Kinder- Karussell

Als Emil frisch geschlüpft war, hat man Ben so angemerkt wie er daran zu knabbern hatte. Er war immer unheimlich lieb zu Emil, das war nie das Problem. Aber er war total durch den Wind und schimpfte viel mit uns, schubste uns weg und sei es mit Worten.
Das hielt aber gar nicht lange an. Irgendwie reichten ihm ein paar Tage und er konnte erleben, dass eigentlich vieles beim Alten geblieben war, wir nur einer mehr waren, als vorher. Aber bis dahin zog sich mein Mama-Herz zusammen. Ich wollte ihm zeigen, dass sich nichts an meinen Gefühlen für ihn geändert hatte. Es tat mir so leid, er war doch nach wie vor mein Kleiner.
Immer noch sucht Ben ganz viel Kontakt zu Emil, hält seine Hände, streichelt ihn, schaut ihn lange an und spricht mit ihm. Und dadurch, dass Emil immer wacher wird und ganz konzentriert schaut, passt das so gut zusammen.
Viele die uns gut kennen, hatten mich gewarnt, dass es für Ben sehr schwer werden würde seine Rolle des Nesthäkchens aufzugeben, schließlich hätten wir eine besonders enge Bindung. Ich hatte auch wirklich nie so viel Zeit für ein Kind allein, Ben und Emil trennen 2 Jahre und 9Monate. Aber ich denke auch nicht, dass es allein damit zusammen hängt. Es ist auch nicht so, dass mir die anderen Kinder fern sind. Ich schrieb das schon einmal auf, es liegt an Ben. Kein Kind war je so kuschelig. Und das wirkt bei Ben ganz besonders niedlich, weil er ein Energiebündel ist, war er schon immer. Ein kleines Kraftpaket, springt auf Tische und dann wieder runter. Hat eine unheimliche Kontrolle über seinen Körper, springt schon seit Monaten mit geschlossenen Beinen Treppen runter. Klettert mit Leichtigkeit auf Baumhäuser, die ältere Kinder nicht erklimmen können. Und auf der anderen Seite ist er verschmust und offen, kommt zu uns, wenn er uns braucht und vertraut uns. Außerdem ist er sehr emphatisch, wie seine Geschwister. Ben spricht unheimlich gut und kann sich gut ausdrücken. Ein ganz besonderes Kind, unser Kind. Wie alle.
Und deswegen ist und bleibt er Ben. Und ich hoffe, das weiß er. Niemand kann seinen Platz einnehmen. Keines unser Kinder kann ersetzt werden. Und deswegen lieben wir es doch so, mehr als eines zu haben. Weil sie alle ganz besondere kleine Menschen sind, die wir beim Aufwachsen begleiten.

Die große Kunst ist, jedes Kind zu sehen. Mit allen Ecken und Kanten. Seine Bedürfnisse. Es ist so schwierig, jedes Kind so wahrzunehmen. Und im Schimpfen nicht alle gleich zu behandeln. Oder generell. Manchmal verschwimmen die Grenzen. Dabei sind sie allein schon unterschiedlich alt. Wenn das Trennen der Geschwister im Kopf aber gelingt, und manchmal ist im Alltag nicht genug Zeit dafür, man ist gestresst, aber wenn es generell gelingt, bekommt man sehr viel zurück. Die Kinder spüren das nämlich, da bin ich ganz sicher.
Ben ist nicht Emil, aber er ist ebenso noch klein- Tom auch noch. Sie sind nicht plötzlich einen Meter gewachsen, seitdem Emil auf der Welt ist und auch wenn ich oft Zoe und Noah, als Große betitle und sie auch sehr groß wirken in ihrem Tun und Sein, sind sie keine kleinen Erwachsenen.
Eigentlich ist es nicht mehr nur eine Sache des Alters, sondern der Vorlieben, ihrem Können und dem was sie brauchen. Es ist schwierig zu beschreiben. Sie bleiben einfach einmalig, jeder auf seine Weise. Und das ist wunderschön.

5 Kommentare

  • sandra

    hach, so schön gechrieben ;-) Da werede ich direkt ein bischen traurig, das Saskia keine Geschwister erleben wird.
    Sie hat auch schon öfter danach gefragt….
    Aber ich antworte dann immer, das wir nur ein Kind haben wollen und ich sowieso zu alt bin, um mehr zu bekommen…(46 und vier Monate)
    Da bin ich direkt froh, das sie wenigstens mit den jüngeren Nachbarskindern spielen kann..(4 und 2) und die Mutter mir sagte, wie lieb sie zu ihnen ist ;-)

  • fishly

    Das hast du wundervoll beschrieben. Ja, es ist eine große Kunst die Kinder jedes für sich zu sehen. Mir wollte das anfangs nicht ganz gelingen und so kenne ich das Phänomen des plötzlich gewachsenen großen Kleinen zu gut. Umso mehr ziehe ich den Hut vor deiner Leistung, für dich scheint schon Gewohnheit, was für mich noch harte Arbeit ist.

  • kassiopeia

    @Sandra: Sei nich traurig, es muss einfach viele verschiedene Familien geben, sonst wirds ja langweilig! ;)

    @fishly: Nein, wirklich das ist es nicht, keine Gewohnheit. Ich habs auch eher für mich geschrieben, als Erinnerung! :) Gestern erst Tom unterwegs angemotzt, weil er mich mit Genöhle so genervt hat, dabei hätte ich lieber auf dem Radar gehabt, dass er noch klein ist und der Weg anstrengend für ihn war. Stattdessen hab ich die Nerven verloren, mehr gelohnt hätte sich ruhig und auf Augenhöhe bleiben. Davon geht die Welt nicht unter, aber ich mag das nicht an mir.
    Und dieses spezielle Gefühl nach der Geburt, hatte ich das erste Mal jetzt nicht. Dafür jetzt Wochen später ein bisschen.., ;)

  • Ines

    Ja sie sind einmalig, jeder auf seine Art und Weise. Und auch die Liebe zu jeden Einzelnen ist anders und es ist im Alltag tatsächlich eine Kunst jedem zu seiner Zeit gerecht zu werden. Ich muß mich selbst ganz oft daran erinnern. Ach du schreibst das immer so schön, mit so viel Herz und es kommt mir meist sooooo bekannt vor. Danke.