Zwei Tage

Am ersten Schultag brachte Nils morgens die Jungs zum Schulbus, ich machte Zelda derweil ganz entspannt und ohne Hektik fertig, ich hatte nur vier Stunden geschlafen und war extra früh aufgestanden, damit ich wirklich angezogen und frisiert sein würde, bevor die Kinder mich brauchen. Leider kam der Schulbus zu spät am ersten Tag und somit gab es etwas Chaos wo jetzt der Sohn mit dem Kaffee fürs Elterncafé eigentlich gelandet war. 

Nils checkte noch mein Rad und das erste Mal in unserer Einschulungsgeschichte setzten wir uns auf die Räder und fuhren mit der Erstklässlerin zur Schule samt Schultüte und Ranzen im Lastenrad, statt mit einem Taxi. Leider konnten wie letztes Jahr schon zur Einschulung keine Geschwister und Verwandte dabei sein, wie früher bei den anderen Kindern. An der Schule angekommen, checkte der Mann nochmal die Elterncafé- Lage, aber es war alles dank der Vorbereitungen am Vortag und der Damen vor Ort okay, der Kaffee war auch aufgetaucht und der Mann würde nach der eigentlichen Einschulung dazustoßen.

Nach der kurzen Begrüssung der neuen Kinder im Garten, fuhr ich auf dem Rad auch schon nach Hause und holte unterwegs Baguette, das wollte ich nicht auch noch selber machen, leider fiel mir dennoch ein, dass ich nicht viel als Aufstrich da haben würde, nebst dem guten Schinken und den Ofenkäse für die Kids. Ich hatte das neben der Soljanka komplett vergessen. Somit war ich froh, dass die zwei Gästinnen samt Kindern abgesagt hatten und wir in Familie blieben, denn dank des Homeoffice vom Mann- Schnapsidee- stand ich etwas allein in der Küche und machte wie schon am Vortag zwar alles ganz in Ruhe, Schritt für Schritt, darauf war ich stolz, dass ich mich dem Stress vom Vortag entzogen hatte und einfach alles so wie es kam gemacht hatte, dennoch dauerte alles viel zu lang, Knoblauchbutter, Frischkäse mit Rucola und Möhre aus dem Thermomix und Eiersalat durfte nicht fehlen, dazu wie immer Tomate Mozzarella, und ein ganzer Haufen Obst: Melone mit Wassermelone, Ananas und Mango- ein Festessen, nur leider aßen wir so releativ spät, nachdem der Tag so früh gestartet war und für den Großteil der Erwachsenen ohne Frühstück. Zoe und Noah wurden morgens gebracht, wie schon Zoe letztes Jahr an ihrem ersten Tag an der neuen Schule, leider konnten sie nicht abgeholt werden, was so schade war, weil Zoe sich um ihre Jahres- Fahrkarte kümmern musste, die während der Ferien auf den Postweg verschollen gegangen war.

Als am Nachmittag dann alle Schulkinder wieder daheim waren, fuhr auch die Oma nach Hause, nachdem die Tante schon etwas eher aufgebrochen war. Ich packte also noch unsere Schwimmsachen ein und wir fuhren ein letztes Mal ins Freibad mit den Kleinen in dieser Saison, denn in den kommenden Tagen sollte es regnen. Im Anschluss gab es den obligatorischen Abendbrotteller wie jeden Abend, ich machte wieder Wäsche an und versuchte dem Chaos in der Kleinstküche wieder irgendie entgegen zu wirken, putze Zähne, brachte die Minis bis auf Henry ins Bett, las vor und wartete wie jeden Abend, dass die Drei schliefen und Emil um 21Uhr ins Zimmer kam. Nachdem Nils mit Henry zum Einschlafspazieren raus gegangen war, trottete ich in die Küche, weiter aufräumen und um einen Tortenboden für Lilous gewünschten Erdbeerkuchen zu backen, redete noch mit den Großen, die ja heute Morgen ins Schullandheim fuhren und etwas hibbelig deswegen waren. Ich machte mir noch etwas zu Essen, beendete mein Hörbuch und ging dann schon kurz nach Mitternacht ins Bett. 

Heute Morgen die zwei Großen verabschiedet, die erst am Freitag zurück kommen. Und die anderen auf den Weg gebracht, derweil verweigerte Lilou den ersten Gang des neuen Kindergartenjahres in selbigen zu gehen. Nach einer Weile des Versuchens heraus zu Kitzeln, wie man der Minimaus helfen könnte, hörten wir ein: „Mama soll!“ Also schnelle Planänderung, während wir mit den Großen schrieben, die durch ÖPNV Chaos eine Stunde zu spät samt Koffer und Tasche an der Schule ankamen, immerhin warteten beide Busse auf die Großen, (wir hatten die Schule informiert, die Zwei ihre Klassenkameradinnen) die in unterschiedliche Einrichtungen aufbrachen. Ich schlupfte also schon mal gestresst und unverhofft von Nachthemd ungeduscht & ungeschminkt (mach ich nie!) in die Klamotten und los gings mit den Bus statt Lastenrad mit Papa (und Henry) für Lilou und mich zum Kindergarten. Ich vergaß natürlich prompt ihre Hausschuhe, die der Mann dann lieber weise vorbei rollte. Aber so klappte die erste Abgabe nach den Ferien doch noch ganz gut, obwohl Lilou alles andere als begeistert war von dieser Idee und sich nur in die Gruppe tragen liess. Irgendwie gings, auch wenn ich mitten in den Morgenkreis platzte, um dem Kind die Hausschuhe zu überreichen. Und ich hoffe morgen gibt es an ihrem Ehrentag dann keine Probleme, deswegen war mir so wichtig, dass sie heute geht und nicht erst morgen damit startet.

