Ein Mittwoch

Gestern Abend nach einem vollen Tag, an dem alles rund lief, fiel mir ein, dass ich heute morgen einen Termin zur Zahnreinigung hätte. Fühlte sich ein bißchen an wie „Zonk“. Da ich, wir alle mit den Zähnen so Probleme haben und vor allem ich in den nächsten Wochen und Monaten nicht dazu kommen würde den Termin nach zu holen, hütete der Mann die -Überraschung- kranken Kindergartenkinder und ich genoss den Fußweg in die Praxis kurz vor 8Uhr in der Früh.
In der ich sofort Kontakt aufnehmen durfte mit einer super lieben Zahnarzthelferin (zahnmedizinische Fachangestellte), die sich meiner annahm und wir fanden mit dem Bauchbaby und dem letzten Termin für die nächste Zeit, bis Anton bereit wäre auf mich zu verzichten auch gleich ins Gespräch. Man versucht ja trotz Geräten im Mund und fiesen Blutungen am Zahnfleisch immer miteinander zu quatschen und das schafften wir irgendwie auch, trotz polieren und Pasten.
„Ist das Ihr erstes Kind?!“- und ich antwortete wie gerade von den Kindern beim heimlich Schokoladenaschen in der Küche überrascht: „Äh… nein…“ Sie hatte da ganz feine Antennen und fragte nach zwei Minuten noch mal vorsichtig nach: „Wie viele Kinder haben Sie denn?!“ – „Ähm (den Mund wie immer noch mit Schokolade voll, in Wirklichkeit war es ein Sauger) fünf?!“ Das fand sie ganz klasse. Ich gestand, dass ich oft gar nicht sagen würde unterwegs, dass da noch Kinder fehlen… die andern Kinder einfach verschweigen würde, wenn jemand Nettes sagen würde: „Mei schee, drei Kinder hatte ich auch!“ oder „Ich hatte auch drei Geschwister!“ Ich glaub, sie hätte auch gern mehr gehabt, aber wir blieben beim Oberflächlichen, es müsste ja auch erst einmal klappen, ich glaube das reichte uns beiden und sie war so nett, das ganze Gespräch war so niedlich, das hat einfach Spaß gemacht. „Dann sind Sie vielleicht entspannter? Beim ersten Kind versucht man ja noch alles perfekt zu machen…“ und ich erzählte, dass wir vielleicht auch noch mehr ein Auge auf alles haben, weil wir hier und da so beäugt werden würden und wenn mal was schief liefe, dann läge es nur an der Anzahl der Kinder, es gäbe einfach so viele Vorurteile. (Ich erinnerte mich auch an schlimme Gespräche, während der Rückbildung mit Emil, aber das verschwieg ich.) Diese Frau war unheimlich lieb und einfühlsam. Es war echt ein schönes Gespräch.
Beschwingt und mit sauberem Mund ging ich danach zum Metzger und holte ein Huhn, denn ich wollte Suppe für die kranken Männer machen. „Ach Sie haben sich aber ein Wetter ausgesucht! Wenn das jetzt so warm wird, das wird bestimmt beschwerlich!“- Ich antwortete, dass es noch neun Wochen wären… „Ihr erstes Kind?“ Ich grinste und sagte wieder „Ähm nein…“ Als ich bezahlt hatte, fragte die liebe Frau mich: „Wie alt ist denn das Ältere?“ Und ich sagte nur frech: „Welches?!“- „Wieviele haben Sie denn?!“ – „Ähm- fünf?!“ :) Da wurde die andere Verkäuferin hellhörig, schaute auf und strahlte: „Frau Kassiopeia, (Frau vom Mann der hier jeden Samstag einkaufen kommt)?!“ – „JA! Die bin ich!“ Und alle freuten sich und wünschten mir einen schönen Tag. Herrlichst!
Ich lief also nach Hause, bei bester Laune und Traumwetter, kaufte unterwegs noch die tägliche Ration Erdbeeren. Der Mann fuhr in die Arbeit und würde später kommen. Die Jungs sahen ganz gut aus, ich mailte der Oma und telefonierte kurz mit ihr wegen der Tagesplanung. Aber sie wollte die Beiden trotzdem abholen. Und das tat sie auch, kurz nach 11Uhr. Und danach war es einfach traumhaft still, Emil schlief gegen 11.30Uhr im Kinderwagen ein und ich lief heim, machte mir eine Erdbeermilch und las ein bißchen im Internet, genoss die Ruhe, keine Rasenmäher heute, nur Sonne sonst nichts, nickte 20min ein und quälte mich dann aus dem Bett, denn ich hatte einen Plan (oder wollte ich nicht doch viel lieber „nichts“ tun? Nein, die Chance käme so schnell nicht wieder.) Also lief ich zum Krankenhaus mit noch immer schlafenden Emil im Kinderwagen, holte dort Bargeld, lief zur Bushaltestelle zurück um zu Warten. Und dort hatte ich noch einen netten Schwatz mit der Nachbarin, dann kam unser Schulbus und unsere großen Söhne stiegen aus, dann schloss der Bus die Türen und fuhr los. ÄH? ZOE? Mein Plan? Ist sie in der Schule geblieben? Hallo? Hallo? „DA! Da! Sie sitzt im Bus!“ rief meine Nachbarin und ich rannte dem Busfahrer mit dem Armen fuchtelnd und seinen Namen rufend hinterher (Total sinnvoll, hat er bestimmt gehört!). Und da er ein sehr aufmerksamer Fahrer ist, blieb er dann wirklich (GOTTSEIDANK) stehen und öffnete mitten am Wegesrand noch einmal seine Tür. Der Bus wäre weiter mit den anderen Schülern ins Niemandsland gefahren. Da wäre ich nie selber hingekommen. Nie. Zur Schule fährt wenigstens noch ein Bus. Sie hatte gequatscht. Und ups, den Ausstieg verpasst. Ja, Glück gehabt, denn ich wollte doch mit meinen heutigen drei Kindern das allererste Mal ins Freibad fahren.
Wir warfen Schultaschen zu Hause also hin, dafür Reste in meine große Tasche, lachten über alles und liefen zum Bus, der uns zu einem leeren und wunderbaren Freibad fuhr. Emil, Noah und Zoe aßen erst matschige Pommes, dann schwärmten sie aus und hatten sichtlich Spaß. Ich saß dann da auf meiner Bank, schaute immer wieder auf Emil im Kleinkindbereich, suchte regelmässig die Großen mit den Augen und war wirklich einfach nur glücklich in dem Moment. Der Wind fuhr durch die warme Luft, ich fühlte mich aktiv und lebendig, es war einfach und simpel wunderschön. Viel Zeit blieb nicht, zu Hause warteten ja Schultaschen mit Hausaufgaben und kranke Kinder wurden wieder gebracht. Ich rubbelte die Kinder immer wieder trocken, gab versteckt Küsse unter langsam klammen Handtüchter und packte final unsere Tasche wieder ein und lief ein letztes Mal mit Emil und Zoe zur Schaukel, dort legte ich mich hinein (und dachte ich käme nie wieder raus) und freute mich über die vielen, alten grünen Bäume über uns- Emil kuschelte sich an Anton und mich, Zoe legte sich auch dazu. Es war einfach nur schön, wie so über uns ein Lüftchen wehte. Das war mein Moment des Tages. Genuss pur.

