Fliegende Herzen

Als ich schwanger mit Emil war, sehnte ich mich unendlich nach der Zeit, wenn er auf der Welt sein würde. Dann hätten wir keine großen Sorgen mehr, denn dann wäre er ja da und ich nicht mehr schwanger, müsste nicht ständig in mich horchen, keine Angst vor weiteren vorzeitigen Wehen, Entzündungen oder Blutungen haben. Könnte ihn ansehen und wüsste dann sicherlich schon, wenn mit ihm etwas nicht stimme. Schließlich konnte ich ihn im Bauch nur nicht sehen, musste Vertrauen haben, im wahrsten Sinne des Wortes auf meinen Bauch hören und das konnte ich nur allein… und der Mann hatte doch ganz liebevoll gesagt, wenn Emil geschlüpft wäre, hätten wir beide ein Auge auf ihn, dann würden wir teilen können. Den Gedanken fand ich so schön.
Dann nach Emils Geburt, kam plötzlich die Sorge um ihn wieder. Ich konnte nicht sicher sein, doch nicht meinem Kind ansehen, ob es krank oder gesund ist. Wir warteten gemeinsam auf das Ergebnis des Tests, den wir wiederholen lassen hatten müssen- was ganz gut gelang. Gedanken macht man sich trotzdem: Stimmt mein Bauchgefühl?!
Ich sehnsüchtelte dem Urlaub entgegen, weg sein von zu Hause und all den Terminen und Verpflichtungen, drei Wochen am Meer, ganz viel Ruhe und Entspannung. Und es ist wunderschön, was man aber die vielen Kilometer mit nimmt sind die eigenen Gefühle. Emil wurde von einer Zecke gebissen. Wir blieben ruhig, aber wieder wussten wir nicht, ob das zurecht. Ganz normale kleine Sorgen.
Wir haben Kinder und sorgen uns hin und wieder. Man sagt, dass man sein Herz außerhalb des Körpers trägt, wenn man ein Kind hat, wieviele Stücke meines Herzens fliegen da eigentlich in der Gegend rum?!

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