Weihnachten


„Geschafft!“, das war eines der vorherrschenden Gefühle als ich vor dem Baum stand und alle Geschenke dank der Hilfe der drei Großen darunter lagen. 

Die Adventszeit ist zehrend, so vieles bleibt bis zum großen Tag auf der Strecke. Die vier ältesten Kinder hatten fast keine Wünsche, umso kreativer musste ich werden und mir noch mehr Mühe in diesem Jahr geben, desto größer war aber auch die Freude bei mir zu sehen, wie selbst dem verschlossensten Teenager ein Lächeln entwich, weil ich das richtige im Sinn gehabt hatte. Ich musste mich einfach noch mehr einfühlen und als der große Sohn am Vorabend von Heilig Abend mir mit den anderen Beiden half, die Geschenke runter zu tragen, wusste er sofort, welches Geschenkpapier ich für ihn gewählt hatte: Schwarz mit Bronze. Da musste ich auch lächeln, gepunktet. Es war das erste Mal, dass ich die Kinder um Hilfe bitten musste für die Geschenke. Nachdem der Mann in dieser Woche mit Hexenschuss/Muskelzerrung zum Großteil auch noch ausgefallen war, gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder ich quäle mich alleine bis nachts da hindurch oder ich nehme die mir angebotene Hilfe der Großen an und akzeptiere, dass sie die ganzen Geschenke und den Zauber von der anderen Seite aus sehen, zusammen standen wir bestimmt über eine Stunde am Esstisch und haben Geschenkband gekräuselt, wobei der Mann mithelfen konnte. Das letzte Geschenk hatte ich erst am Vorabend eingewickelt und war mit allem gut fertig geworden, weil ich durch die komplette Adventszeit beinahe jeden Tag ankommende Geschenke eingewickelt hatte. Am Ende waren es etwa Achtzig, weil ich für vier Parteien eingekauft habe. Das Wichtigste dabei waren die neun verschiedenen Geschenkpapiere der Kinder, das ich vorab zu Fuss in Etappen gesorgt und versteckt hatte. In der kleinen Kammer, die kaum zwei Meter in der Länge misst, konnte ich so alles verstauen, ohne Namen an den Geschenken das Risiko minimieren, dass die Kinder sofort wissen wem welche Geschenk gehört (und was drin sein könnte), falls sie die Kammer stürmen. 

Ich habe mich in diesem Jahr durch den Besuch von meiner Schwiegermama und meiner Schwägerin zusammen mit dem Mann wieder entschlossen die Geschenke am Vormittag, während des Weihnachtsbrunch rauszugeben. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen muss ich nicht mittendrin am Tag, während die Kinder unter einem Vorwand draussen unterwegs und ich zu Hause bin, versuchen allein den Haufen Geschenke runter zu tragen, noch dankbarer war ich darüber unmittelbar als ich das mit den Großen tat 😅, der zweite Vorteil war natürlich, das meine Schwägerin dabei sein konnte, die Weihnachten immer mit liebsten Freunden feiert, der dritte Vorteil absolut, dass die Kinder ihre Anspannung verlieren, alles in Ruhe auspacken können, wenn sie noch fit und wach, guter Dinge sind, somit den ganzen Tag Zeit haben ihre neuen Spielsachen zu bestaunen und zu bespielen und nicht abends in aller Hektik, Papa Sachen aufbaut, Mama die Kinder auf morgen vertröstet, während sie das Abendessen kocht. Wir machen das sehr oft so, das Paket meiner Schwester (wir schicken einander immer Aufmerksamkeiten), öffneten wir auch noch vorher, damit alles entzerrter ist und die Freude grösser. Der Nachteil an so einem langen Weihnachtstag ist wohl, wenn die Kinder „zuviel Zeit“ hatten, der Tag immer länger wurde und sie abends zu Teilen, dann in ihrer Frustration sagen, alles sei doof gewesen. 😅 „Geschafft!“, dachte ich so oft diese Woche. Auch gestern Abend, als wir mit den vier Großen abends auf den Sofas lungerten, die Kleinen schliefen und wir in Ruhe „Glass Onion“ als Weihnachtsfilm ansahen, nur einmal unterbrochen vom aufwachenden Henry.