Schaukel

Zu Hause kam dann eine liebe Oma kurz nach 16Uhr mit zwei weiteren Kindern und vervollständigte uns wieder. Ich packte aus, machte eine Maschine Wäsche an und fing an zu Kochen. Ein Brathühnchen mit Ofengemüse und leckerer Soße sollte es nun werden- und das Ganze bitte draußen auf der Terrasse.
Und so verzettelte ich mich müde in meinen mir selbst auferlegten „Verpflichtungen“, ebenfalls müden Kindern, die hier und da stritten, Hausaufgabenhilfe… Aber ich kriegte dank Hilfe von ein paar hilfsbereiten Kindern alles hin, umschiffte eine „Ih was ist dann denn? Ich hatte mich so drauf gefreut!“- Krise, putzte allen die Zähne, ganz akkurat mit Zahnseide, zwischendrin kochte ich angesabberte Zahnbürsten aus, weil Emil sie im Mund gehabt hatte und war fix und fertig als das TV- Programm beendet war. Entließ die Großen nach oben, hütete unten die drei Kleinen, während ich versuchte mein Kochmanöver wieder sauber zu machen, im Hinterkopf Nachrichten meiner Mama, aber telefonieren wollte ich so nicht, wenn die Kinder noch so stören. Emil störte aber mein Einräumen der Spülmaschine und ich wäre dem Liebsten am Liebsten um den Hals gefallen, (denn er entführte mir Emil nach dem Gute Nacht sagen der anderen Zwerge nach draußen im Kinderwagen und kam mit schlafendem Knirps zurück) als er gegen 20Uhr nach Hause kam, räumte den Rest noch auf, rief meine Ma an und schrieb dann noch eine Email, der Rest Emails wartet wie eh und je auf freie Zeit, haha :) Es geistert noch der schlechteste Schläfer durchs Haus, zu gesund anscheinend… nun kurz nach 22Uhr hat auch er in den Schlaf gefunden und ich hab meinen Text getippt und versucht Korrektur zu lesen und geh dann jetzt ins Bett:)

Das war mein Tag. Voll. Und unperfekt, aber rund und schön und unvergesslich.

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