les moments
Dieser Urlaub ist anders, als die davor. Ich hab Zeit gebraucht um anzukommen, nach eineinhalb Jahren Pandemie war es kein Springen aus einem fahrenden Zug, nein irgendwie eher als hätte man die Notbremse gezogen. Ich hab in den Wochen vor der Abfahrt so viel erledigt wie sonst nie. Wenn wir zurück kommen ist eine Einschulung, die Große startet auf der Oberschule & Lilou hat gleich Geburtstag. All das mußte vorbereitet werden, wenn wir so lange weg sind. Und als wir hier ankamen, stand dann alles still & doch wieder nicht, denn das Grossfamilienhaushaltskarussell drehte sich weiter. Das erste Mal in meinem Leben bin ich mehr als eine Woche von einem meiner Kinder getrennt, aus der geplanten Woche wurde durch den Bahnstreik mehr. Der Große hatte vorgeschlagen noch vor dem Streikstart zu fahren & so wurde aus einer in den Raum geworfenen Idee, am Mittwoch Wirklichkeit. Der Mann brachte das große Kind nach Hamburg & von da aus ging es fürs Kind allein weiter. Sieben Stunden später kam der Mann zurück und war dann auch platt. Als unser großes Kind zu Hause angekommen war, fiel dann auch Anspannung ab & er fehlte hier. Es fühlte sich seltsam an: ein Familienurlaub, bei dem nicht mehr alle da sind. Viel Zeit für Gefühle blieb nicht, weil nebenan gedreht wurde, drei Abende & drei Nächte, hell schien es in die Zimmer, es wurde geredet & an Schlaf war nicht zu denken, natürlich wachten zwei Kinder auf, Henry der acht Zähne bekam war eh schon nicht so gut drauf. Wir wurden aus dem Wasser geschickt, vom Strand weg, mal mehr und mal weniger freundlich gebeten leise zu sein. Immer wieder. Jetzt hatten wir zwei Tage Pause und gestern ging es wieder los, immer wieder heisst es „Wir drehen hier einen Film!“ als hätten wir irgendwas nicht verstanden. Es ist eine große Belastung sich nicht frei bewegen zu können und beschwört auch ein bisschen alte, ungute Erinnerungen herauf. Und weil die Urlaubstage nicht unendlich sind, mußte der Mann auch ein paar Tage arbeiten. Auch das fordernder als ursprünglich gedacht, ich hab meine Kräfte falsch eingeschätzt und die Urlaubszeit. In den letzten Tagen jetzt hier freuen wir uns noch auf meinen Papa & Nennonkel. Und dann gehts Heim.