Jeden Freitag im Dezember hatte ich einen Termin, zwei mal war ich zum Kennenlernen in der Frühförderstelle, Lilou braucht Logopädie, die vielen Mittelohrentzündungen durften zumindest dazu beigetragen haben, dass sie sprachverzögert ist und dort etwas Hilfe und Unterstützung gebrauchen könnte, die sie aber aktuell seit einem halbem Jahr nicht bekommt, weil es keine verfügbaren Logopäden gibt. 

Dann gab es in dieser Woche noch einen „Elterntermin“ bei einem Psychotherapeuten eines der Kinder und einen beim Doppel- Termin beim Psychiater am Freitag, Verlauf, Dosierungsanpassungen und neue Rezepte. 

Daneben das Thema Bewerbungen, ob für einen Ausbildungsplatz, ein langes zweites FOS Praktikum, ein einwöchiges Schülerpraktikum oder ein FSJ. Alles nur Fragmente, denn meine Träume, Grüblereien und mein Struggle haben hier an dieser Stelle gar keinen Platz. Ebenso unerwähnt die kranken Kinder oder ich, die nicht wirklich gesund wurde.

Dankbar war ich oft in diesem Dezember, für unsere Reserven, an die ich immer und immer wieder musste, aber auch für zum Beispiel die Hilfe der Kinder, Zeit die wir zusammen verbrachten, ob mal beim Plätzchen verzieren, oder beim Kochen und in der Küche helfen durch Tom, der Crème brûlée zubereitet und mit mir die Maronencremesuppe für Heilig Abend kochte. So gern wie ich mit der Tochter spazieren gehe, so gern stehe ich mit diesem Kind in der Küche und koche!

Ich musste annehmen, dass vieles nicht ging, ich habe nicht wirklich mit den Kindern gebastelt im Advent, dafür haben wir andere Sachen gemacht. Ich habe, gerade in dieser letzten Woche mit dem Ausfall des Mannes, kaum Aufmerksamkeiten verteilt, weil ich es einfach nicht geschafft habe, aber immerhin ein klein bisschen, ich habe keine einzige Karte geschrieben und es hätte wirklich Menschen gegeben, denen ich gern ein paar Zeilen geschrieben hätte: Frau Zukunft, die Grossfamilienmama, meinen Freundinnen… aber es ging nicht. Alle Kraft, die ich hatte, habe ich in dieses Weihnachtsfest neben dem Alltag gesteckt. Meine eigene Aufregung kommt da ja auch immer noch dazu. 

Es war einfach so viel, so viel zu geben, zu kümmern, zu bedenken, zu sortieren, zu bestellen. Und immer noch liegt da so viel Unerledigtes, das wirklich wichtig wäre. Und die eigenen Kräfte wurden immer weniger. Die Zeit für mich gab es in dieser Woche irgendwie nicht. Keine Zeit zu lesen, zu hören, zu schreiben, zu posten, einzig und allein den einen oder anderen  „Podcast“ aka Sprachnachrichten an liebe Freundinnen konnte ich senden für mein Seelenheil. Ich freue mich umso mehr darüber, dass wir jetzt seit Freitag Mittag endlich Ferien haben und der Mann Urlaub, und er bald hoffentlich wieder richtig fit ist. 

Schwierig wird die Vollbremsung jetzt und die Balance zwischen: dahin schlumpern und Energien aufladen, sich Zeit für sich, aber auch wertvolle Zeit mit den Kindern zu nehmen, sprich die Zeit, die wir jetzt haben zu nutzen, aber eben auch dazu sie bewusst nicht zu nutzen. 

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