„Nur so zum Spaß?!“

Manchmal fällt es mir schwer, „gut genug“ zu sein, man liest es überall, aber es umzusetzen, zu fühlen und zu leben ist so viel schwerer, vorallem ohne gleich wieder in der Selbstoptimierungsecke zu sitzen… 

Dinge mussten sich doch immer lohnen, um Wirklichkeit zu werden. Nur ein bisschen aus Spaß Gitarre spielen? Dann ist es kein Hobby, man nimmt es nicht ernst, nach zwei Jahren Geige einfach damit aufhören, dann hört man schnell, die Zeit sei „umsonst“ gewesen. Dabei ist sie es nicht. Jeder neue Handgriff, jedes Erlebnis ist eine Bereicherung. Man ist kein Mensch, der schnell aufgibt, nur weil man Hobbies, die gerade nicht passen oder einem keine Freude mehr machen, einfach loslässt. Man darf etwas loslassen und man muss nicht „ernsthaft“ Dinge tun, damit sie sich „lohnen“… es lohnt sich immer!

Das versuche ich meinen Kindern mitzugeben, gerade meinen Großen. Ob Nachfragen, ob das so noch Spass macht oder sie bestärken Gesangsunterricht zu nehmen, weil es ihr Freude macht. Ohne Chor, ohne Auftritte, einfach nur so, weil es ihr gut tut. Zu Weihnachten gabs eine eigene Gitarre für sie, weil es sie glücklich macht, ob sie dafür in nächster Zeit schon Zeit haben wird nebst Geige und Gitarre noch da Stunden zu nehmen, wer weiss?! 

Manchmal muss ich mir sagen, dass es okay ist, dass ich jetzt gern sticke, aber nicht jede Nacht Zeit dafür habe, muss mir erlauben, mir neue Garne zu kaufen, obwohl noch Farben da sind, „Lohnt das denn?“ tönt es dann in meinem Kopf?! Darf ich nur zum Spass solange sticken wie es mir Freude macht, muss ich nicht ernsthafter sein, zielstrebiger, das 1000. Label gründen und mich auf Etsy herum treiben? Nein. 

Ich kann gern backen, ohne gleich ein Café zu eröffnen oder auch mal wochenlang gekauften Kuchen auf den Tisch stellen. 

Ich kann Bücher lieben, ohne selbst eines zu schreiben oder nur eine Seite am Tag zu lesen, obwohl ich im letzten Jahr 30 Bücher „geschafft“  habe, ich bin nicht nur dann toll und bücherliebend, wenn ich nachts das ganze Buch in einem Rutsch durchlese. Gleiches gilt fürs Schreiben.

Ich kann Pampered Chef nutzen und toll finden, es vertreiben, sogar eine Instagramseite basteln ohne gleich einen Vollzeitjob draus zu machen. 

Ich kann Tragetücher lieben und sammeln ohne gleich eigene zu weben, obwohl das echt mal cool wäre 😅

Ich kann das Schwimmen lieben und dennoch Monate lang nicht schwimmen gehen, weil es nicht in den Alltag passt oder nicht mal richtig Kraulen können, weil ich es nie gelernt habe.

Ich kann das Spazierengehen lieben, den Wald und die Berge und es dennoch nur selten schaffen eine grosse oder kleine Runde zu gehen oder grössere Ausflüge zu planen oder gar ernsthaft das Klettern und Wandern anzufangen, obwohl ich es wie den Schwimmverein richtig toll fänd. 

Den Zwang etwas klassisch zu Ende machen zu müssen, damit es gut ist, damit man etwas „geschafft“ hat, eine Näh- oder Stickarbeit, ein Buch, das Badputzen beenden zu müssen, für das gute Gefühl, davon will ich weg.

Ich bin all das da oben, jedes Stück ein Teil von mir, ich liebe all das und möchte für mich lernen, dass es genauso gut ist, wie es ist…

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