Den Berg hoch in die Altstadt ging es dann für mich, um Obst und Gemüse auf dem Marktstand nachzukaufen, leider entpuppen sich die Erdbeeren für Lilous Geburtstagskuchen als ungeniessbar. Und leider fiel das erst auf, als ich begonnen hatte die geschnittenen Erdbeeren auf der QuarkSchmandSahne zu verteilen. Durch das Kindergarteninzermezzo waren meine Pläne und  Zeitfenster futsch, Lilou wird täglich um 12Uhr geholt und dafür muss ich eigentlich um 11.20Uhr los, das ist am Vormittag nicht mal viel Zeit, wenn man morgens nicht zum Kindergarten oder Einkaufen muss, ich habs also grad noch geschafft mich zu duschen, zu schminken und im Stehen zu frühstücken, die ersten 16 Muffins zu backen, als Mitgabe für den Kindergarten morgen und die Creme auf den Erdbeerkuchen zu verteilen (und die Erdbeeren dann zu entsorgen), bevor ich mit Henry im Kinderwagen zu Fuss zum Kindergarten lief, damit Nils zu Hause zum arbeiten käme und nach zehn Wochen ohne Hilfe, und sechseinhalb Wochen Ferien, Dauerdasein und Beschallung und Bemühen einfach wie immer ein guter Vater zu sein, mal fünf Minuten Luft holen konnte! Einfach mal allein im Haus sein, ist die absolute Ausnahme, zumal sich sofort und augenblicklich alle todos ins Hirn drängen und man/frau sowieso nicht zum Abschalten kommt, und dann die Sache mit dieser Lohnarbeit 😅🙈 

Kinder abholen mit ÖPNV ist ja immer so eine Sache: es schlaucht! Ich habe das jahrelang gemacht, etliche Jahre. Mehr als Zehn, um genau zu sein täglich eine Stunde unterwegs zum KiGa, aber zuvor war mir der öffentliche Nahverkehr natürlich nicht unbekannt, viele Sport- und Sportgruppen, Kurs und weiss der Himmel, gerade mit der bald achtzehn werdenen Zoe fuhr ich damals immer montags über eineinhalb Stunden rüber zur Oma, in ihre Krabbelgruppe. Etliche Jahre also sah ich Kinder im Gang liegen, habe hnen liebevoll und geduldig beigebracht, den Platz erst zu wechseln, wenn der Bus steht, die magischen Worte vorm Einstieg eingeflüstert: Sitzen bleiben, leise sein, erst drücken, wenn wir aussteigen müssen, am Besten auf 3, damit alle gleichzeitig drücken können! Den Tintenfisch im Einkaufsnetz hab ich ja grad immer dabei. Im Kinderwagen bleiben, wenn wir schon im Bus sind? Nein, aufstehen! Also muss ich versuchen Henry im Sitz zu behalten, während Kamikaze Busfahrer vergessen haben, dass sie Menschen transportieren und kein Holz. Ich halte seit vielen Jahren Kinder davon ab, Knöpfe zu drücken, die immerhin nicht wie in meiner Kindheit bei jedem Drücken ein Geräusch machen, Halleluja, sondern nur einmal, aber dennoch will man nicht den Zorn des Busfahrers auf sich lenken, der beim nächsten Mal vielleicht auf einen Warten soll, wenn man angerannt kommt, in dem er überall halten muss, weil der Nachwuchs das Knöpfchen so witzig findet 😅 Henry ist grad eben auch Team ich lauf überallhin, sitzen wird überbewertet und wenn ich sitzen muss, bzw festgehalten werde, damit ich mich im fahrenden Bus nicht verletze, ist das Freiheitsberaubung und dann schrei ich halt. 🙈🤣 Also ist Kreativität gefragt, Ablenkung: Guck mal hier und guck mal da, Killekillekille und schon darf ich aussteigen, bzw umsteigen in den nächsten Bus, in einer Hand den Kinderwagen, in der anderen den Tintenfisch, die Türe blockieren, sehr wichtig, damit man als Mutter eingeklemmt wird, wenn der Busfahrer es besonders eilig hat und nicht die Kinder und dann dem Kindergartenkind zu raunen: „Wir steigen jetzt aus!“ So stressig wir sich das liest, ist es zwar auch, aber ich konnte dem auch etwas Gutes abgewinnen, ich war sehr sehr fixiert auf meine Kinder, konnte in der Zeit nichts anderes machen und wir hatten Spass! Jawohl! 

