf einmal so schnell, dass ich mich abends ins Krankenhaus schleppte. Alles woran ich Dramakönigin mit meinem Wattekopf denken konnte war: Bitte nicht den Punkt verpassen, wo man das Ruder noch rumreißen kann, denn ich kenne die breite Palette von Brustentzündung und deren Folgen- von Nadeln bis OP. Ich hatte Angst am Ende nicht mehr stillen zu können, dabei ist der Wurm noch so Mini oder davor im Krankenhaus bleiben zu müssen ohne Emil, deswegen hab ich den allen ernstes mit genommen, auch weil ich ja nicht wusste, wie lange ich warten muss, wann Emil stillen möchte oder ich unbedingt muss. Zudem fand sich auf die Schnelle niemand, der auf unsere Kinder aufgepasst hätte damit mein Mann mich hätte begleiten können, also war ich mit fast 40 Fieber und 32 Grad irgendwie mit Emil im Krankenhaus angekommen.
Ich muss an dieser Stelle ja mal festhalten, wie toll dieses Krankenhaus ist. Schon unter der Schwangerschaft fühlte ich mich immer unheimlich gut betreut, man nahm sich Zeit und mich ernst und lange Warten war fast nie. Zumindest wenn man zur Gyn muss, denn man wird von der Notaufnahme einfach freundlich immer weiter in den zweiten Stock geschleust.
Die freundliche Ärztin nahm sich Zeit, wir einigten uns dann nach Befund rasch auf ein stillfreundliches Antibiotikum- hurra kein stationärer Aufenthalt notwenig und auch kein Abstillen. Vorerst. Außerdem wollte sie, dass man mir die kaputtige Brust einmal auf der Station abpumpt und mir das Ausstreichen zeigt. Dann stand ich da im Flur sollte warten, als sie zurück kam erfuhr ich dann, dass es ein Problem sei, dass ich nicht zur Station gehöre, deshalb könne ich leider nicht ins Stillzimmer. Jemand käme aber gleich. Zwischendurch lief immer mal wieder eine pustende, kreisende Erstgebärende mit Wehen an mir vorbei. Oder die Frau, die nach drei Jungs ein Mädchen erwartete. Ich glaube, dass war seit Emil auf der Welt ist, der erste Moment, wo ich mich traute zu sagen, ich hätte fünf Kinder. Bei uns wäre es anders herum, erst das Mädchen, dann die Buben. Sonst schwieg ich, wenn man glaubte, Emil wäre unser erstes oder zweites Kind. Ich liess die lieben Menschen unterwegs einfach in ihrem Glauben. Aber ich dachte, vielleicht erinnert sich die Frau später gerne an ihre Geburt, die Wehen, das im Kreis laufen und an ein netten kleinen Plausch mit mir wie ich da stand mit Kinderwagen mitten auf der Station. Die Frau lachte, meinte ihr Ältester sei schon 20 Jahre alt. Woraufhin ich nur sagen konnte, mit so was könne ich leider nicht dienen. In der dritten oder vierten Runde fragte sie, wie alt meine Älteste wäre und als ich sagte „7“, lachte sich nur wieder und meinte, nee also das hier sei ihr so lieber…
Es kam auch eine mir bekannte Hebamme vorbei, linste in den Wagen, stellte fest wie gut im Futter unser Sohn ist und fragte erst wer ich noch mal sei. Ich sagte, die mit den fünf Kindern, woraufhin sie meinte, das wüsste sie, aber den Namen nicht. Meine Antwort- Was ein Witz bei der Wärme und dem Fieber. Sie fragte auch gleich ganz lieb, warum ich hier sei, ob gleich jemand käme.
Gleich waren mittlerweile würde ich sagen, eine Stunde, ich nahm mangels eines Kreislaufs in einem Rollstuhl Platz und wartete weiter auf die Schwester. Ich sollte dann wirklich mitten im Gang auf einem Stuhl sitzend an die Elektropumpe. Ohne Witz. Vor mir zwei Stationszimmertüren. Ich wünschte mit diesem Fieber und der Uhrzeit, es war ja mittlerweile kurz vor 22Uhr wäre mir alles egal gewesen, aber selbst da, ich war froh, dass ich ne Bluse anhatte, die ich darüber drapieren konnte, Krankenhaus hin oder her, so was wie ein Schamgefühl gebe ich nicht am Eingang einfach ab. Die Schwester hatte leider nach der Übergabe überhaupt keinen Schimmer mehr, was die Ärztin überhaupt gemacht haben wollte, aber ich denke, dass passte so. Eine mir fremde Schwester kam Richtung Feierabend irritiert an mir vorbei und erkundigte sich ebenfalls nach meinem Befinden. Ich bekam noch den Retterspitz-Tipp, von der netten Frau, die mich an das Maschinchen angeschlossen hatte und ging dann, nachdem ich wieder vollständig bekleidet war. Nur um unterwegs festzustellen, dass ich kein Rezept bekommen hatte. Also fuhr der beste Mann nicht nur nachts mit dem Rad zur Notapotheke, sondern vorher noch einmal ins Krankenhaus. Noja. Ganz ehrlich, ich war eher sauer auf mich. Bin schließlich nicht der einzige Mensch auf der Welt im Krankenhaus, ich wurde so zügig wie möglich behandelt und das auch noch gut. Und Rettung war nahe. Ich hatte nach einer Gabe schon kein Fieber mehr, wie schon im Frühjahr schwanger mit Angina. Und hielt mich an alle Tipps, die ich bekommen hatte. Viel getrunken hatte ich eh, ich strich aus unter der Dusche und beim Stillen, massierte, nahm Retterspitz im Wechsel mit Kohl und Quark und einfach nur Kühlpads nach dem Stillen, vorher Wärmen, stellte mir brav alle zwei Stunden den Wecker, damit wir im Fluss blieben und pumpte dann mühsam mit einer Uralthandpumpe alles leer. Es wurde auch gut, aber ich liess dann instinktiv das Drücken, Massieren und Pumpen heute weg und jetzt endlich und bittebitte dauerhaft deutliche Besserung- weniger Milch, weniger Schmerzen, immer noch fieberfrei. Ich wäre wohl wesentlich entspannter, was das alles angeht, wenn nicht der Urlaub so kurz vor der Tür stünde- 1000km weit weg von zu Hause, natürlich ohne Auto am ADW. Ich hab Angst mich in dieser Woche noch mal zu übernehmen, dabei muss gepackt werden und die Kinder sind dann geballt hier bei mir ab Mittwoch in den wohlverdienten Ferien und der Mann wohlverdient ein paar Tage in der Arbeit. Ich will das aber schaffen. Wir brauchen jetzt Urlaub.

