Wusstet ihr schon immer, dass ihr sooo viele Kinder bekommen werdet?!

Ich werde das oft gefragt, wir werden das oft gefragt, als könnte man einen verstohlenen Blick in die Zukunft werfen und wüsste dann alles. Ich wusste gar nichts. Ich wusste nur, dass ich für mich das Richtige tue. Irgendwie. Ich wusste, dass ich keine Wahl hatte. Als wäre es vorher bestimmt… Der folgende Text enstand vor bald sieben Jahren, nicht mal zwei Monate nach der Geburt des vierten Kindes… Das Traurige ist, dass ich danach wirklich drei Fehlgeburten erlitt und mein Wunsch doch so hart auf die Probe gestellt wurde, aber ich konnte nie aufgeben… Da war das Gefühl, nein die Angst etwas Wichtiges, Jemand wichtiges zu verpassen…

„Manchmal frage ich mich, ob mit mir was nicht stimmt. Irgendetwas muss ja mit mir nicht stimmen, dass ich mir noch mehr Kinder wünsche. Jedenfalls ist das nicht so normal, nicht die Regel, nicht mal eben wie Milch im Supermarkt kaufen.
Eigentlich habe ich doch hier alles Glück der Welt. Ich habe vier gesunde Kinder. Ich habe ohne größere Probleme vier Kinder ausgetragen und vier Geburten überlebt und erlebt. Und dennoch. Es fehlt etwas. Jemand fehlt. Es fühlt sich nicht komplett an. Trotzdem frage ich mich, ob ich das jemals tun werde- mich komplett fühlen. Manchmal fühl ich mich fast fahrlässig nochmal all das hier, all unser Glück in die Waagschale zu werfen und noch einmal alles zu riskieren.
Ich hab Angst. Angst ein Kind zu verlieren. Angst eine Schwangerschaft nicht mehr richtig gut verkraften zu können. Angst ein krankes Kind zu bekommen. Angst einen Vater mit fünf Kindern zurück zu lassen. Angst einfach zuviel zu wollen, anstatt mit unserem jetzigen Glück zufrieden zu sein.
Jetzt mach ich mir einfach Gedanken. Ich hab eine riesengroße Angst. Angst, dass einem Kind etwas schlimmeres fehlen könnte, als das vorher dagewesene. Ich habe Angst, dass mein Körper ein Kind einfach ausspucken würde, weil er noch eines mehr auszutragen nicht schafft. Ich hab Angst alles noch einmal in die Waagschale zu werfen und für mein jetzige Glück bezahlen zu müssen.
Ich weiß all das ist fruchtlos. Aber ich kann nicht anders als zu Grübeln. Vorallem wenn die Hebammen- Oma nach der Geburt weint, weil sie so glücklich ist, dass alles gut verlief, weil das eben nicht selbstverständlich sei und als man das abtun möchte als „Oma-Kram“, die eigene Hebamme aber ziemlich das Gleiche sagte, beide sprechen von Statistiken. Das macht mich zusätzlich doch sehr nervös. Groß bekommt man sie doch. Genug Liebe ist auch da. Aber diese verfluchte Angst. Ich habe das Gefühl einfach naiv zu sein, wenn ich diesem Wunsch nachgebe. Ich habe Angst nicht dankbar genug zu sein für das, was wir jetzt haben.
Jeden Tag, wenn ich an Ben oder Tom schnuppere, jeden Tag wenn ich Zoe und Noah drücke, wenn sie in den Kindergarten gehen, jeden Tag wenn ich meinen Mann küsse und allen Dreien aus dem Fenster runter winke mit Tom auf dem Arm und Ben neben mir auf der Couch, bin ich froh und dankbar und dann für diesen Augenblick ist doch alles andere sowas von egal.“

Es ist vielleicht so nicht das gelungeneste Stück Text vom Hadern und Zaudern, aber es zeigt, dass unser Weg kein einfacher war. Sich immerzu zu hinterfragen, ob man nicht einfach völlig den Verstand verloren hat, wie schwer es doch manchmal war sich dafür zu entscheiden alles anders zu machen von vorn bis hinten, um einfach nur glücklich zu sein… Und jedes Mal, wenn jemand fragt , warum wir uns das schon wieder angetan haben… Weil wir gar nicht anders konnten… Aber es war nicht einfach, es ist nicht einfach, anders zu sein. Das sind meine blauen Haare. Ich habe viele Kinder, weil ich will. Und das Glück hatte zu können.

