Weil heute mein Geburtstag ist…


Ich hab lange gehadert, ob ich das tun soll und ich habe lange überlegt, was ich tun soll. Ich wollte raus in die Natur, meinem Auffüller, ich wollte etwas Schönes sehen, mehr als nur zwei Stunden spazieren gehen, die immer gleichen Wege. Nachdem das Meer ein bisschen weit weg ist, dachte ich an einen See. Aber jeder See, der mir in den Sinn kam, wäre nicht realistisch untrainiert umlaufbar gewesen, nur Teilstrecken. Ich wollte gerne eine Runde gehen und so kam mir der Eibsee wieder in den Sinn. Allein? Ich, der jeden menschlichen Kontakt meidet, müsste mich um alles allein kümmern, mit Menschen sprechen, mich was trauen. Bis gestern war ich unsicher, das Wetter sollte nicht gut werden, und echt, wie bescheuert muss man sein um seinen Geburtstag allein verbringen zu wollen? Aber was wäre die Alternative gewesen? Ich hatte nichts vorbereitet. Weiter machen?

Seit zwei Jahren steht mein Leben Kopf. Nichts ist so wie es zuvor war. Vor zwei Jahren hatte ich zuletzt Kontakt zu meinem Schwiegervater, danach fand man ihn tot in seinem Haus. Mein Lieblingsmensch suchte damals neben alledem einen neuen Job und ich wurde kurze Zeit später schwanger. Das Jahr ging zu Ende mit all seinen Emotionen. Keiner von uns konnte ahnen, was neben einem wundervollen Sohn, das neue Jahr 2020 alles für Sorgen, Ängste und Trauer bereit halten würde. Ich nahm so schnell Abschied von meiner Mama und sorgte mich gleich danach, dank Pandemie, um die Gesundheit meiner Lieben, daran hat sich auch 2021 nichts geändert. Mein Leben ist ein anderes geworden. Meine zwei kleinen Mädchen gingen jetzt genau eine Woche in der Kindergarten, schon gabs ungute Nachrichten, damit sollen wir Eltern leben lernen, mit der Sorge, mit der Verantwortung. Es fällt mir so schwer. Dauerausnahmezustand. Und die Energiereserven sind aufgebraucht.

Einen Tag wollte ich mir in diesem Jahr stehlen. Es sollte mein Geburtstag sein, den ich sonst umringt von lieben Menschen feiere. Nach Stille sehnte ich mich. Nach einer Pause vom Alltag und dem Kreislauf von Listen, Essen, Wäsche, Termine, bringen und holen. Das hat jetzt nicht so ganz geklappt. Aber fast. 😅 Ich wollte nicht wieder meinen Geburtstag ausrichten, dafür habe ich in diesem Jahr keine Energie mehr, alles wiederholt sich immerzu und ist dennoch so ganz anders. In der Vergangenheit hat es mir gerade in traurigen Zeiten so viel geschenkt, diesen Tag so zu Hause im Kreise meiner Freundinnen, Familie und meinen Lieben zu verbringen, aber nicht in diesem Jahr. Ich bin ohnehin immer daheim. Ohne je wirklich allein zu sein, umringt von Stimmen, von Sorgen, von Freude, von Gedanken. Immerzu spricht jemand mit mir, morgens bis nachts. Ich bin niemals wirklich allein. Ansprechpartner Nummer 1. 

Ich bin so dankbar, so so sehr, für all die Weggefährten, die liebsten Freundinnen, die Familie und die lieben Nachrichten, die mich heute erreichen und überwältigt von der Menge, das bewegt mich so sehr. Und dennoch, trotz der mulmigen Gefühle, alleine zu Essen, allein weg zufahren, und dennoch mit zu Hause zu schreiben, irgendwie fühlt es sich gut an, ein Stück weit über mich hinaus gewachsen zu sein und mir diesen Tag dank des Mannes Hilfe mir selbst geschenkt zu haben. Und jetzt freu ich mich auf zu Hause. Und meine Familie. 

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