les moments

Laufen. Oder in meinem Fall: Gehen. Nach vielen Stunden in der Küche, um meine Familie zu verwöhnen & ein paar Sachen vorzubereiten für eine liebe Freundin, die in wenigen Stunden umzieht, neben Heimlichkeiten & schlaflosen Nächten, wollte ich heute mal ganz für mich Spazieren gehen. Abends. Mit ruhigem Gewissen, alles erledigt. Obst und Gemüseteller standen, nur das Baby zurück lassen war schwer, kämpft grad so mit den Zähnen, nachdem die Erkältung & der Sturz überwunden scheinen. Ich lief los, atmete tief durch, führte Selbstgespräche, ging meine Listen durch, legte neue an, plante im Kopf die kommenden Tage & dann war da niemand mehr. Nicht vor mir. Nur da hinten ganz weit weg. Und irgendwie regte sich der Wunsch in mir jetzt und hier einfach schneller zu Gehen: Laufen. Jetzt. Wo mich keiner mehr sehen kann. Hoffentlich. Ich setzte also meine über 80Kilo in Bewegung & lief, nicht weit, nicht lang. In Intervallen. Einfach zum Spaß. Ich dachte an meine Mama, die da bestimmt mit mir läuft. Sah mich um, fühlte mich bekloppt, aber hatte einfach mal was Neues gemacht. Lachte über mich selbst. Dachte an den Roman „Laufen“ von Isabel Bogdan, den ich ungeplant kurz vorm Tod meiner Mama gelesen hatte, mochte ich sehr. Ich dachte an die Ich- Erzählerin, die sich auch pfeiffend & wabernd auf der Strasse wieder findet in den ersten Strecken. Ich fragte mich, ob ich mir das vorstellen könnte, regelmäßig dieses Laufen, obwohl ich eher die Schwimmerin bin. Keine Sporty Spice, dafür fehlt mir das Talent mir Zeit für Sport zu nehmen, so wie ich das in der Küche schaffe. Eigentlich „laufe“ ich viel & gern. 20.000 Schritte machen mir nichts, aber ich merke dann doch, es ist jenseits von richtig Fitsein. Ich habe nur absolut keine Lust, schon rein aus Protest auf diesen Pandemie-Selbstoptimierungszug zu springen & auch einfach keine Kraft, auch nicht die körperliche Verfassung, meiner eigenen Körpergeschichte und auch den Schmerzen. Da ist so viel Anderes & wenn ich eben noch denke, meine Mama begleitet mich vielleicht in Gedanken, wird mir doch dennoch auch bewußt, dass sie nicht mehr da ist. So geht das auf & ab, die Gefühle kommen in Intervallen, wie beim Laufen heute.

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