Covid- 19 bei uns

Zwischenstand

Ich bin sehr dankbar, dass wir es in den Urlaub geschafft haben, auch wenn es beängstigend zu Beginn war, die Vorstellung ohne Kinderarzt weit und breit, auch ein Allgemeinarzt über Pfingsten nicht verfügbar, das nächste Krankenhaus sehr weit weg, ganz anders als daheim, auch wenn unser Krankenhaus grad negativ durch die Presse ging, gibt es dort überhaupt eine medizinische Versorgung, die Apotheke, die hier seit diesem Jahr geschlossen ist und wir eben ohne Auto und nicht über endlose finanzielle Mittel verfügend allein im Nirgendwo.

Ich hatte wegen der geschlossenen Apotheke und einer sehr schlechten Erinnerung an Lilous erste Bronchitis mit drei Monaten hier oben an Weihnachten sogar den Pariboy mitgeschleppt, was ein Glück. Eigentliche eine halbe Apotheke dabei, weil ich wusste, es bleibt nur Online bestellen, was hier hoch per Post Tage dauert oder eben aufs Rad werfen und ein paar mehr Kilometer ins nächste Dorf fahren, krank einfach keine Option. Und nicht schaffbar wie sich zeigte.

Wir sind mal wieder auf uns allein gestellt, dass ist wohl etwas ernüchternd. Auf der anderen Seite haben wir das Glück hier oben abgeschieden zu sein, der Garten läd zum Toben ein und die Kinder können bei gutem Wetter den ganzen Tag draussen sein, ohne dass wir andere gefährden. Wir haben auch einen kleinen Strandabschnitt, zudem grad keiner kommt. Alles in allem so gesehen ein Glücksgriff und auch sehr arbeitergeberfreundlich mitten im Urlaub an Covid zu erkranken.

Wir sind nur eine Familie von vielen, die es jetzt wo doch alles sicher und offen ist, erwischt, man könnte fast meinen auf die letzten Meter, aber obwohl alle so viel draussen sind, gibt es nach wie vor viele Infektionen. Was milder Verlauf heisst, wissen die Wenigsten, nach Krankenhausdeutsch ist ein milder Verlauf noch Sauerstoff via Schlauch in der Nase im KH, nur dass man (noch) nicht anders beatmet werden muss, dieses „mild“ ist sehr breit gefächert. 

Ein PCR Test ist hier im Nirgendwo nicht mal möglich, also werden wir von keiner Statistik erfasst. 

Zu uns als Individuen: der Mann hat es gefühlt und wie eigentlich erwartet besser weg gesteckt, schon nach kurzer Zeit ging es ihm deutlich besser als mir, was kurz auch die Tests anzeigten, heute allerdings die Überraschung der Test ist wieder so fett positiv wie am ersten Tag. Er hat gehustet, so ein trockener, unproduktiver Husten, Temperatur ging auch rasch runter, wollen wir mal hoffen, dass das so bleibt und die Tests bald nichts mehr anzeigen.

Bei mir sah das anders aus, wie befürchtet hat es mich umgehauen. Ich war richtig schlapp, es ging kaum was, das Gesicht tat mir weh, hatte Fieber und ganz fiesen fast schon asthmatischen Husten, ich bekam dann einfach keine Luft mehr. Jetzt inhaliere ich schon eine kleine Weile mit Salbutamol, weil ich beim Einatmen auf einmal so ein Brennen spürte, die Infektion war einfach bisher nicht lustig, aber langsam werden die Tests etwas weniger schnell und stark positiv, ich werte das optimistisch. Mein Ohr tat weh, die Nase ist immerzu zu, wenn ich kein Spray nehme und ich hatte ganz schlimm Probleme mit dem Sehen, plötzliche Verschlechterung und Konzentrieren, die Pfingsttage konnt ich zum Beispiel nicht lesen. Es strengte mich zu sehr an.  Das sah gestern dann schon anders aus, dafür fehlt mir mein kompletter Geruchssinn, und der Geschmackssinn ist auch beeinträchtigt, aber nicht so krass wie der Geruchssinn, das fiel mir erstmals beim Wickeln auf, ich roch nichts mehr, und stellte dann fest, ich riech wirklich gar nichts mehr, nur noch irgendwo entfernt, Kaffeebohnen, wenn ich die Nase fast schon rein drücke, was etwas unheimlich ist, weil ich doch den guten Riechsinn meiner Mutter geerbt habe und mich jetzt nicht mal selbst riechen kann, nicht das Meer, nicht meine Kinder…

Henry hat sich bisher gut erholt, der Husten ist verschwunden, dafür leidet Noah noch. Hustet diesen Husten, der bei uns allen gleich klingt oder klang und einfach nichts Gutes verheisst. Fieber hatte er wie Henry auch, und ich hoffe einfach nur, dass er bis zum Ende der Ferien wieder ganz fit sein wird, weil ab von nicht enden wollender Mutterliebe, danach die schriftlichen Prüfungen losgehen, die Mündlichen liegen immerhin bereits hinter ihm. 

