Warum Hebammen mir so wichtig sind…

In den letzten Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, warum ich persönlich Hebammenarbeit so wichtig und unverzichtbar finde.
Die Antwort ist simpel, wie kompliziert und vielschichtig, weil sie mich oft gerettet hat.

Ich bin eine Frau, die zum neunten Mal schwanger ist. Fünf Kinder habe ich natürlich gebären dürfen, drei verloren, wobei eine (Fehl-)Geburt im Krankenhaus eingeleitet wurde und dort durch eine Kürettage beendet wurde, eine Geburt steht noch aus.

Ich bin keine Frau, die von sich sagen würde, dass sie unkompliziert schwanger gewesen wäre.
Beim ersten Kind, unserer Tochter war ich wahnsinnig unsicher. Ich war sehr jung, hatte bis dahin viel erlesen, aber vielleicht nicht immer das für mich Richtige. Ich entschied mich damals für einen Geburtsvorbereitungskurs in München, weit ab von unserem Wohnort, schlicht und einfach, weil es der angebotene Kurs vom Krankenhaus war, in dem ich entbinden wollte, in dem ich nur entbinden wollte, weil mein damaliger toller (!) Arzt, dort Belegarzt war. Zur Geburt war ich also an einem Ort, den ich eigentlich nicht kannte, war maximal unentspannt und fühlte mich so „nackig“ unter Fremden nicht wohl, dazu die Schmerzen- es war nicht meine Lieblingsgeburt. Lichtblick damals war mein Arzt, der anwesend war, auch wenn er dabei auf meinem Bauch lag und kristellerte. Nach der Geburt fühlte ich mich körperlich verletzt und unförmig, ich weinte unter der Dusche und das mit dem Stillen klappte auch überhaupt nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Meine Schwiegermama machte die Nachsorge, gab mir Mut mein Kind bei mir zu lassen, soviel wie ich mochte, sie zu trösten, wenn sie weinte und irgendwann riet sie mir aufzugeben, es gut sein zu lassen, zu kämpfen mit dem Stillen und das fühlte sich gut an.
Beim zweiten Kind ein paar Monate später, hatte ich vorzeitige Wehen, die ich erstmal nicht bemerkte. Mit meiner Schwiegermama gab es zu der Zeit Streit, teilweise herrschte Funkstille und so war ich angewiesen auf meinen neuen Arzt, in der neuen Praxis, bei uns im Wohnort. Was mir die ganze Schwangerschaft über Kraft gab, war das Yoga für Schwangere, das die Hebammenpraxis anbot. Die von mir gar nicht bemerkten Wehen, brachten mich sofort ins Krankenhaus, denn ich war erst in der 32. Woche und dort verbrachte ich die erstmal schlimmsten Tage meines Lebens- voll gepumpt mit Wehenhemmern, die mein Herzschlag in nie geahnte Höhen wandern ließen. Es war zermürbend. Als die Tokolyse nicht mehr anschlug, kam jemand auf die Idee, die Ursache eher zu suchen, als das Symptom zu behandeln, schlussendlich hatte ich zuviel Fruchtwasser. Es könnte sein, dass unser Sohn krank sei hieß es, es machte mich verrückt. Ich sorgte mich und wehte tapfer zu Hause weiter bis mein Arzt mir Ende der 37. Schwangerschaftswoche sagte, wir würden nun einleiten, unser Sohn wäre bereit. Die Einleitung war toll, die Geburt dauerte eine Stunde weniger als die der Tochter und war wunderschön, weil ich die Räume kannte, die Gesichter und mittlerweile mich. Aber mein Sohn fand das alles scheiße, er war zu früh dran und brauchte Tage um sich zu erholen, Tage in denen wir bangten, ob er gesund ist, keine Entzündungszeichen hätte usw. Zu uns nach Hause kam eine Hebamme, die Noah ansah, aber es dauerte lange bis ich mich von all dem erholen konnte.
Beim dritten Kind hatte ich Wehen ab der 17. Woche und es hieße ich solle mich schonen und man könne eben nichts machen. Wir bangten um das Kind, das wir so liebten. Auch hier gegen Ende war etwas am Magen auffällig, wir wurden in die Spezialpraxis geschickt und dort hieß es, wir müssten eben die Geburt abwarten und dann sehen, ob er gesund sei oder nicht. Und ich übertrug dieses Kind mit Hilfe meiner Schwiegermama noch 9 ganze Tage.
Beim vierten Kind hatte ich eine kleine Blutung zu Beginn der Schwangerschaft und generell hatte ich schon recht schnell keine Lust mehr, es war anstrengend. Am Ende der Schwangerachft, turnte Ben zuviel herum, er drehte sich immerzu, meine Gebärmutter war ausgeleiert, hieß es- so ganz ungefährlich war das nicht, aber eine Einleitung ließ ihn kalt, wir gingen Stunden später Heim, nur um zu Hause fast die Geburt zu verpassen und gerade rechtzeitig zum Pressen in der Klinik zu sein. Ich bekam ein gesundes viertes Kind!
Warum ich all das erzähle und Hebammen darin nicht so oft vorkommen? Weil ich es nicht für nötig hielt, ich hatte ja meine tolle Schwiegermama für Fragen und letztendlich habe ich mir das leider an anderer Stelle vergönnt, mir mehr dieser Stütze zu holen und zuviel mit mir selbst ausgemacht.

