Das kleine ABC des Loslassens…

Als unsere große Tochter damals aus ihren 56er Klamöttchen heraus gewachsen war und das ist nun schon weit über 11 Jahre her, stand ich bitterlich weinend vor ihrem Kleiderschrank. Ich fühlte mich auf der einen Seite so elend, diese Kleidung würde sie nie mehr tragen, diese Zeit war unwiederbringlich vorbei- einfach so. Hatte ich diese Zeit genügend genossen? Gewürdigt? Ich kann mich noch so gut an diese Gefühl erinnern, diese Trauer, dass sie meinen Armen einfach entwuchs und auf der anderen Seite, dieses Kribbeln bei jedem neuen Entwicklungsschritt… Dieses Gefühl, das Loslassen einer Zeit, gab es in den Jahren mit unseren Kindern immer wieder, mit der Großen und mit unseren Söhnen… Das erste laute Lachen, das erste Ergeifen meiner, das erste Begreifen der eigenen Hände, das erste Mal Drehen, Krabbeln, erste Schritte oder Worte, der Beginn des Kindergartens, Abschied daraus, die Einschulung, das Beenden der Grundstufe, das erste Mal allein auf den Spielplatz gehen, Einkaufen, zur Strandpromenade (diese Liste lässt sich endlos weiter führen)- Vertrauen haben und zurückgeben, wissen, dass es sich lohnt, die Kinder in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen- immer wieder kleine und große Meilensteine… Erst Freitag als der Drittgeborene aus dem Schullandheim zurück kam, ein prüfender Blick meinerseits… War er gewachsen?
Unsere kleine Tochter wurde gestern 11Wochen alt- einfach so. Ich musste nicht viel dafür tun, nur zusehen- sie tragen, wickeln, kuscheln, stillen… Begleiten, einfach dasein. Sie ist eindeutig gewachsen und um manche Kleidung, die liegen bleibt, könnte ich auch kniepern, aber jetzt gehen die ersten dünnen Neugeborenen- Tücher, die ich kaufte, da war Zelda nur ein großer Wunsch geflüstert in den Wind. Tücher die ich sehnsüchtig anschaute, während ich über meinen runden Bauch strich und mir vorstellte, wie es sein würde, sie darin zu tragen. Die meisten dieser Tücher sind nichts mehr für unsere jetzigen Bedürfnisse, aber sie hatten ihre Zeit, ihren Einsatz. Jetzt heißt es sie loszulassen, das fällt mir nicht ganz so leicht, aber ist der Lauf der Dinge…

Zudem ist es wundervoll zu sehen, wie sie wächst, lacht, Laute von sich gibt, ihre Hände entdeckt, ihre Beine auf den Wickeltisch knallt, mit ihren großen Kulleraugen alles aufsaugt und so wach ist. Das ist alles so wunderschön, verliert auch in der Wiederholung nie seinen Zabuber und so lasse ich los und genieße die Reise- wie schon sechs andere Male und es bleibt einfach nur ein großes Geschenk, unsere Kinder ins Leben begleiten zu dürfen…

3 Kommentare

  • frl_mieke

    Ach Du … ♥
    Dafür lieb ich Dich, dass Du Dir so viele Gedanken machst, so fein abwägst, jedes Mal wieder und für jedes Kind neu … ach gäbe es nur mehr so feinfühlige Menschen wie Dich in dieser oft so oberflächlich schnellen Welt.

  • kassiopeia

    @frl_mieke Du! <3 Mein Herz! Heb mich mal nicht so in den Himmel! Ich vermiss dich so! Und mag gern mal zu dir fahren, bei dir abtauchen mit Zelda? Oder ihr kommt noch mal zu uns? So gern!

  • Suse

    Dieses „alles hat seine Zeit“ findet in mir immer wieder Wiederhall.
    Man sollte so oft wie möglich den Augenblick nutzen.
    Danke für Deinen Text.