Man macht sich einfach gerade als Grossfamilienmama sehr viele Gedanken, da niemand diesen Job hier machen könnte, müssen wir Eltern einfach schnell wieder fit sein, für die Rückreise, für dein Alltag, den kein anderer übernehmen kann, stemmen kann. Das macht den Druck aber grösser, umso dankbarer bin ich für dieses Gesundungszeitfenster.

Funktionieren tun wir dennoch, waschen Wäsche, halten eine Grundordnung, bereiten Mahlzeiten zu, schauen nach den Kindern.

Zum Teil bewegt(e) man sich wie ein Greis, schneller ging es nicht und trottete angestengt durch Kleinigkeiten so manchmal in Zeitlupe dahin, immerhin ist Urlaub. Aber auch ein Urlaub, dem die Leichtigkeit fehlt. Noch gab es keinen Spaziergang mit den Kleinen zum Spielplatz, die Konzentration für ein Spiel, immerhin geht Vorlesen abends wieder. Und etwas Zeit liegt noch vor uns.

Dennoch ist es genau so, wie man es all die Jahre befürchtet hatte, eine Art Dominoeffekt, etwas dem man einfach nur noch zusehen konnte, klack klack klack… das war deprimierend. Weil man es nicht mehr aufhalten kann und machtlos daneben steht.

Desweiteren hatte jetzt Tom hohes Fieber, Halsweh und einen positiven Schnelltest, es geht ihm echt nicht gut, ich war nachts mehrfach nach ihm sehen, andere Geschwister, die hier und da stichprobenartig getestet wurden, sind noch bisher alle negativ, sogar Zoe, die mit Noah ein Zimmer teilt, sogar die Kleinen, die mit mir und meiner Viruslast schlafen mussten. Weil uns hier die Zimmer und der Platz ausgehen. Und mit Henry als kleinstes Kind auch alle Möglichkeiten fielen sich oder die anderen zu schützen. Natürlich geht man in Gedanken durch, wer wann geimpft wurde und erhofft sich weiterhin einen Schutz für die bisher Verschonten. Diese Erkrankung jetzt ist anders, als die von Zoe im Dezember und Lilou Ende Januar, beide hatten damals einen sehr hohen Wert im PCR und waren nach zwei Tagen schon wieder PCR negativ- zum Glück, ein Schnelltest war nie positiv. Geblieben war Zoe damals nach ihrer völlig symptomlosen Erkrankung ein schnelles erschöpft sein und der verlorene Gesuchssinn, den sie erst spät vermisste, bei Lilou mit ihren drei Jahren war uns weniger etwas aufgefallen.

Weitere Tests und Ibus sind bestellt, die erste Gross-Packung ist bald aufgebracht. Wir warten, aber jeder neue Patient ist ein kleiner Rückschlag. Nachts dreht sich das Sorgen- und Gedankenkarussell, wenn das Hirn zu müde ist um weiterhin vernünftig seine Bahnen zu drehen, dann kommt hier und da die Panik und bricht sich Bahn…

Wir waren schon so oft hier oben krank, Platzwunden, die im KH versorgt werden mussten, schwere Bronchitis mit Besuch beim Notdienst über Weihnachten, Hexenschüsse, Rotaviren, die uns eine ganze Weile hier in Schach hielten, gebrochene Zehen und Finger, die ebenfalls im Krankenhaus behandelt wurden, Achillesversenschäden, von denen man heute noch was hat, Feuerquallenbegegnungen, Läuse und Würmer sogar noch im alten Haus im Bungalow, in dem ich in der kleinsten Küche stand und Unterhosen auskochte, Blutungen, zu ziehende Fäden aus Wunder… aber das hier ist anders, dieser Virus ist so unberechenbar. Und als ich heute Nacht wach lag, dachte ich bei mir, jederzeit wieder würde ich eine Impfung dieser Erkrankung vorziehen, jederzeit und ich mag nicht wissen, wie sich das hier entwickelt hätte ohne jeden Schutz. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so gut geschafft hätte mit meiner Immunschwäche, bekam doch mein Körper nicht mal die Zahnsachen in den letzten Jahren ohne Drama wirklich gut hin, aber das hier sind keine ungewollten Bakterien, bei dessen Bekämpfung ich meinem Körper helfen kann, sich selbst zu heilen, hier musste er allein durch. Aber es geht gefühlt bergauf und ich hoffe das bleibt jetzt so! Bleibt der Blick auf die Kinder…

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