les moments

CW/TW: Fehlgeburt Als ich diese Zeilen hier am vorletzten Montag tippte, war ich losgelöst von mir, ich stand noch unter Schock, es war nicht als würde ich von mir erzählen, ich konnte nicht daran beteiligt sein, ich hörte Agnes Obel rauf und runter, eingeschlossen in meinen Kokon aus Trauer und fühlte einfach alles und nichts. Bis zuletzt hatte ich gehofft, ich würde aus diesem Arztzimmer heraus spazieren, über mich selbst schmunzeln und meine Sorgen und hätte wie schon in anderen Schwangerschaften nur ein Hämatom oder ein irgendwas, eine kleine Blutung. Kein Zweifel an der Fehlgeburt blieb, als am späten Nachmittag die Krämpfe unerträglich wurden und mit ihnen die Blutung kam, die stark blieb und anhielt samt der Krämpfe über eine Woche. Nicht nur die Seele arbeitete, auch der Körper verarbeitete die Fehlgeburt. Nebenher der Alltag, Kinder die mich brauchen, keine Zeit sich wirklich zurück zu nehmen oder zu ziehen oder schwach zu sein, immer weiter machen, es bleiben nur wenige Augenblicke, in denen die eine oder andere Träne rollen kann, Fragen die man eigentlich hinaus schreien möchte. Am Freitag Vormittag dann, nach einer Woche, fünf Schultagen, in denen ich getan hatte was nötig war und oft auf Wirkung der Schmerzmittel wartete, Tage in denen ich blasser wurde, meine Lippen aufgesprungen waren, aber ich meinen Job machte, sackte ich in mich zusammen, es überrollte mich so eine Hilflosigkeit, Traurigkeit, da war so viel Leere. Und erst als ich das zulassen konnte, selbst überrascht von soviel Schmerz auch bei der fünften Fehlgeburt, konnte es am Wochenende ein kleines bisschen heller sein. Die dunklen Tage, sie werden mich noch eine Weile begleiten, ohne Zweifel. Denn auch wenn wenig tröstend zu mir gesagt wird, bald käme bestimmt unser Wunschkind, ich trauere um genau dieses Kind jetzt. Es hatte einen Namen. Alle unsere fehlenden Kinder haben einen Namen. Elise. Halt finden im Alltag, zu sich selbst zurück finden ist schwer, wenn man nicht mehr ganz die alte Version von sich ist, man muss ohne einen Teil von sich weiter machen und das ist immer schwer- jemand fehlt. Ich bin schlafloser, souffleurloser und dennoch noch ich, irgendwie so ein Dazwischen.

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