7 Kommentare

  • Steffi

    Ach, Du! Ich sitze hier uns seine. Du bist so voller Liebe und Gefühl. Und Du hast die Gabe, so zu schreiben, daß das Gefühl zu mir herüber schwappt, direkt in mein Herz. Ich habe „erst“ zwei Kinder, aber ich weiß so genau, was Du meinst, es ist, als würdest Du da gerade meine aktuellen Gefühle beschreiben. Ich danke Dir, daß Du immer wieder einen solch intimen Einblick gibst und uns teilhaben läßt an Dir und Euch und Deinen Gedanken und Gefühlen und Eurem. Leben. Ich danke Dir heute ganz besonders – denn heute fühle ich mich Dank Dir nicht mehr allein und unverstanden. <3

  • Steffi

    Oh je! Entschuldige! Die Autokorrektur hat zugeschlagen. Ich meinte natürlich:
    Ich sitze hier und weine. ;-)
    PS: Hattest Du meine Mail bekommen?

  • Frau Mümmel

    Ganz viel Liebe für dich. Für euch! Ich finde es schön, dass ihr anders seid. Ich finde es schön, dass ihr euch traut anders zu sein. Dass ihr eurem Herzen folgt und ihr den Mut aufgebracht habt für jedes eurer tollen Kinder.

  • Andrea

    Hallo,

    lieben Dank für deine Zeilen. Treibt mir gerade auch die Tränen in die Augen, denn so geht es mir gerade nach sieben Kindern. Wir hätten gerne noch ein achtes Kind und ich befinde mich immer wieder in dieser Spirale aus Zweifeln und Angst, weil ich nun vier Kinder verloren habe. Habe ich den Verstand verloren? Ist es richtig, dennoch weiter zu gehen, aus Angst, das Kind zu verpassen, was da doch so offensichtlich kommen möchte?

    Gestern wollte ich eine Blutuntersuchung in Auftrag geben. Mein Blut wurde nicht genommen, denn ich habe doch sieben Kinder. Da hätten andere Frauen Vorrang. Das saß. Sitzt immer noch. Aber ich habe danach durch Zufall eine andere liebe Ärztin am Telefon gehabt und die hat mir den Weg vorgeben können und meine Ängste abgenommen. Danke, das es auch Menschen gibt, die unseren Wunsch achten.

    Alles Liebe !
    Andrea

  • Kassiopeia

    Liebe Andrea,

    vielen Dank für deine offenen Worte, diese Zeilen geben mir einfach auch das Gefühl, dass ich nicht nur in den luftleeren Raum schreibe, sondere andere erreiche und berühre! Das bedeutet mir wahnsinnig viel! Alles Glück der Welt, ganz viel Kraft weiterhin, ich denke an dich!

  • Kassiopeia

    Liebe Steffi, auch dir danke ich, mir gibt das so viel! Das ist immer wieder unglaublich schön zu lesen und danke dir, ja gerne eine Liste mit Titeln, ich hab das total verschludert! ☺️

  • Mel

    Wow!
    Ich kenne jedes Wort, das du geschrieben hast schon.
    Ich habe es gedacht ,gefühlt und gelebt.
    Gehofft, gehadert und geweint.
    In meiner dritten Schwangerschaft… So oft. Und gedacht, niemand würde mich verstehen.
    Aber anscheinend bin ich nicht allein!
    Danke für’s Teilen!
    Alles Liebe,
    Mel