Dann hatte ich diese drei Fehlgeburten und ich kann nicht anders als sagen, sie haben mir den Boden unter den Füßen weggezogen, mich verändert. Vor allem die zweite, die späte und Unfall bedingte, die hat mich verändert. Mein Vertrauen ins Leben hat sie mir genommen, die Leichtigkeit.
Als dann auch noch Emils Schwangerschaft so kompliziert war, ich immer wieder blutete, Hämatome bildete, vorzeitig regelmässig wehte, war ich dankbar und froh um jede Art von emotionaler Stütze. Ich war kaputt, ich hatte solche Angst. Die Unterstützung kam von Hebammen. Entweder durch meine Schwiegermama, die mir soviel Vertrauen in mich zurück gab oder im Krankenhaus.
Auch diesen Sohn bekam ich im Krankenhaus um die Ecke und verließ dieses nur drei Stunden nach der Geburt mehr als glücklich.
Auch in dieser Schwangerschaft mit Anton ist es so, dass ich sehr verunsichert bin. Mehr Fürsorge brauche, mehr Vertrauen. Für mich macht es emotional schon einen sehr großen Unterschied, ob eine fremde Ärztin im Notfall vor mir steht und sagt: „Da kann man jetzt eh nichts machen!“ oder eine Hebamme sagt: „Schauen Sie wie weit sie schon gekommen sind!“ Es war gespenstisch, wie schnell ich mich in den Räumen des Kreisssaals, mit ein paar lieben Worten der Hebamme beruhigt habe und wie viel Kraft und Vertrauen ich aus den wenigen Minuten dort schöpfen konnte!
Die Psyche spielt eine so große Rolle für einen positiven Schwangerschaftsverlauf (hier ein Text über vorzeitige Wehen, der mir damals sehr geholfen hat), man kann es nicht oft genug sagen und es wird so unterschätzt! Natürlich gibt es auch weniger einfühlsame Hebammen, aber meist sucht man sich doch genau die aus, die einem gut tut.
Ich kann nur flehen und hoffen und protestieren, dass weiterhin alle Frauen, Männer und Familien den Anspruch auf eine solche Betreuung haben, wenn sie es denn möchten, ob in oder nach der Schwangerschaft oder unter der Geburt, egal wo diese stattfindet.

Wir sind angewiesen auf dieses Handwerk, was so alt ist wie wir selbst! Wir brauchen Hebammen!

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