Mother- Sense is tingling…

Unsere großen Söhne dürfen ab und an allein ins Freibad. Am Liebsten zu Zweit, um sich zu unterstützen. Sie sind mit Rädern, Rollern, zu Fuß oder auch mit dem Bus unterwegs. Es ist nicht weit, aber gerade das Busfahren sollte organisiert sein. Meistens klappt das ganz gut und so suchte ich auch an diesem Wochenende für unsere fabelhaften Söhne den Busfahrplan heraus und schrieb die Abfahrtzeiten auf einen Zettel, denn er fuhr nur alle 40 Minuten, gab sogar Geld für eine Kleinigkeit mit und freute mich über noch mehr Stille im Haus, denn die Tochter war auch unterwegs und wir Eltern noch krank…

Nach weit weniger als zwei Stunden öffnete sich die Eingangstüre und herein kam Sohn Nummer 2, allein. Das Erste was ich beim Erblicken eines Kindes tue ist fragen, wo die Anderen sind. Ich bin da komisch. Das könnte eventuell und unter Umständen daran liegen, dass es schon öfter egal bei welcher Art von gemeinsamer Unternehmung zu Streitigkeiten kam, einer eine Haltestelle eher ausstieg, der andere weiterfuhr oder einer ganz lief oder oder, der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt… Und ich sollte auch an diesem Tag Recht behalten, es hatte Streit gegeben über das Einigen der richtigen Zeit, um das Schwimmbad zu verlassen und weil das Kind keine Lust mehr hatte, dem anderen hinterher zu rennen, ist es einfach mal weg gefahren. Ich fragte das Wichtigste: Hat das bleibende Kind Zugang zum Spind und Kleidung, Geld oder Fahrkarte?!- „Jaja.“ Alles wäre gut und weg war das Kind im Schnee, einen anderen Bruder beglücken.
Ich wartete 40Minuten und dachte mir, dass das andere Kind dann auch käme, mit dem nächsten Bus vielleicht?! Aber es kam nicht. Ich hatte so ein… Gefühl. Also lief ich los, in etwa der Richtung wie das vermisste Kind auch laufen müsste, ich hatte etwas weniger als 40 Minuten Zeit bis der nächste Bus vom Hallenbad abfahren würde. Ich war nicht sauer, ich genoss den Spaziergang, sollte der Vermisste in der Zwischenzeit Heim gefunden haben, umso besser, aber ich wollte nichts unversucht lassen, denn ich hatte ja mein Gefühl. Auf die letzten Meter musste ich dann meine Schritte sogar etwas beschleunigen, um rechtzeitig bei der hallennbädlichen Bushaltestelle zu sein, aber da war kein Kind.
Ich blickte auf mein Handy, keine Nachricht vom Mann, somit war der Vermisste nicht zu Hause angekommen, also meldete ich mich, während ich in das Schwimmbad ging. Ich starrte durch das bißchen Scheibe, aber sie erfasst bei Weitem nicht die komplette Halle. „Also was nun?!“, dachte ich mir. Heimgehen? Reingehen? Ich hatte ja meine Karte dabei, fiel mir ein, also stöhnte ich und ging zu den Umkleiden, warf Schuhe, Socken, Jacken und all meinen Kram in einen Spind und lief sonst bekleidet in die Halle, tolles Gefühl. Und da sah ich dank der auffälligen Badehose sofort den Hintern meines vermissten, planschenden Kindes und atmete kurz auf, dann… war mir eher nach Hals umdrehen. Ich umrundete das Becken, in der Hoffnung die Aufmerksamkeit des Kindes zu erregen, denn die der anderen Anwesenden hatte ich schon längst. Endlich hatten wir Blickkontakt und das Kind verließ das Wasser, holte sein Handtuch und berichtete, es wäre schlüssel-, spind- und kleidungslos. Eine lustige Kettenreaktion. Also gingen wir zu meinem Spind, setzten uns und ich rief den Kindervater an, er möge den Sohn daheim fragen, ob und wann er den Schlüssel gesehen hatte. So erfuhren wir, dass es zwei Spinde gegeben hatte, somit auch zwei Schlüssel, um so etwas zu vermeiden und Sohn 2 hatte den von Sohn 1 weder mitgenommen, noch gesehen, natürlich nicht. Seufz. Also gingen wir noch mal in die Halle und suchten die Fächer und den Boden ab, aber da war nichts. Also gab es nur eines, nach vorne zur netten Empfangsdame zu gehen und sie fragen, was nun zu tun sei. Ich liebe das ja, ich bin total offen und kann super mit neuen unbekannten Situationen umgehen (haha), aber was hatte ich für eine Wahl?! Also ging ich tapfer meines Weges und erfuhr, dass der Bademeister genau so einen Schlüssel bei sich hatte, mit genau der Nummer, die wir suchten… Also bat ich das Kind zum Bademeister zu gehen, aber es sah ebenso begeistert aus, wie ich nur wenige Minuten zuvor, bevor ich Kontakt zur Empfangsdame aufnehmen sollte/musste/durfte. Also gingen wir tapfer beide zum Bademeister, der uns den Schlüssel übergab und so unsere Abreise aus dem Bad möglich machte. Hurra!

Ich brachte also das vermisste Kind wieder ins heimische Nest und verhängte eine Strafe von einer Woche Hallenbadverbot über beide Kinder, weil sie es nicht geschafft hatten sich zu einigen, denn laut Zeugenaussagen, war das eine Kind vor dem anderen davon geschwommen, weil es nicht hören wollte, was es zu sagen hatte und erst so wenig Zeit verstrichen war und das andere Kind hatte einfach keinen Bock mehr gehabt, hatte sich lässig Geld aus dem Geldbeutel des Bruders genommen für die Fahrkarte, wobei sehr wahrscheinlich der Schlüssel zu Boden und in die Hände von Bademeister, eventuell durch hilfsbereite Dritte gelangt war. Bruderhaft, quasi! So nicht! Aber so wars halt…

3 Kommentare

  • frl_mieke

    Mit Spannung und einer Mischung aus mütterlichem Mitgefühl und dem ebenso mütterlichen „Ach, das wird schon alles eine ganz einfache, nämlich brüderliche Erklärung haben“ hab ich hier jede Zeile aufgesogen.
    Es wird einfach nie langweilig und den Sprösslingen fällt auch immer wieder was neues ein … was man von einem Job im Büro o.ähnlichem ja nicht gerade behaupten kann.
    Schön, dass sich alles in Wohlgefallen aufgelöst hat.
    Und in Gedanken bin ich das Schwimmbad mit abgegangen …

  • Sora

    Liebe Frau Kassiopeia,
    ich finde es toll, dass Du Deinen Kindern etwas zutraust! Und auch wenn man auf solche Situationen gerne verzichten mag, gibt es noch die vielen, vielen anderen Momente in denen unsere Kinder kompetent reagieren -wachsen tun sie an beidem. Ich sehe außerdem genau wie Du, dass man einen Vertrauensvorschuss geben muss. Wird der enttäuscht (kommt immer wieder vor), wird der eingeräumte Freiraum halt für eine Zeit wieder entzogen..
    Nur in dem man Ihnen immer mehr Freiheiten und Pflichten überträgt, können sich Kinder zu lebenstüchtigen Menschen mit gewissen Handlungskompetenzen und einer inneren Ablaufplanung entwickeln.. und das möchten wir doch eigentlich alle… Danke, dass Du alles so ehrlich mit uns teilst, Du tolle Mama! LG Sora