You just keep on living until you feel alive again

Und auf einmal ist es zehn Jahre her, das eine Furcht, eine Sorge, zur Gewissheit wurde. Dein Herz hatte aufgehört zu schlagen, das sah ich sofort, auch ohne, dass die Ärztin es sagen musste. Ich hatte bisher vier sogenannte Fehlgeburten in meinem Leben, aber nur einmal haben wir uns von einem winzig kleinen weissen Sarg verabschiedet, der Mann hatte ihn ganz allein ausgesucht. 
Es hat Monate gebraucht um all die Zusammenhänge zu verstehen und richtig einzuordnen, es hat Monate gebraucht deinen Namen zu sagen und nicht nur dein Kosewort, all das zuzulassen, Monate bis ich nicht mehr das Gefühl hatte, ich könnte nicht richtig atmen, als drücke mir etwas auf den Brustkorb, schnürte mir die Kehle zu bis kein Laut mehr kam, weil kaum einer mehr hören oder lesen wollte, was ich zu sagen hatte, mich zurück zog und ich alles in mir behielt. Monate bis ich überrascht feststelle, dass ich wieder lachte. Meine Oma war zeitgleich schwer krank geworden, ich besuchte sie im Krankenhaus, ich kann mich auch daran erinnern wie ich im Wohnzimmer meiner Eltern mit meiner Mama sass und wir über vieles sprachen, wie gut mir das getan hatte. Ich war mit den beiden kleinen Jungs nach Berlin geflogen. Ich denke an alles, was mir gut getan hat. Jede liebe Geste von Freundinnen. Aber auch die Leere. Ich fing an zu rauchen, erst heimlich, dann immer öfter bis ich nicht mehr ertrug, dass die Kinder mich dabei sahen und irgendwann hörte ich damit wieder auf und auch damit abends Sekt zu trinken. Aber es dauerte, alles brauchte so unfassbar viel Zeit und noch heute kann ich das eine Lied, dass zur Trauerfeier lief nicht gut hören, ohne dass die Erinnerung zurück kommt, die Tränen kommen. Aber ich merke auch, wie sich nach zehn Jahren der Schmerz verändert hat. Vielleicht ist da immer noch eine Schuld, nicht nur, weil ich nicht besser acht auf dich gegeben habe während dieser Busfahrt, sondern weil wir einfach ohne dich weiter gelebt haben. Einfach atmen, alles sich weiter dreht, Jahreszeiten kommen und gehen bis auf einmal zehn Jahre um sind- ohne dich. Du fehlst dennoch. Und manchmal braucht es diesen einen Tag, um dir den Raum zu geben, der dir zusteht. Der mir zusteht. Uns allen. 

„All that I know is I’m breathing. All I can do is keep breathing…“

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