35+0

So unwirklich, in wenigen Minuten bei 35+0, laut Arzt schon seit Freitag, egal wie ich es drehe, offiziell bin ich in der 36. Schwangerschaftswoche, was bedeutet: rund herum noch 35Tage ohne dich in meinen Armen.
Unwirklich, dass ich nach all der Unsicherheit, doch noch meine Hebamme sah, die ich vier Wochen nicht gesehen hatte und dass ich ihr morgen tatsächlich noch die Unterlagen für die Rufbereitschaft zur Hausgeburt in den Kreisssaal vorbei bringen werde und dort wahrscbeinlich eind Vorsorge machen lasse, damit hab ich wirklich nicht mehr unbedingt gerechnet. Eine grosse Erleichterung breitet sich nun in mir aus, zumindest mehr als zuvor… die Sorge war zu gross, der Widerstand noch grösser bei Wehenstart in diesen Kreisssaal gehen zu müssen, auf mich gestellt ohne Hebamme, die Sorge ist noch da, aber ich lese mich parallel in das Buch „Alleingeburt“ ein, nicht weil ich das so wahnsinnig attraktiv finde, sondern um mich zu stärken. Zeldas Geburt war so schnell und rasant und im Fall der Fälle, dass meine Hebamme (selbst theoretisch erst ab Septemver verfügbar) keine Zeit haben sollte, nicht erreichbar wäre, damit ich
stattdessen nicht sofort durchdrehe, falls dem so wäre…
Ruhig bleiben können, das wünsche ich mir auch für die kommenden vier oder fünf Wochen. Atmen, noch etwas geniessen können, vorfreuen und Vertrauen haben.
Unwirklich, dass ich in den kommenden sechs Tagen für eine weitere Reise an die Ostsee und 14Tage Urlaub dort packen soll. So unwiderstehlich der Gedanke auch ist, nochmal die lädierten Füsse ins Wasser zu halten, sich den Wind um die Ohren sausen zu lassen und vor allem noch mal Kraft zu tanken, da ist auch grosser Respekt vor dem Alleinsein dort oben, ohne Auto, ohne Hebamme und mit einer Geburtsstation, die eine Stunde entfernt ist, soviel zu meinem Buch und dem Selbstvertrauen, ich brauch das echt, den Mut zu wissen, ich schaffe das so oder so auch allein.
In diesem Zusammenhang dachte ich oft an die kleine Geburt Ende des letzten Jahres, über Tage hatte ich wahnsinnig grosse Schmerzen, körperlich wie seelisch und ich hab es völlig auf mich allein gestellt geschafft diesen Weg zu gehen, der für mich so wichtig und heilsam war. Diese Gewissheit suche ich auch jetzt in mir, neben dem Nestbau, dem Schönmachen des Hauses, dem Herrichten der Wäsche und des Schlafzimmers, dem Streichen der Wände, suche ich auch ganz viel in mir.
Wenn es meine letzte Geburt, mein letztes Wochenbett sein sollte, dann erwünsche ich es mir einfach nur schön. Ich suche Ruhe. Und horche in mich, auf Lilou und meine innere Stimme. Ich denke wir schaffen die Reise und entweder wuppen wir dann noch ein paar Tage zur Geburt oder wir verharren und nehmen noch Emils Einschulung mit, alles wird sich finden.
Aber es wirkt so nahe und fern gleichzeitig, wie war das auf der anderen Seite zu stehen? 5Wochen schwanger zu sein? Oder 7, wenn man die ersten zwei Wochen nicht zählt? Diese Unsicherheit und dieser lange Weg, der noch vor uns lag?
Ich spüre das kleine Mädchen immerzu, sie hat Kraft und Ausdauer. Aber sie kommt mir auch etwas zarter vor als ihre Geschwister.
Dennoch unwirklich, dass die Rumpeliese demnächst in meinen Armen liegen soll? Nur noch der August ohne dich? Dann machst du dich früher oder später auf den Weg?
Ich werde ein weiteres Mal zur Mama? Nur noch diese eine Reise und dann warten wir nur noch auf dich? So unwirklich!

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