Beim Aussteigen aus dem Bus, fragte mich eine ältere Dame heute: „Kann ich Ihnen helfen?!“ Ich nuschelte unter der Maske sowas wie „Sollte schon gehen!“ und diese Frau sah mich so eindringlich und ernst an als sie zu mir sagte, und es war die Art wie sie es sagte: „Man schafft so Einiges im Leben oder?!“ und ich antworte aus tiefstem Herzen nur: „Ja!“ mit Kloß im Hals, auch bestärkt und stark, ich bin eine Kriegerin, ich steh immer wieder auf. 

Zu Hause schnibbelte ich schnell Gemüse und grillte es im Ofen für Bens vegetarische Soße und koche dann die Carbonara nach meinem eigenen Plan (von Juli, in dem ich mir alles  Nötige für mein Zukunfts- Ich notiert hatte), begrüsste die neuen Fünf aus der Schule, frisch mit dem Schulbus eingetroffen. Als der Mittagstisch endlich abgeräumt, jeder sein Herz ausgeschüttet bzw von seinem Tag erzählte hatte, der Mann grad mit Henry im Kinderwagen zur Tür raus und ich im Badezimmer war, kündigte sich Zyklustag 1 an (nicht so wirklich schön und aufbauend, und bitte man möge andere Personen niemals fragen, ob sie schwanger sind, man weiss nie in welche Wunde man Salz streut), die Waschmaschine piepte bzw die Wasserpumpe, bzw das Teil das die Waschmaschine ausstellt, wenn die Pumpe nicht pumpt und früher den Keller flutete, und es klingelte an der Türe, alle Kleinen in Aufruhr, denn ich hatte die Nachricht überlesen, dass eine Freundin das Geschenk für Zelda vorbei bringen wollte, da sie gestern spontan abgesagen musste und nicht zur Einschulung kommen konnte. Als Henny schlief, Nils arbeitete, Zelda mit den ersten Hausaufgaben durch war, und grad sowas wie Mittagspause war, flitzte ich zum Freibad, ganz allein das erste Mal in dieser Woche. Natürlich aufgewühlter jetzt als zuvor. Heute nach 600m sprang ich auch schon wieder aus dem Wasser, rein in den Bus, um ein paar Haltestellen später Tom zu treffen, der dazu stieg, um gemeinsam mit ihm zum Kieferorthopäden zu fahren, ich liebe diese Effizienz. Während der Mann spontan erst mit Henry beim KiA war, für zwei theoretisch sowieso geplante und fällige Impfungen, aber diese beschleunigt durch den heute gelesenen Aushang im KiGa: Windpocken in Lilous Gruppe. Der Mann weiss aus eigener leidvoller Erfahrung wie scheiss gefährlich Windpocken sein können, darauf geh ich aber nicht näher ein an dieser Stelle und so sind wir immer froh, wenn diese Impfungen vom Tisch sind und im Anschluss holten sie gleich unsere Katze aus der Pension, die Zwei, war alles ein Weg. Grosse Effizienzliebe! Nach dem Kieferorthopäden lief ich noch mal einkaufen. Als ich das dritte Mal heute am Kindergarten vorbei lief, dacht ich auch nur: Was ein Tag! Aber ich fand brauchbare Erdbeeren, schämte mich natürlich, aber Wunsch ist Wunsch und buk dann noch mal Muffins für den Geburtstag im Kindergarten, denn alle Backende wissen, jeder ein Muffin, sprich mindest 25/26 plus Erzieherinnen oder Lehrkräfte und belegte den Erdbeerkuchen final endlich mit Erdbeeren. Aber erst ging es im Nieselregen noch einmal auf den Spielplatz, ich wollt Zeit mit den Kindern verbringen, nachdem ich mal wieder wie immer ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, weil ich ganz allein im Freibad gewesen war und wusste, was sie für einen Spass gehabt hätten dort im leeren Bad, aber es war zeitlich dank des Wetters einfach nicht mehr drin, ich hätts todmüde wie immer dennoch gemacht. Dann das gleiche wie jeden Abend, statt Weltherrschaft Abendbrotteller, bzw heute waren alle satt vom Kuchen und es gab nur Obst und Gemüse 😅 

Danach stahl ich mich mit dem Korb frisch gefalteter Wäsche nach oben und verteilte die auf die Zimmer, und liess mich mit meinem Gedankenkarussell aufs Bett plumpsen, auf dem ich auch kurz wegnickte, wieder hoch schreckte und dann wieder… Zähne putzen, Vorlesen, Einschlafbegleitung, Henry im Kinderwagen mit dem Mann draussen, Küche aufräumen, was zu Essen organisieren und Geburtstag vorbereiten, sentimental werden, ins Bett plumpsen.

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