Dieser Zug endet dort?!
Wenn ich eine Zeitzone ausmachen müsste für dieses Gefühl, dann würde ich wohl sagen es wurde so stark nach Emils Geburt. Diese Suche, dieses Flehen nach Alltag. Alltag ist für mich an dieser Stelle gleichzusetzen mit Ruhe und Ankommen, vielleicht sogar so etwas wie Monotonie. Aber natürlich… erst Recht seitdem Emil auf der Welt war und gerade in seinem ersten Lebensjahr, passierte so viel. Oft war er krank, ein halbes Jahr dieser Zeit musste ich dann meine Arbeit zusätzlich jonglieren, wenn irgendeines meiner Kinder krank wurde. Es stellte sich so ein Gefühl ein, dieses berühmte „Irgendwas ist immer“.
Jetzt aktuell ist es so, dass nach vier Wochen krank sein- und wir sind da echt flexibel und kreativ und vielseitig (Magendarm/ Bindehautentzündung/ fiebriger Infekt)- waren wir jetzt exakt eine Woche gesund. Und schon ist der Nächste wieder krank. Manchmal habe ich dann so Jahrmarktssprüche im Ohr „Wer hat noch nicht? Wer will noch mal?“ (Abgesehen von diesem „Aber das hast du dir ja so ausgesucht!“)
Was mich nun teilweise in eine tiefe Sinnkrise stürzt, weil ich wieder zu Hause hocke und zum „nichtstun“ verdammt bin. Als ich also gestern Abend dem Mann mein Leid klagte und wieder von „ich möchte mal nichts“ anfing, grinste er über beide Ohren und sagte nur etwas mitleidig: „Vergiss es!“
Therapeutisch total wertvoll. Aber das nehm ich mir mal vor, während ich quasi vom Wochenbett mit Anton träume und gleichzeitig nicht mal Angst, aber so eine leise Ahnung davon habe, dass (wieder) alles anders kommt, als gedacht. Der Mann nannte das wichtig(tuerisch) Entropie: Chaos, Unordnung durch zu viele Zufallsvariablen. Der Mann redete weiter von Würfeln und zu vielen Möglichkeiten und dass das mit Anton wohl zunehmen würde, dieses Irgendwasistimmer (dabei leuchteten seine Augen seltsam). Ich hab keine Ahnung was mir Wikipedia da zu erklären versucht, wenn ich das googlen möchte, aber es ergibt so irgendwie einen Sinn (was der Mann da gesagt hatte). Ich übe mich in meinem persönlichen „Find dich mit ab“… Oder aber im schlimmsten Fall wird das mein Thema bleiben, wie die Wäsche und mein Mount Washmore, nur will ich das gar nicht.
Ich versuche mal dieses Bild von dem Leben und dem Fluss zu verinnerlichen… Obwohl langer, ruhiger irgendwie ja mal überhaupt nicht stimmt, aber wir wollen mal nicht so anspruchsvoll sein… der Zug wird nicht enden, sondern einfach weiter fahren. (Wenn der endet ist schlecht, nehm ich an. Ja, heute bin ich witzig.)