Der Zauber des Moments

Während ich Gemüse für eine Suppe klein schneide und zum Knollensellerie greife, beginne das Äussere wegzuschneiden, gehen meine Gedanken wie immer zu meiner Oma…

Vor drei Jahren war sie zu Besuch für die Einschulung des Tochterkindes. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt da sein konnte, war sie dem Tod doch gerade entronnen. Im April erst, einen Tag vor Noahs Geburtstag, nur wenige Tage nach der Beerdigung unseres Kindes, war der Anruf gekommen. Sie lag seit Tagen auf der Intensivstation, war frisch operiert, es sah nicht gut aus, die Ärzte wollten keine Prognosen abgeben, denn man hatte einen grossen Tumor entfernt und sie war so schwach.
Zwei Tage später sass ich im Flugzeug nach Berlin mit zwei von vier Kindern, dank meiner Schwiegermama, die die Flüge blitzschnell gebucht hatte und einer Freundin, die nach dem Kindergarten die zwei Großen abholte und versorgte bis Nils von der Arbeit kam.
Diese Zeit werde ich nie vergessen. Es war eine komische Zwischenwelt. Ich war voller Trauer und nun Sorge zugleich. Trotzdem genoss ich auch diese Abende mit meiner Mutter…
Nun nur wenige Monate später, stand meine Oma lebendig neben mir und wir kochten gemeinsam Kartoffelsuppe.
Ein geschenktes Jahr.
Ich weiss noch wie sehr ich Sorge hatte, sie würde mich tadeln, weil ich (immer) zu viel wegschneide und wegwerfe, (Sie war gelernte Köchin.) aber das geschah nicht. Wir standen nur nebeneinander, unterhielten uns und schnitten Gemüse.
Es war so ein einfache Tätigkeit, in diesem einen ungeschmückten Moment, der dennoch wunderschön war. So besonders, dass ich mich heute noch gern und regelmäßig erinnere.

Bei meinem ersten Spaziergang am Strand, abends allein mit Anton weinte ich viel und führte ein Selbstgespräch wie immer.
Nils fragte mich zurück im Haus, ob ich darüber reden wolle, bisher hab ich es kaum geschafft. Ausser der Tatsache wie sehr es mich an mir ärgert, dass ich immer der Vergangenheit hinterher hänge und versuche diese Momente zu wiederholen, weil sie so schön waren, mir dabei aber oft das Neue verbaue oder aber die Zukunft herbei sehne, die dann noch schneller kommt, als mir lieb ist, denn mein größtes Problem ist es oft im Hier und Jetzt zu bleiben und den Moment zu geniessen.
(Nils meinte trocken dazu, ich wäre eben ein ganz normaler Mensch.)

Manchmal verliert man in der Hektik des Alltag, den Blick für den Zauber des Moments.

Für mehr Zauber, für mehr Moment…

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