Vorbei ist also dieses Wochenbett. Auch fast körperlich würde ich sagen bis auf diese kurze Krankenhaus Episode, ist alles eingespielt. Ich hatte Ruhe, ich hatte Zeit ein bißchen zu üben allein zu sein mit Emil, mit Emil und einem, zwei, drei oder eben allen vier großen Kindern. Wir sind zusammen gewachsen und auch aneinander. Wir hatten unheimlich viele schöne Tage und unvergessliche Momente, auch wenn es sehr anstrengend war. Vielleicht muss ich einfach annehmen, dass ich ob ich das nun will oder nicht, in einer ähnlichen Situation, Hilfe ins Haus holen muss, jemanden der Kinder abholt, einkauft, kocht oder putzt, denn selbst für zwei wars zuviel- Alltag, schlechtes Timing und Vor-Ferien-Irrsin. Dennoch wenn ich an die letzten Wochen denke, muss ich lächeln. Es war unheimlich schön und eben ganz besonders. Wir konnten endlich Emil begrüßen. Wir haben wirklich alles geschafft, was da vor uns lag, die Kinder hatten hoffentlich alle eine schöne Zeit mit Freunden, ihrem Papa und auf Festen, die heute mit einer „Munstaschruck“ Show endete, zumindest für die drei Herren nach Zoe, vor Emil. Für Zoe endete diese Zeit mit einem Märchen und einem Eis zum Abendbrot. Für Emil auf mir. Für die Eltern mit einem Film über die Doors. Das ist gelebte Gerechtigkeit. :)

6 Kommentare

  • Katharina

    Ich wünsch Euch von Herzen einen tollen Urlaub, in dem alles ganz harmonisch läuft. Du hast meine vollste Bewunderung. Allein schon beim Lesen spüre ich leichte Überforderung in mir aufkeimen…. Toll, wie du das alles hinbekommst und dann im Nachhinein noch „So schön, schön war die Zeit…“ als Überschrift drüber schreibst. Da kann ich mir eine Scheibe abschneiden!
    Alles Liebe, Katharina

  • denise

    Ich wünsch euch auch einen schönen Urlaub und den habt ihr euch verdient!

    Also 5 Kinder und kein Auto, das glaube ich das das anstrengend ist. Wir wohnen ja fast mitten im Wald und sind daher auf 2 Autos angewiesen und das kostet unmengen an Geld, da geb ich dir recht.

    Ich bewundere es auch, wenn man trotz einer stressigen Zeit immer noch das schöne sieht. In mir kommt dann doch oft der Moment in dem ich mich Gedanklich frage, ob das alles so gut ist. Klar bereue ich es dann hinterher, aber so für den Moment…

    Ich wünsche euch alles Gute und einen schönen Urlaub ;-)

  • kassiopeia

    @Katharina: Oh, das ist aber lieb! :) Ich war zum Teil aber auch wirklich überfordert und es floss die eine oder andere Träne, es gab Streit, aber irgendwie überwiegt all das Schöne. Es gab einfach so viele schöne erste Male. Ich hatte eher sogar Angst, meine Texte wären zu schwer, dabei gab es soviel unbeschreiblich wundervolle Stunden mit Freunden und Familie. Danke, dass das genau richtig ankommt! ♥

    @denise: Viele Dank!

    @Frau Traumspiel: Ist es auch nicht und ich habe nach wie vor Angst, dass es im Urlaub dicke zurück kommt oder noch davor. Ich sag ja, Dramakönigin. :)
    Danke! ♥

  • Pienznaeschen

    Ich glaube das ich gestern irgendwo schrieb das Mütter Hedinnen sind und das stimmt einfach so – das was Du schaffst und leistest ist sicher durch Liebe getragen und trotzdem gehört da unheimlich viel Mut und Kraft dazu.

    Ich wünsche Euch einen wundervollen Urlaub und das Du bis dahin einfach ein bisschen auf Dich achten kannst und drücke Dich in Gedanken ganz feste.

    Ah und ich las es hier zum ersten Mal, diesen Kindergartenrauswurf finde ich so genial, also dem fast Schulkind einen guten Flug noch dazu;)