Alleiner

Mir fehlt das Alleinsein, die Möglichkeit dazu. Nicht dass es nicht auch schön wäre, hier zu Hause angekommen zu sein und mehr durch Zufall liebe Menschen kurz zu treffen und hier und da ein paar nette Worte zu wechseln. Aber mir fehlt seit dem Heimkommen die Weite, der Raum, die Luft, die Distanz zu Menschen und Dingen, mein Blick ist immer gestört, meine Gedanken unterbrochen… wenn ich im Urlaub allein sein wollte, ging ich ins Wasser, dort war gegen Ende einfach niemand mehr, vielleicht hier und da ein Motorboot, aber sonst absolut nichts. Dieser Abstand zu allem fehlt mir, der Blick in die Ferne, die Freiheit meine Gedanken einfach fliegen zu lassen… in meinem Tempo. Wenn ich gehen musste, dann war ich so gut wie allein am Strand.
Wenn ich hier laufe, fehlt mir die Weite so sehr, noch immer zieht sich dabei in mir alles zusammen und als ich das erste Mal schwimmen war, fühlte ich mich (mehr noch durch die abgeklebten Fenster) eingeengt und bedrängt, 25 Meter zum Schwimmen sind nicht viel. Umringt von anderen Menschen, älteren Herrschaften, die nebeneinander schwimmen, vielen Menschen dicht an dicht und dem einen oder anderen Mann, der sich für Gottes schwimmendes Geschenk an die Menschheit hält… wenn man hier ins Wasser geht, lässt man sich auf den Moment ein, auf das was da ist und versucht dabei sein Tempo zu finden, wird gezwungen andere Wege zu nehmen, sich anzupassen, die Geschwindigkeit zu drosseln oder man findet jemanden, der einen mitzieht und anspornt schneller zu sein, manchmal bin ich beim Schwimmen einfach nur wütend und so genervt, während ich meine Bahnen ziehe und ein anderes Mal ganz bei mir und im Fluss, ich muss hier immer noch erst ankommen und mich auch darauf einstellen, dass ich weder allein (im Wasser) bin, noch irgendwohin sehen kann, zumindest nicht mehr nach draußen, was das Gefühl von eingesperrt sein und Enge noch verstärkt… mir fehlt das Alleinsein, mein Begleiter ist zur Zeit oft mein Kopfhörer, ein paar Seiten in einem Buch, mein Bett im Dunkeln, wenn die Kinder schon neben mir schlafen und in diesem einen Moment einfach nur alles zur Ruhe wird (bis jemand aufwacht)… ich versuche mich anzupassen… nicht so einfach im Moment, wenn meine Gedanken woanders sind und furchtbar laut werden, wenn es so still wird, aber mit manchen Dingen muss man sich auseinander setzen und versuchen nicht schon im Warten zu ertrinken…

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